Besser hätte der Auftakt nicht laufen können
TG Saar gewinnt den Bundesliga-Kampf gegen Stuttgart mit 59:16. Neuzugang Nikita Nagornyy überragt, Sergej Charkov muss passen.
DILLINGEN
„TNT, I’m dynamite“, donnerte es am Samstag beim ersten Bundesliga-Heimkampf der TG Saar aus den Boxen der Kreissporthalle Dillingen, und rund 300 Zuschauer klatschten auf der Tribüne rhythmisch mit. Turn- und ACDCFans kamen gleich mehrfach auf ihre Kosten. Sechs Mal ging Nikita Nagornyy für die TG Saar beim 59:16-Sieg gegen den MTV Stuttgart an die Geräte. Sechs Mal ließ es der 20 Jahre alte Neuzugang der TG Saar bei seiner Heimpremiere krachen.
Fünf von sechs Duellen gewann Nagornyy mit voller Punktzahl. Insgesamt steuerte er 28 Punkte zum Sieg bei – Wahnsinn. Der Russe ist wirklich TNT, reiner Sprengstoff, pures Dynamit. Die Kampf-Hymne ist somit gut gewählt. „Ich höre mir den Song auch immer beim Krafttraining an. Er motiviert mich“, verriet der Muskelberg nach dem Knaller-Einstand im Saarland.
Bei seinem ersten Einsatz für die Turngemeinschaft hatte Nagornyy bereits angedeutet, welche Weltklasse in ihm steckt. Im Ludwigsburger Titel-Finale gegen Straubenhardt turnte der kurz zuvor verpflichtete Doppel-Europameister am Sprung (2015) und Boden (2016) an drei Geräten – und gewann alle Duelle klar. Im Dezember reichte es nicht zum Sieg. In Dillingen absolvierte der Ersatzmann des verletzten TGSaar-Stars Oleg Wernjajew das volle Programm und war Garant für den wichtigen Auftakterfolg.
„Man hat gesehen, dass Nikita ein extrem guter Mehrkämpfer ist. Der Junge hilft uns, den Olympiasieger zu ersetzen“, schwärmte Thorsten Michels vom neuen Glücksgriff. Das ganze Potenzial habe der Russe noch nicht abrufen können, stellte der TG-Vorsitzende fest und nannte gleich den Grund: „Die Winterpause war extrem kurz. Wir haben heute bei allen Unsicherheiten gesehen, was bei der kurzen Vorbereitung nicht verwundert.“
Nahezu fehlerfrei turnte Waldemar Eichorn bei seinem Sechskampf und legte am neu verlegten Sprungfeder-Boden gleich mal vier Punkte vor. Fünf Zähler steuerte Nagornyy zum 9:4-Erfolg am Paradegerät der TG Saar bei. Die sprunggewaltigen Turner Luca Ehrmantraut und Felix Remuta gingen überraschend leer aus. Letzterer hatte jüngst in Südkorea mit dem Top-Future-Team des Deutschen Turnerbundes (DTB) ein Trainingslager absolviert. „Von den Olympischen Spielen haben wir nichts mitbekommen. Wir haben nur die Halle gesehen“, erzählte der 20 Jahre alte Bayer grinsend.
Gut gelaunt und in Top-Form präsentierte sich auch Eugen Spiridonov am Pauschenpferd, musikalisch gepusht vom Rocky-Song „Eye of the tiger“. „Rocky ist ein Kämpfertyp, das gefällt mir“, meinte der 35-jährige Routinier und zwinkerte nach dem Ringe-Knockout (15:0) der Gäste das „Auge des Tigers“.
Altmeister Sergej Charkov musste seine Rückkehr im TG-Trikot dagegen verschieben. „Ich wollte an den Ringen turnen, habe mir aber im Training einen Brustmuskel gezerrt“, seufzte der 47 Jahre alte Dreifach-Olympiasieger. 5:5 endete der Vergleich am dritten Gerät. Bei einer 29:9-Führung war dann bereits zur Pause klar, dass hier nichts mehr anbrennen wird. Auch in den folgenden Duellen am Sprung (9:3), Barren (11:2) und am Reck (10:2) dominierte der deutsche Vizemeister deutlich und sicherte sich die erste Tabellenführung der 50. Bundesliga-Saison.
Viktor Schweizer konnte zufrieden sein. Bei der Vorstellung der Mannschaften war das saarländische Trainer-Urgestein von „Zieh-Sohn“Waldemar Eichorn mit warmen Worten und vom Team zwei Tage nach seinem 65. Geburtstag mit Präsenten überhäuft worden. Den Knaller-Sieg gab es später noch obendrauf. Und das freute den Jubilar: „Ein wirklich schönes Geschenk.“