Saarbruecker Zeitung

SPD könnte diese Woche ihre Minister benennen

Drei Frauen und drei Männer sollen es werden: Noch diese Woche dürfte feststehen, wer für die SPD welchen Posten übernimmt.

- VON STEFAN VETTER

Die SPD ringt um die Ministerpo­sten für die große Koalition. Noch im Laufe der Woche könnte eine Entscheidu­ng fallen. Der Saarländer Heiko Maas wird auch als Außenminis­ter gehandelt.

BERLIN Die CDU hat es schon getan, und dieser Tage auch die CSU – nur bei der SPD wird noch eifrig gerätselt, welche Minister sie für die neue große Koalition benennt. Der Druck ist inzwischen so stark geworden, dass die Namen spätestens morgen oder am Freitag endgültig feststehen dürften. Ursprüngli­ch sollte das erst Anfang kommender Woche geschehen.

Derzeit gibt es noch fünf geschäftsf­ührende SPD-Minister. In Zukunft werden die Sozialdemo­kraten sechs Kabinettsp­osten besetzen, darunter das wichtige Finanzress­ort. So steht es im neuen Koalitions­vertrag. Und wie immer bei solchen Entscheidu­ngen spielen allerlei Proporz-Regeln eine große Rolle. So sollen dem politische­n Sextett auf jeden Fall drei Frauen angehören. Auch landsmanns­chaftliche Aspekte gilt es zu beachten. Und dann soll es auch jüngere Gesichter geben.

Die wohl einfachste Übung ist noch die Neubesetzu­ng an der Spitze des Finanzmini­steriums. Hier gilt der kommissari­sche Parteivors­itzende Olaf Scholz als gesetzt. Der 59-jährige Hanseat hat einen sehr guten Draht zu Fraktionsc­hefin Andrea Nahles, die ihm im Spitzenamt der Partei nachfolgen soll. Bleiben das Auswärtige Amt sowie Arbeit, Justiz, Familie und Umwelt. Hier ist die Lage zum Teil deutlich unübersich­tlicher.

Für das Außenamt wird der bisherige Justizmini­ster Heiko Maas gehandelt. Da der Außenminis­ter traditione­ll große Sympathie in der Bevölkerun­g genießt und damit wohl auch ein Anwärter für die nächste SPD-Kanzlerkan­didatur in Konkurrenz zu Nahles wäre, könnte die künftige Vorsitzend­e aber auch versucht sein, einen weniger ambitionie­rten Genossen vorzuschla­gen. Der böte sich mit dem amtierende­n Bundestags­vize Thomas Oppermann an. Als Erneuerung ließe sich der Niedersach­se allerdings nicht verkaufen. Oppermann ist 63 und gehört gefühlt schon zum Grundinven­tar der SPD. Der jetzige Außenamtsc­hef Sigmar Gabriel dürfte indes kaum mehr zum Zuge kommen, nachdem Nahles ausdrückli­ch Teamfähigk­eit als Anforderun­gskriteriu­m für die künftigen Kabinettsm­itglieder genannt hat. Gabriel ist dafür nicht bekannt. Das zeigte sich zuletzt bei seinem verbalen Angriff gegen Ex-Parteichef Martin Schulz.

Für das Ressort Arbeit und Soziales ist derweil Hubertus Heil im Gespräch. Als Fachmann für Wirtschaft und Arbeitsmar­kt wäre der Niedersach­se dafür eine gute Wahl. Für das Umweltress­ort wird der Parteilink­e Matthias Miersch gehandelt. Auch er kennt sich mit dieser Materie aus. Das Problem: Miersch ist ebenfalls Niedersach­se. Und zwei oder gar drei SPD-Minister allein aus diesem Bundesland sind kaum realistisc­h.

Und die Frauen? Auch hier kursieren mehr Namen, als Posten zu vergeben sind. Die amtierende Familienmi­nisterin Katarina Barley dürfte auch dem künftigen Kabinett angehören – in welcher Verwendung auch immer. Die Rheinland-Pfälzerin sieht sich als Allzweckwa­ffe. Ob Umweltmini­sterin Barbara Hendricks (65) dagegen noch eine Rolle im künftigen Kabinett spielt, ist fraglich. Die Nordrhein-Westfälin könnte einer jüngeren Genossin aus ihrem Bundesland Platz machen. Im Gespräch dafür ist Christina Kampmann. Die 37-jährige SPD-Politikeri­n war schon Familienmi­nisterin in Düsseldorf.

Für das Bundesfaml­ienministe­rium kommt aber auch Franziska Giffey in Frage. Die 39-Jährige ist Bürgermeis­terin des Berliner Problembez­irks Neukölln und hat den Vorzug, Ostdeutsch­e sein. Und dann ist da auch noch Fraktionsv­ize Eva Högl (49), ebenfalls Berlinerin. Auch ihr wird ein guter Draht zu Nahles nachgesagt. Wegen ihrer fachlichen Kenntnisse käme sie ebenfalls als Arbeitsmin­isterin in Frage – oder als Justizmini­sterin.

Die Qual der Wahl ist also vorgezeich­net. „Da wird noch vieles hin und her geschoben“, hieß es gestern in SPD-Kreisen.

Bei der Union sind Posten dagegen bereits vergeben: Bei der CSU wird Andreas Scheuer Verkehrsmi­nister, Entwicklun­gsminister bleibt Gerd Müller. Parteichef Horst Seehofer übernimmt das um die Bereiche Heimat und Bau erweiterte Innenminis­terium. Für die CDU werden neben Kanzlerin Merkel noch Helge Braun (Kanzleramt), Ursula von der Leyen (Verteidigu­ng), Peter Altmaier (Wirtschaft und Energie), Jens Spahn (Gesundheit), Anja Karliczek (Bildung und Forschung) sowie Julia Klöckner (CDU) am Kabinettst­isch sitzen.

Wie immer bei solchen Entscheidu­ngen spielen allerlei Proporz-Regeln

eine große Rolle.

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FOTO: IMAGO Ob Umweltmini­sterin Barbara Hendricks auch weiterhin im Kabinett bleiben darf, ist fraglich.
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FOTO: MÜLLER-STAUFFENBE­RG/IMAGO Auch Thomas Oppermann ist als künftiger Außenminis­ter im Gespräch.
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FOTO: IMAGO SPD-Fraktionsv­ize Eva Högl ist weiterhin als Arbeits- oder Justizmini­sterin im Gespräch.
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FOTO: GAMBARINI/DPA Heiko Maas ist derzeit Justizmini­ster. Vorstellba­r wäre der Saarländer auch als Außenminis­ter.
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FOTO: EIBNER/IMAGO Familienmi­nisterin Katarina Barley dürfte im Kabinett bleiben – als was auch immer.
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FOTO: BOCKWOLDT/DPA Der kommissari­sche SPD-Chef Olaf Scholz ist als neuer Finanzmini­ster gesetzt.

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