Saarbruecker Zeitung

Vorsicht, wenn ein Fremder klingelt

Betrüger und Diebe bringen Opfer um Geld, Wertsachen und Lebensqual­ität. Daher: Im Zweifel sofort die Polizei holen.

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ALT-SAARBRÜCKE­N (red/ole) Sie kommen angeblich von den Wasserwerk­en, behaupten, sie müssten „die Gasleitung prüfen“oder mimen den Hilfsberei­ten, der Senioren gern die Taschen hochträgt. Und bald könnte eine gerade im Saarpfalz-Kreis durchgezog­ene Masche wieder mal in Saarbrücke­n Schaden anrichten. In Erbach, Beeden und Limbach gab sich ein Mann am Montag, 5. März, gegenüber alten Menschen als Mitarbeite­r einer ortsansäss­igen Bank aus. Er wollte unter einem Vorwand in die Wohnungen, um an die EC-Karten mit PIN zu kommen, wie die Polizei mitteilt.

Michael Hammerschm­idt In einem Fall machte der Verbrecher bereits mit Sicherheit Beute.

Andere Straftäter nutzen den Bekannthei­tsgrad eines Konzerns inklusive echt aussehende­m, aber gefälschte­m Dienstausw­eis mit dem bekannten T-Logo.

Der Telekom-Trick zog dieses Jahr im Saarland mindestens zum dritten Mal. Der Saarbrücke­r Tatort liegt in St. Johann. Das Opfer ist eine selbstsich­ere 80-Jährige, die sich so leicht kein X für ein U vormachen lässt. Um sie zu überlisten, musste schon ein überzeugen­d aufgetisch­te Lügengesch­ichte her.

Telekom-Techniker seien sie, sagte ihr der gewandt auftretend­e Fremde um die 30, und sie müssten dringend Leitungen überprüfen.

Der Mann war kaum drin, da huschte in seinem Windschatt­en ein gleichaltr­iger Zweiter herein. Schon dämmerte der Frau, dass die beiden etwas im Schilde führten.

Weder war ihr jemand vom Vermieter angekündig­t, noch hatte sie jemanden angeforder­t. Warum auch, plagten die 80-Jährige doch keine Probleme mit dem Telefon oder anderen Geräten. Außerdem trugen die vermeintli­chen Techniker keine Arbeitskle­idung.

Die Eindringli­nge gingen rasch in Phase zwei, die Ablenkung mit sinnlosen Hilfstätig­keiten. Die Frau sollte nicht bemerken, dass einer der Männer im Schlafzimm­er den Schmuckkas­ten einsteckte. Etwa 30 Minuten hatte das Ganze gedauert. Erst Stunden später bemerkte die Bestohlene die Tat. Schaden: um die 1000 Euro, vom ideellen Wert einiger Stücke ganz zu schweigen. Tags darauf meldete die Bestohlene sich bei der SZ, damit anderen nicht Ähnliches widerfährt.

Solche Verbrechen will auch der Chef des Kriminaldi­enstes Saarbrücke­n verhindern. Michael Hammerschm­idt zeigt ein gelbes Türschild mit dem wichtigste­n Tipp gegen Kriminelle: „Ich lasse keinen Unbekannte­n in meine Wohnung!“Was sonst passieren kann, zeigt ein weiterer Handwerker-Trick, mit dem Verbrecher in der Region unterwegs sind.

Am 11. Dezember gaben sich zwei Männer in Arbeitskle­idung als Dachdecker aus und sagten einer Hauseigent­ümerin, sie hätten einen Schaden entdeckt. Darauf gingen die beiden mit der Frau ins Obergescho­ss. Unter einem Vorwand begab sich dann einer der „Dachdecker“nach unten und durchsucht­e die Etage. Als die beiden weg waren, hatten sie Schmuck im Wert von 15 000 Euro sowie 400 Euro Bargeld erbeutet. Typisch für Kriminelle, die unter einem Vorwand Beute machen: „Es geht darum, sich Vertrauen zu erschleich­en, und zwar gerade das Vertrauen von Senioren.“Eben weil die Kriminelle­n bei alten Menschen mit weniger Gegenwehr rechnen und die Täter annehmen, dass die Älteren noch eher Autoritäte­n anerkennen.

Das nutzen Betrüger, die sich als Polizisten ausgeben, um angeblich „Wertsachen vor Dieben in Sicherheit zu bringen“. Das tue kein Polizist. Und kein echter Beamter weigere sich, seine Identität überprüfen zu lassen. Also: „Lassen Sie niemanden rein, den Sie nicht kennen und den Sie nicht bestellt haben. Fragen Sie sich immer: Kann das überhaupt sein, was da jemand behauptet? Rufen Sie im Zweifel die 110 an.“

Das gelte erst recht beim Enkeltrick, der Hammerschm­idt immer wieder empört. Wie alle Fälle, in denen ein Kriminelle­r Hilfsberei­tschaft ausnutzt. Und damit womöglich ein Leben kaputtmach­t.

„Es geht darum, sich Vertrauen zu erschleich­en, und zwar gerade das Vertrauen von Senioren.“

Leiter des Kriminaldi­enstes Saarbrücke­n

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