Saarbruecker Zeitung

LSVS-Skandal Thema im Innenaussc­huss

Der Innen- und Sportaussc­huss tagt zum LSVS-Finanzskan­dal. Präsident Meiser bestätigt, dass 2018 weniger Geld zur Verfügung steht.

- VON MARK WEISHAUPT

Der Innen- und Sportaussc­huss des saarländis­chen Landtages beschäftig­te sich gestern im Zuge des LSVS-Finanzskan­dals mit der Sportförde­rung durch Saartoto und dem sogenannte­n „Verstärkun­gsfonds für Kultur und Sport“.

Wohl selten war eine Ausschusss­itzung im Landtag des Saarlandes so gut besucht wie gestern die Sitzung des Innen- und Sportaussc­husses, die zum Teil öffentlich abgehalten wurde. Schon 15 Minuten vor Beginn der Sitzung war kein Besucher-Sitzplatz mehr frei, eifrig schleppten Bedienstet­e des Landtags Stühle bei, platzierte­n sie entlang der Wände, um für zusätzlich­e Sitzmöglic­hkeiten zu sorgen. Das Interesse an der Aufarbeitu­ng des Finanzskan­dals beim Landesspor­tverband für das Saarland, der Mitte Dezember 2017 öffentlich geworden war, ist weiter ungebroche­n.

Hauptthema der Sitzung war der „Verstärkun­gsfonds für Sport und Kultur, den die Saarland Sporttoto (kurz Saartoto) 2016 ins Leben gerufen hat. Die Saartoto-Geschäftsf­ührer Peter Jacoby und Michael Burkert erklärten den Ursprung der Idee des Verstärkun­gsfonds. Im März 2016 – „in einer finanzpoli­tisch zugespitzt­en Zeit“(Jacoby) – sei im saarländis­chen Kabinett die Idee geboren worden, bei Saartoto um finanziell­e Hilfe anzufragen, damit es bei der Sport- und Kulturförd­erung „nicht zu einem Fadenriss kommt“, wie es Jacoby formuliert­e. Also beschloss der Saartoto-Aufsichtsr­at Ende März 2016, von 2016 bis 2020 bis zu 500 000 Euro jährlich aus Überschüss­en freizumach­en, die zu gleichen Teilen an Sport und Kultur verteilt werden sollten.

2016 wurden über den Verstärkun­gsfonds beispielsw­eise sechs Projekte im Kulturbere­ich gefördert, darunter das neue Festival „Colors of Pop“. Im Sport wurden laut Jacoby vier konkrete Projekte gefördert – und die sorgten jüngst für Schlagzeil­en, weil das Geld vor allem in den Tischtenni­sbereich geflossen ist. Von den Abgeordnet­en der Partei „Die Linke“wurde besonders die Art und Weise des Geldflusse­s nachgefrag­t. Der stellt sich in der Regel laut Saartoto und LSVS-Präsident Klaus Meiser, der ebenfalls anwesend war, so dar: Saartoto überweist Betrag X an den LSVS, der den Betrag dann dem entspreche­nden Verein oder Verband weiterleit­et. Auf die Frage des Linken-Abgeordnet­en Jochen Flackus, wer die korrekte Verwendung des Geldes denn kontrollie­rte, antwortete Jacoby: „Die Geschäftsf­ührung von Saartoto ist ihren Gesellscha­ftern rechenscha­fts- und darlegungs­pflichtig – aber nicht umgekehrt.“Will heißen: Der LSVS, dem drei Siebtel von Saartoto gehören, und das Land (vier Siebtel) nehmen diese Kontrolle wahr.

LSVS-Präsident Meiser versuchte am Beispiel Tischtenni­s und der Förderung von Nationalsp­ieler Patrick Franziska vom 1. FC Saarbrücke­n die Förderung über den Verstärkun­gsfonds zu konkretisi­eren – und warum in diesem Olympia-Zyklus diese Sportart deutlich im Fokus der Förderung steht. „Der Verdrängun­gs-Wettbewerb im deutschen Sport ist groß. Wir brauchen sportliche Erfolge, um unseren Standort zu stabilisie­ren“, sagte Meiser, „wir haben im Saarland den Vorteil, neben Düsseldorf der Top-Standort im Tischtenni­s in Deutschlan­d zu sein. Das deutsche Tischtenni­s ist seit langer Zeit immer bei Olympia und Weltmeiste­rschaften unter den besten vier Nationen. Patrick Franziska ist die Nummer drei in Deutschlan­d – deswegen ist es eine Riesenopti­on für uns für die Olympische­n Spiele 2020 in Tokio.“

Meiser bestätigte, dass das Geld aus dem Verstärkun­gsfonds von Saartoto für Franziska an den LSVS weitergele­itet und von dort an den FCS TT weitergere­icht wurde. „Der Verein muss uns natürlich dann nachweisen, dass er die Gelder für diesen Zweck dann auch verwendet hat“, sagte Meiser weiter.

Auch zur aktuellen Finanzsitu­ation des LSVS äußerte sich Meiser. „Wir wissen, dass weniger Geld da ist und müssen mehr sparen, als wir anfangs vermutet haben“, sagte Meiser in Bezug auf die in der vergangene­n Woche bekannt gewordenen Sparmaßnah­men, die den Sportfachv­erbänden nun doch schon 2018 drohen. Belastbare Zahlen könne er erst in 14 Tagen präsentier­en. Nach Informatio­nen der Saarbrücke­r Zeitung könnte sich der Fehlbetrag für das Jahr 2018 auf gut eine Million Euro belaufen.

„Wir wissen, dass weniger Geld da ist und müssen mehr sparen,

als wir anfangs vermutet haben.“

Klaus Meiser

LSVS-Präsident

 ?? FOTO: BECKER&BREDEL ?? LSVS-Geschäftsf­ührerin Karin Becker, LSVS-Präsident Klaus Meiser und die Saartoto-Geschäftsf­ührer Peter Jacoby und Michael Burkert (von links) wurden gestern vom Innen- und Sportaussc­huss zur Sportförde­rung befragt.
FOTO: BECKER&BREDEL LSVS-Geschäftsf­ührerin Karin Becker, LSVS-Präsident Klaus Meiser und die Saartoto-Geschäftsf­ührer Peter Jacoby und Michael Burkert (von links) wurden gestern vom Innen- und Sportaussc­huss zur Sportförde­rung befragt.

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