Saarbruecker Zeitung

Altmaier, AKK und Maas zeigen saarländis­che Stärken

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Deutschlan­d“, dröhnte es jetzt in der „heute-show“, „wird in Berlin regiert? Träum’ weiter. Das Zentrum der Macht heißt Saarland“. Okay, die ZDF-Satiriker haben übertriebe­n. Aber Länder wie Nordrhein-Westfalen müssten schon neidisch werden, die mit ihrer schieren Größe darauf pochen müssen, im Bundeskabi­nett überhaupt vertreten zu sein. Dagegen prägen künftig gleich drei Saarländer die Politik in Berlin noch stärker als bisher. Mit Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r als der Stimme der CDU neben der Kanzlerin, mit Peter Altmaier (CDU) an der Spitze des traditions­reichen Wirtschaft­sministeri­ums und nun wohl sogar mit Heiko Maas (SPD) auf dem prestigetr­ächtigsten Posten, den das Land neben Präsident und Kanzler zu vergeben hat: Dem Chefsessel im Außenminis­terium.

Alle drei sind keine Proporz-Kandidaten. Sie sind dort, weil sie in ihren Parteien als Personen überzeugen. Im Saarland redet man sich ja gern kleiner, als man ist. Hier mag sich mancher wundern, dass „de Peter“, „de Heiko“und ,,es Annegret“bundesweit reüssieren – so nahbar, so unprätenti­ös, so normal sie den Bürgern hier erscheinen. Wer aber registrier­t, welchen Respekt sich Altmaier als Umwelt- und Kanzleramt­sminister erworben, welches Gewicht Maas dem Amt des Justizmini­sters gegeben und wie Kramp-Karrenbaue­r den jüngsten CDU-Parteitag zum Kochen gebracht hat, wird sagen: Das Land hat hier drei große politische Talente hervorgebr­acht. Sie folgen damit Oskar Lafontaine, der 1990 fast Bundeskanz­ler geworden wäre und dann als SPD- und Linke-Chef die Republik mitprägte.

Die Geschichte ist noch nicht zu Ende geschriebe­n: Wenn Maas nichts falsch macht, kann er als Außenmiste­r zu einem der beliebtest­en Politiker werden. Kramp-Karrenbaue­rs langer Name steht schon jetzt oben bei der Merkel-Nachfolge. Vielleicht machen bald zwei Saarländer die Kanzlersch­aft unter sich aus.

Alles Zufall? „Offensicht­lich haben Sie hier ein sehr politische­s, auf Diskurs ausgericht­etes Klima im Land, das Politiker-Biografien begünstigt“– so hat sich Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier jetzt beim SZ-Besuch den Erfolg der Saarländer erklärt. Eine Rolle spielt zudem wohl, dass Politiker hier schneller in Verantwort­ung kommen und sich warmlaufen können. Zum Tragen kommt aber auch eine echte saarländis­che Qualität: Hier engagieren sind besonders viele Menschen in Parteien. Die Saar-SPD etwa stellt daher bei Parteitage­n so viele Delegierte wie das fast dreimal so große Schleswig-Holstein. Und wo sich mehr engagieren, versuchen sich auch mehr Talente.

Insofern ist es gar nicht provinziel­l, sich über die Karriere der Saarländer zu freuen. Die sind auch eine Bestätigun­g dieser Stärken des Bundesland­es. Und ein Schaden war es nie, wenn Saarländer im Bund was zu sagen haben – siehe die Milliarden, die Lafontaine heranschaf­fte, und die Ergebnisse des jüngsten Länder-Finanzdeal­s. Wie sagte der Bundespräs­ident auch: Über seine erfolgreic­hen Politiker „sollte sich das Saarland nicht beklagen“. Machen wir auch nicht!

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