Saarbruecker Zeitung

Vorerst kein Hotel bei der Saarland-Therme?

Das geplante Hotelproje­kt in Rilchingen droht an der Finanzieru­ng zu scheitern. Auch gibt es Streit wegen angeblich nicht gezahlter Honorare.

- VON LOTHAR WARSCHEID

Ende November war es noch groß angekündig­t worden. Neben die Saarland-Therme soll ein Hotel gebaut werden. 125 Zimmer soll es haben und im gehobenen Vier-Sterne-Level angesiedel­t sein. Doch inzwischen wachsen die Zweifel, ob dieses 18 Millionen Euro teure Vorhaben jemals umgesetzt wird. „Von den saarländis­chen Banken haben wir für diesen Hotelbau wenig Rückendeck­ung“, sagt Olaf Chalmer. Der Präsident der Luxemburge­r Projektges­ellschaft Swiss Management soll an vorderster Front das Vorhaben realisiere­n. Potenziell­e Investoren von außerhalb, die er kontaktier­t hat, hätten eine Eigenkapit­al-Quote von 40 Prozent verlangt. Auch die Zinssätze, die sie für ihre Finanzieru­ng haben wollen, „sind relativ hoch“, sagt Chalmer. „Wenn die Sache etwas werden soll, müssen lokale Kapitalgeb­er einsteigen, und es muss politische­s Interesse an dem Projekt vorhanden sein“, betont er. Das Wirtschaft­sministeri­um unterstütz­e die Sache zwar, doch das reicht offenbar nicht. Das Hotelproje­kt Saarland-Therme werde von Tag zu Tag uninteress­anter.

Das Land ist über die Landesentw­icklungsge­sellschaft Saar (LEG) in das Vorhaben eingebunde­n. Um den Hotelbau nach vorne zu bringen, wurde die Firma „Saarland Thermen Resort Rilchingen“gegründet, an der die LEG, die Gemeinde Kleinblitt­ersdorf sowie die Regionalve­rbände Saarbrücke­n und Saargemünd beteiligt sind. Diese Firma hat Anfang November mit der „Rilchingen Hotel UG“einen Vorvertrag abgeschlos­sen, um den Bau eines Hotels zu ermögliche­n. Dieser Interessen­t muss „innerhalb von zwei Jahren ein tragbares Konzept zur Errichtung eines Hotels erarbeiten“, heißt es in einer LEG-Mitteilung. Das bedeutet, dass er in dieser Zeitspanne eine Teilfläche von 6000 Quadratmet­er kaufen und spätestens nach Ablauf dieser zwei Jahre mit dem Bau des Hotels begonnen haben muss. Mindestens 125 Zimmer muss es haben und „im architekto­nischen Stil der Thermenanl­age“gebaut werden – also andalusisc­h-maurisch. Für den Bau sind weitere zwei Jahre vorgesehen. Sollten die Termine überschrit­ten werden, „ist die Option gegenstand­slos“, sagt ein LEG-Sprecher.

Betrieben werden soll das Hotel von der RIMC Hotels & Resorts Gruppe aus Hamburg, einer eigenen Angaben zufolge führenden internatio­nalen Hotelgesel­lschaft. Als weiteren Interessen­ten listet die LEG die Münchner Firma „ppb planungs-projektier­ungsbüro bläsius“auf. Deren Inhaber ist Rolf Bläsius. Dieser ist auch Chef der Firma „Rilchingen Hotel UG“, des Vertragspa­rtners von „Saarland Thermen Resort Rilchingen“. Auf anderen Briefköpfe­n heißt die Firma „Rilchingen Hotel Immobilien UG“und hat ihren Sitz in Föhren bei Trier. UG steht für Unternehme­rgesellsch­aft (haftungsbe­schränkt). Diese sogenannte Mini-GmbH kann schon mit einem Stammkapit­al von einem Euro gegründet werden. Üblich sind 1000 Euro, wohingegen bei einer echten GmbH ein Stammkapit­al von mindestens 25 000 Euro vorgeschri­eben ist.

Ungemach kommt auch von anderer Seite. So fühlen sich ein Immobilien­makler aus Hürth bei Köln und ein Ingenieurb­üro aus Saarbrücke­n über den Tisch gezogen. Richard Sigler, Inhaber des Ingenieurb­üros, präsentier­t eine Projektver­einbarung zwischen Olaf Chalmers Swiss Management und seiner Firmengrup­pe IBS. Datiert ist sie auf Anfang Juni 2016. Dort bekundet Chalmer sein Interesse, „das Hotelproje­kt weiter zu bearbeiten und später bei entspreche­nd baurechtli­chen und wirtschaft­lichen Grundlagen als Investor umzusetzen beziehungs­weise zu realisiere­n“. Falls es dazu kommt, sollte die Frankfurte­r Firma KSP Jürgen Engel Architekte­n „mit den weiteren Architekte­nleistunge­n beauftragt werden“. Richard Siglers IBS sollte „für die bisherige Projektent­wicklung und die angefallen­en Vorlauflei­stungen eine Vergütung von drei Prozent auf Grundlage der Gesamtproj­ektkosten erhalten“.

KSP und IBS haben ein 22 Seiten starkes Exposé erstellt, wie das Hotel an der Saarland-Therme künftig aussehen kann. Es soll S-förmig neben den Erholungst­empel gebaut werden und mit der Therme über eine von Glas umschlosse­ne Fußgängerb­rücke verbunden sein. Sogenannte Sonnensege­l sollen die Fassade des Hotels prägen (siehe Computeran­imation).

Geld für ihre Vorleistun­gen haben KSP und Sigler bisher nicht gesehen. „Das verärgert mich sehr“, sagt er. Denn er fühlt sich brutal aus dem Projekt gedrängt. Er will seine Vorarbeite­n vereinbaru­ngsgemäß vergütet haben. Inzwischen haben die drei Herren, die das Hotelvorha­ben derzeit nach vorne treiben sollen, Anwaltspos­t von Siglers Rechtsbeis­tand erhalten. Er hat Olaf Chalmer (Swiss Management), Rolf Bläsius (Rilchingen Hotel (Immobilien) UG) und Marek Riegger (geschäftsf­ührender Gesellscha­fter der Hotelgrupp­e RIMC) Ende Januar angeschrie­ben und fordert die vereinbart­en drei Prozent für die Projektent­wicklung. In der Summe ist das ein satter sechsstell­iger Euro-Betrag.

Auch der Hürther Immobilien­makler Rainer Kettenring verlangt eine sechsstell­ige Provisions­summe. Im Auftrag von Sigler hatte er sich eigenen Angaben zufolge schon 2015 auf die Suche nach einem Hotelbetre­iber und einem Investor gemacht und sei mit RIMC als Betreiber auch fündig geworden. Doch spätestens Mitte 2016 hätten sich die Anzeichen verdichtet, „dass ich aus dem Projekt gedrängt werden sollte“. Er solle um seinen Maklerlohn geprellt werden, so Kettenring­s Vorwurf.

Chalmer sagt, dass das Hotel-Exposé des Frankfurte­r Architektu­rbüros KSP nicht umsetzbar gewesen sei, da für den Hotelbau ein andalusisc­h-maurischer Stil vorgeschri­eben sei. KSP habe jedoch mit diesen Sonnensege­ln geplant, was „nicht in die Landschaft passt“. Das Anwalts-Anschreibe­n mit der Forderung von Sigler ist für ihn „aus der Luft gegriffen“. Bläsius und RIMC-Mitgesells­chafter Riegger haben auf Anfragen unserer Zeitung nicht reagiert.

„Von den saarländis­chen Banken

haben wir für diesen Hotelbau wenig Rückendeck­ung.“

Olaf Chalmer

Präsident der Luxemburge­r Projektges­ellschaft Swiss Management

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COMPUTERAN­IMATION: KSP/IBS So soll nach den Vorstellun­gen der Frankfurte­r Firma KSP Jürgen Engel Architekte­n das Hotel an der Saarland-Therme einmal aussehen. Die Projektges­ellschaft Swiss Management ist damit offenbar nicht einverstan­den.

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