Saarbruecker Zeitung

Poppiges Perlen, Flirren und Donnern

Die polnische Jazz-Bassistin Kinga Glyk stellt ihr neues Album „Dream“im April im Kammgarn in Kaiserslau­tern vor.

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ihrem Bruder am Schlagzeug auf. Mit 18 legte sie in Polen das erste Album „Registrati­on“vor, 2016 folgte die Live-CD „Happy Birthday“– und jetzt wird Kinga Glyk internatio­nal. Denn der Branchenri­ese Warner hat das dritte Album „Dream“herausgebr­acht, das die 21-Jährige im April in Kaiserlaut­ern vorstellt.

„Tears in Heaven“ist mit dabei, nichts für bedenkentr­agende Jazz-Puristen, aber eine gegenüber dem Original flotte Nummer mit Glyks poppig perlendem Bass-Spiel und auch einer vertrackte­n, feinnervig­en Schlagzeug­arbeit von Gregory Hutchinson. Der Amerikaner ist einer von drei renommiert­en Begleitmus­ikern auf dem Album, das das Quartett in einem abgelegene­n polnischen Studio eingespiel­t hat. Mit dabei sind auch der israelisch­e Pianist Nitai Hershkovit­s und der Brite Tim Garland an Saxophon und Klarinette. Viel Dynamik erspielen sich die Vier, da gibt es viele Tempovaria­tionen, Klänge steigern sich, Melodien schrauben sich hoch, um wieder gedrosselt zu werden – und auch wenn Glyk der nominelle Star des Albums ist, wird hier gleichbere­chtigt musiziert; flirrende Klavierläu­fe dominieren etwa den Auftakt „Freedom“, bei dem Glyk sich zurückhält.

Der reinen Lehre des Jazz wird hier nicht gehuldigt, die Band bewegt sich auch in Richtung Funk wie im Stück „Difficult Choices“mit einigen schönen flirrenden Bläsermoti­ven. Glyks Instrument fließt geradezu durch den spannungsr­eichen „Song for Dad“, in dem mehrere Bassläufe übereinand­er gelegt werden – ein Höhepunkt auf dem Album, das danach kurz durchhängt: Die Nummern „Circle“und „Walking Baby“bieten nicht mehr als kompetent gespielten, aber schon zu oft gehörten Jazzfunk. Aber Glyk läuft in „Teen Town“, geschriebe­n vom einflussre­ichen Bassisten Jaco Pastorius (1951-1987), nochmal zur großen Form auf: Da duelliert sich ihr satter, manchmal donnernder Bass mit Garlands Saxophon, während auch die Keyboards und das Schlagzeug viel Raum bekommen. Im Kontrast dazu beschließt das sachte hingetupft­e „Silence“das Album, knapp zwei Minuten lang, zart und melodisch nah am Blues – ein schöner intimer Ausklang.

(Warner Music). Konzert: 13. April, 20 Uhr, im Rahmen des Kammgarn Internatio­nal Jazzfestiv­als in Kaiserslau­tern, zusammen mit Jasmin Tabatabai & David Klein Quartett.

www.kammgarn.de

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FOTO: PETER HÖNNEMANN Kinga Glyk und eine ihrer Bassgitarr­en.

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