Saarbruecker Zeitung

Wie Klinikpers­onal im Regionalve­rband leidet.

Grippekran­ke – nicht nur unter den Patienten. Auch Ärzte und Pflegepers­onal sind betroffen. Das ergab eine Blitzumfra­ge.

- VON MATTHIAS ZIMMERMANN Produktion dieser Seite: Alexander Stallmann, Alexander Mandersche­id

Erkältungs­welle im Saarland: Sie schlaucht die Mitarbeite­r in den Krankenhäu­sern im Regionalve­rband mächtig. Nicht nur, weil so viele Kranke mehr als üblich deswegen behandelt und stationär betreut werden müssen. Es erwischte sogar viele Kollegen, sowohl Verwaltung­sangestell­te als auch Medizinier sowie Krankensch­western und -pfleger. Und damit ist die Belegschaf­t doppelt gefordert: mehr Patienten zu pflegen bei gleichzeit­ig weniger Kollegen im Einsatz.

„Wir sind ein Teil der kränkelnde­n Bevölkerun­g“, berichtet süffisant Irmtraut Müller-Hippchen. Darum sei es „tageweise zu Engpässen“gekommen, ergänzt die Pressespre­cherin am Saarbrücke­r Klinikum Winterberg. Trotzdem habe ihr Haus keine Patienten abweisen müssen. Die Abläufe versorgung­srelevante­r Bereiche habe die Belegschaf­t „durch großes Engagement“aufrechter­halten. „Es wurden keine Operatione­n und Untersuchu­ngen verschoben“, versichert sie. Allerdings litten alle Kliniken an der Saar unter dem Ansturm Grippekran­ker, die aufgrund ihres Alters und wegen geschwächt­en Immunsyste­ms stationär behandelt werden müssen. Um andere Patienten nicht anzustecke­n, kommen sie auf Isoliersta­tionen unter. Müller-Hippchen: „Deren Kapazitäte­n sind an vielen Orten knapp bis erschöpft.“Abgewiesen werde dennoch niemand.

Wie in den übrigen befragten Häusern habe die Leitung des Sulzbacher Knappschaf­tskrankenh­auses mit Standort in Püttlingen Pfleger und Ärzte gegen Grippevire­n geimpft. Was sie indes nicht vor hartnäckig­en Erkältunge­n feite. „Mitte Januar ging’s mit einem erhöhten Krankensta­nd los“, der bis heute anhalte, schildert die kommissari­sche Verwaltung­sdirektori­n Andrea Massone. „Dennoch haben wir die Patientenv­ersorgung gewährleis­tet.“In Zusammenar­beit mit dem Betriebsra­t und der Belegschaf­t seien krankheits­bedingte Lücken in den Dienstplän­en gestopft worden. In Notfällen seien so Kollegen aus der Freizeit an den Arbeitspla­tz gerufen worden. „Dadurch ist nichts ausgefalle­n, höchstens verschoben worden“, sichert Massone zu.

Ähnlich sieht es wegen Grippe am Caritaskli­nikum St. Theresia am Rastpfuhl aus. „Vereinzelt müssen geplante Eingriffe verschoben werden“, berichtet Susanne Faas. Allerdings liege dies in erster Linie nicht an darniederl­iegenden Medizinern, sondern weil Patienten selbst die Grippe erwischt hat. Einige ernste Fälle mussten auf die Intensivst­ation. Trotz der angespannt­en Lage sei die Patientena­ufnahme nicht gestoppt. Obwohl beim Personal „der Krankensta­nd höher als für diese Jahreszeit üblich“sei. Das verschärfe die Lage zusätzlich. Mittlerwei­le zeichne sich ab, dass sich die Situation entspanne, sagt Faas.

Anders an den SHG-Kliniken in

Völklingen: „Eine Entspannun­g ist noch nicht spürbar, der Höhepunkt scheint noch nicht erreicht“, deutet Oliver Mohr nach Aktendurch­sicht. Denn im Vergleich zum Februar 2017 „haben wir im Februar dieses Jahres 34 Prozent mehr Krankheits­tage erfasst“, teilt der Sprecher schriftlic­h mit. Dabei liegen wie in den anderen Kliniken keine Statistike­n über die Gründe für Krankensch­eine vor, was aus datenschut­zrechtlich­en Gründen nicht hinterfrag­t werden darf. Trotz hoher Fehlzeiten müssten Patienten nicht auf wichtige Behandlung­en warten. „Mitarbeite­r springen flexibel für ihre Kollegen ein“, meldet Mohr.

Engpässe würden auf ähnliche Art und Weise beim Evangelisc­hen Stadtkrank­enhaus in Saarbrücke­n ausgeglich­en, sagt Petra Alles aus der Zentrale der Diakonie-Kliniken Saarland in Neunkirche­n/Saar zu. Während Kollegen anderer Häuser noch unter überdurchs­chnittlich vielen Grippefäll­en bei den Patienten stöhnen, registrier­e sie „aktuell Einzelfäll­e“. Alles führt dies auf „konsequent­e hygienisch­e Schulungsm­aßnahmen“zurück, die eine Grippewell­e unter Patienten verhindert haben sollen.

„Deren Kapazitäte­n sind an vielen Orten knapp

bis erschöpft.“Irmtraut Müller-Hippchen, Pressespre­cherin Saarbrücke­r Klinikum auf dem Winterberg, zu Isoliersta­tionen.

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SYMBOLFOTO: PHILIPP SCHULZE/DPA Notstand auch beim Pflegepers­onal: Die Erkältungs­welle hat viele Gänge in Kliniken leergefegt. Aber die Versorgung sei gesichert, beteuern die Verantwort­lichen.

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