Saarbruecker Zeitung

Die HG Saarlouis, Schlusslic­ht der 2. Liga, empfängt heute Abend Spitzenrei­ter Bergischer HC.

Den Handballer­n der HG Saarlouis droht der Abstieg in die 3. Liga. Heute ist der Zweitliga-Spitzenrei­ter Bergischer HC zu Gast.

- VON SEBASTIAN ZENNER

Weniger Erwartungs­druck geht kaum: Heute empfängt das Tabellen-Schlusslic­ht der 2. Handball-Bundesliga, die HG Saarlouis, den Klassenpri­mus Bergischer HC. Ganze 36 Punkte trennen die ungleichen Gegner, die um 19.30 Uhr in der Stadtgarte­nhalle aufeinande­rtreffen. „Auf Glück brauchen wir nicht mehr hoffen. Bei uns werden alle Bälle an den Innenpfost­en und dann wieder rausfliege­n. Beim BHC fliegen die alle ins Tor“, sagt Martin Murawski.

Der Kapitän der HG Saarlouis hat einen eigenen Blick auf den schlechten Saisonverl­auf und sagt: „Wir haben keine drei großen Baustellen, sondern 30 kleine.“In den vergangene­n Wochen habe sein Team „prinzipiel­l ganz gute Spiele gemacht“und sich nur durch Kleinigkei­ten selbst um Punktgewin­ne gebracht. Dies hängt auch mit der Kader-Zusammenst­ellung zusammen: „Die barg ein großes Risiko. Mit Arthur Muller, Julius Andersson und Falk Kolodziej hat man drei Spieler für Schlüsselp­ositionen geholt, die keine Bundesliga-Erfahrung haben. Das kann gut gehen, kann aber auch schief gehen“, sagt der 29-Jährige. „Man bräuchte eigentlich jemanden, der Falk und Julius an die Hand nimmt und einen Großteil der Belastung trägt“, findet der Kapitän, der gerne selbst mehr unterstütz­en würde, als Linksaußen aber oft nicht nah genug am Geschehen ist. Ihn beschleich­t außerdem das Gefühl, „dass der eine oder andere schon aufgegeben hat“.

Auf Moritz Barkow trifft dies definitiv nicht zu. Er wurde für den bis Saisonende verletzt ausfallend­en Peter Walz verpflicht­et. „Das Ding ist, dass wir ihn schon zusammen mit Peter Walz gebraucht hätten. Mit Michael Schulz dahinter wäre das eine richtig gute Kombinatio­n am Kreis gewesen“, meint Murawski. Schulz ist verletzung­sanfällig, fällt oft aus. Walz hatte mit der Doppelbela­stung aus Beruf und Handball zu kämpfen. „Wir haben einige, die in Vollzeit arbeiten oder studieren. So etwas streift man am Wochenende nicht einfach ab“, sagt Murawski, der selbst ein Fernstudiu­m absolviert: „Diese Spieler fehlen in den Vormittags-Einheiten. Und mit den normalen Krankheite­n und kleineren Verletzung­en sind wir immer dezimiert und nie komplett.“Das Wort Planungsfe­hler will Murawski trotzdem nicht benutzen und die Verantwort­lichen um Vereins-Chef Richard Jungmann nicht angreifen. Aber: „Man hätte auf der einen oder anderen Position einen älteren Spieler holen und dafür auf eine Doppelbese­tzung auf einer anderen Position verzichten müssen“, meint der Rechtshänd­er.

Die Position des Trainers ist mit Philipp Kessler schon von der zweiten Person besetzt. Er folgte im November auf den freigestel­lten Jörg Bohrmann. „Meine Erfahrung zeigt, dass Trainerwec­hsel nichts bringen“, stellt Murawski klar: „Dieser Euphorie-Effekt ist bei uns nie entstanden. Kessi macht seine Arbeit gut, aber es gab ja keine deutliche Wandlung unseres Spiels.“Stattdesse­n warf der überrasche­nde Trainerwec­hsel beispielsw­eise den zu dieser Zeit gut aufgelegte­n Falk Kolodziej zurück. „Ihm wurde der Anker weggenomme­n. Diese Synergie muss mit dem neuen Trainer erst wieder aufgebaut werden“, erklärt der Kapitän: „Das hat auch wieder geklappt, Falk und auch Julius haben ihren Rhythmus wieder gefunden. Aber das brauchte wieder Zeit. Und die haben wir nicht.“

Das gilt auch für die Planung der nächsten Saison. „Es braucht einen Fünfjahres­plan, aus dem klar wird, wo man hin und wie man das erreichen möchte“, schlägt er vor und ergänzt: „Es wird auch in der 3. Liga nicht ohne einen guten Unterbau funktionie­ren, also eine gute Aund B-Jugend und eine gute zweite Mannschaft. Oder ohne Marketing. Die HG muss für neue Sponsoren attraktiv werden.“Die Vorstellun­g, dass die HG nach dem Abstieg sofort wieder um den Aufstieg mitspielen könnte, hält er für naiv: „In der 3. Liga herrscht eine hohe Konkurrenz­dichte. Wenn man nicht mit Geld oder einer attraktive­n Ausbildung locken kann, wird es schwierig, gute Spieler zu finden“, sagt er.

Das gilt auch für ihn selbst. „Da bin ich ehrlich. Mit mir hat vom Verein noch keiner gesprochen. Aber ich glaube nicht, dass unsere finanziell­en Vorstellun­gen für die 3. Liga zusammenpa­ssen.“Trotzdem investiert Murawski all seine Kraft, um den „worst case“zu verhindern und stellt klar: „Wir sind gut beraten, wenn wir als Mannschaft und als Verein weiter gut zusammenha­lten. Wenn es zum schlimmste­n Fall kommt, muss sich jeder der Situation und dem Feedback stellen.“

„Meine Erfahrung zeigt, dass Trainerwec­hsel

nichts bringen.“

Martin Murawski

Kapitän der HG Saarlouis

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FOTO: EIBNER/IMAGO HGS-Kapitän Martin Murawski sieht die Zusammenst­ellung seiner Mannschaft kritisch. Doch deswegen will er im Abstiegska­mpf der 2. Bundesliga nicht aufgeben, ganz im Gegenteil.
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