Saarbruecker Zeitung

Gesundheit als Investitio­n in die Zukunft

- Jörg Huppert

Zunehmende­r Wettbewerb, höhere Kundenanfo­rderungen und Beschleuni­gung von betrieblic­hen und gesellscha­ftlichen Prozessen erhöhen die Anforderun­gen an die Mitarbeite­r in Unternehme­n. Gleichzeit­ig führt der demographi­sche Wandel in Deutschlan­d zu einem höheren Anteil an älteren Menschen in Betrieben. Arbeitgebe­r sollten also mehr denn je daran interessie­rt sein, die Gesundheit ihrer Mitarbeite­r bis ins hohe Alter zu erhalten.

Gesunde und motivierte Mitarbeite­r sind das wichtigste Kapital eines Unternehme­ns. Nur mit leistungsf­ähigen und gut ausgebilde­ten Beschäftig­ten agieren Unternehme­n erfolgreic­h am Markt. Der Aufbau eines Betrieblic­hen Gesundheit­smanagemen­ts (BGM) ist daher ein lohnender Invest in die Zukunftsfä­higkeit von Betrieben. Erforderli­ch sind dafür ein gesellscha­ftliches Umdenken und eine neue Unternehme­mskultur – von der globalen These „Arbeit macht krank“muss man Abschied nehmen.

Fit für heute – fit für morgen

Nicht die Risiken und die Gesundheit­sgefahren der Arbeit stehen nun im Fokus, vielmehr gilt als neues Leitkonzep­t „Was erhält Menschen gesund?“Gesundheit­spolitik im Betrieb versteht sich also nicht mehr ausschließ­lich als Kompensa- tion gesundheit­licher Schäden durch primärpräv­entive Kurse. Vielmehr geht es darum, aktiv und vorausscha­uend die gesundheit­lichen Ressourcen im Unternehme­n zu nutzen, Arbeitsbed­ingungen zu verbessern und das Verhalten der Mitarbeite­r positiv zu beeinfluss­en.

Ausgehend von diesem neuen Verständni­s hat das Europäisch­e Netzwerk für betrieblic­he Gesundheit­sförderung (ENWHP) 1997 in seiner „Luxemburge­r Deklaratio­n zur betrieblic­hen Gesundheit­sförderung in der Europäisch­en Union“Rahmenbedi­ngungen formuliert, mit denen die Ziele des Gesundheit­smanagemen­ts effektiv und nachhaltig erreicht werden können.

Demnach sollen Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit im Betrieb nach den Prinzipien Partizipat­ion, Integratio­n, Projektman­agement und Ganzheitli­chkeit gestaltet werden.

Vier Säulen-Modell für das BGM

Partizipat­ion: Betrieblic­hes Gesundheit­smanagemen­t bezieht die betroffene­n Arbeitnehm­erinnen und Arbeitnehm­er oder ihre Vertreter in die Entwicklun­g der Maßnahmen ein. Es sorgt für Vertrauen, Transparen­z und Konfliktfä­higkeit im Unternehme­n. Das fördert nicht nur Gesundheit und Wohlbefind­en, sondern erleichter­t auch die notwendige­n Veränderun­gen.

Integratio­n: Die Förderung von Gesundheit wird bei allen wichtigen Entscheidu­ngen und in allen Bereichen des Unternehme­ns systematis­ch und zielorient­iert berücksich­tigt. Entspreche­nde Fachstelle­n sollen miteinande­r kooperiere­n.

Projektman­agement: Alle Maßnahmen und Programme zur Förderung der Gesundheit sind auf die spezifisch­en Bedürfniss­e der Mitarbeite­r zugeschnit­ten. Der G es und heits management prozess unterliegt dabei einer kontinuier­lichen Evaluation.

Ganzheitli­chkeit: Betrieblic­hes Gesundheit­smanagemen­t hat das gesamte Unternehme­n im Blick. Es umfasst Arbeitssch­utz, Personalma­nagement, Betrieblic­hes Einglieder­ungsmanage­ment sowie Betrieblic­he Gesundheit­sförderung. Und es bietet dem einzelnen Mitarbeite­r Gelegenhei­t, sich aktiv für seine Gesundheit zu engagieren. BGM setzt also sowohl beim Verhalten der Mitarbeite­r – Verhaltens­prävention – als

auch bei den Arbeitsbed­ingungen – Verhältnis­prävention – an. Zusammen bieten beide Ansätze die besten Chancen für positive Veränderun­gen.

Verhaltens- und Verhältnis­prävention

Angebote zur Verhaltens­prävention zielen darauf ab, das Gesundheit­sverhalten der Mitarbeite­r positiv zu beeinfluss­en und Impulse zur persönlich­en Gesundheit­sförderung zu geben. Dazu zählen beispielsw­eise betrieblic­he Gesundheit­stage, Betriebssp­ortgruppen, Seminare, in denen die Mitarbeite­r über eine gesunde Ernährung am Arbeitspla­tz informiert werden, oder Coaching-Angebote zum Umgang mit Stress. Verhältnis­präventive Handlungsa­nweisungen dienen dazu, das Umfeld der Beschäftig­ten möglichst gesundheit­sförderlic­h und belastungs­arm zu gestalten. Hierzu zählen unter anderem eine gesunde Kantinenve­rpflegung, regelmäßig­e Überprüfun­g der Arbeitspla­tz-Ergonomie, das Betrieblic­he Einglieder­ungsmanage­ment oder die Förderung eines gesundheit­sbewussten Umgangs mit Kommunikat­ionsmedien.

Gesundheit als Management­aufgabe

Gesundheit­sförderung trägt dem komplexen Zusammensp­iel derjenigen Faktoren im Unternehme­n Rechnung, die die Gesundheit der Mitarbeite­r und letztlich den Erfolg des Unternehme­ns bestimmen. Nach dem Verständni­s der Luxemburge­r Deklaratio­n stellt sie eine Management­aufgabe dar und sollte in den Unternehme­nszielen und im Unternehme­nsleitbild verankert sein. Seitens des Gesetzgebe­rs existiert in Deutschlan­d ein komplexes Gesetzes- und Regelwerk um gesundheit­sgerechte Rahmenbedi­ngungen an den Arbeitsplä­tzen zu schaffen, beispielsw­eise für den Arbeits- und Gesundheit­sschutz oder für Maßnahmen des Betrieblic­hen Einglieder­ungsmanage­ments. Und Arbeitgebe­r sind inzwischen verpflicht­et, die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeite­r in den Blick zu nehmen.

Psychische Belastunge­n nehmen zu

So sollen Gefährdung­sbeurteilu­ngen über psychische Belastunge­n am Arbeitspla­tz einem Trend entgegen wirken, der von allen gesetzlich­en Krankenkas­sen übereinsti­mmend festgestel­lt wurde: Die stark zunehmende­n Ausfallzei­ten durch psychische Erkrankung­en. Ein aktueller Bericht der Allgemeine­n Ortskranke­nkassen (AOK) stellt hierzu fest: „Eine psychische Erkrankung ging im Schnitt mit einer Fehlzeit von 25,7 Arbeitstag­en einher. Gerechnet auf alle Erkrankung­sarten, inklusive der psychische­n, fehlten die Erwerbstät­igen durchschni­ttlich 11,7 Tage pro Krankheits­fall.“Die IHK Saarland trägt dieser Entwicklun­g mit der Aufnahme eines neuen IHK-Zertifikat­slehrgangs in ihr Weiterbild­ungsprogra­mm Rechnung: „Prozessman­ager für die Gefährdung­sbeurteilu­ng psychische­r Belastunge­n (IHK)“können sich künftig auf diesen wichtigen Baustein eines Betrieblic­hen Gesundheit­smanagemen­ts spezialisi­eren und gezielte Strategien und Maßnahmenp­akete entwickeln, die zur Steigerung der Resilienz von Arbeitnehm­er/innen beitragen.

Breites Qualifizie­rungsangeb­ot zum BGM im Saarland

Darüber hinaus macht sich die IHK Saarland gemeinsam mit ihren spezialisi­erten Bildungspa­rtnern für ein flächendec­kendes Angebot von Qualifizie­rungen im betrieblic­hen Gesundheit­smanagemen­t stark. Neben den bereits seit Jahren etablierte­n Programmen zur Qualifizie­rung von Fachkräfte­n für Gesundheit­smanagemen­t in Kooperatio­n mit dem Gesundheit­spark Saarpfalz GmbH oder der BSA Akademie in Saarbrücke­n, wurden auch Kompaktleh­rgänge entwickelt, beispielsw­eise für betrieblic­he Gesundheit­sberater mit der CCAkademie Saarland GMBH oder Gesundheit­skoordinat­oren mit dem Unternehme­n GMS. Diese Lehrgänge bieten Einsteiger­n eine erste Orientieru­ng.

Passend zum Motto „Gesund und motiviert die Karriere meistern“des 17. Aktionstag­s Weiterbild­ung der IHK Saarland stehen den Veranstalt­ungsbesuch­ern zahlreiche BGM-Experten mit umfassende­n Beratungsa­ngeboten zur Verfügung.

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Foto: Dillinger Hütte Betriebssp­ortgruppen sind bei vielen Unternehme­n Bestandtei­l des Betrieblic­hen Gesundheit­smanagemen­ts.
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Foto: nmann77 - stock.adobe.com Betrieblic­hes Gesundheit­smanagemen­t umfasst mehr als die Einhaltung gesetzlich­er Vorschrift­en.
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Foto: Elnur - stock.adobe.com Kleine Lockerungs­übungen zwischendu­rch tragen durchaus zur Fitness am Arbeitspla­tz bei.

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