Gesundheit als Investition in die Zukunft
Zunehmender Wettbewerb, höhere Kundenanforderungen und Beschleunigung von betrieblichen und gesellschaftlichen Prozessen erhöhen die Anforderungen an die Mitarbeiter in Unternehmen. Gleichzeitig führt der demographische Wandel in Deutschland zu einem höheren Anteil an älteren Menschen in Betrieben. Arbeitgeber sollten also mehr denn je daran interessiert sein, die Gesundheit ihrer Mitarbeiter bis ins hohe Alter zu erhalten.
Gesunde und motivierte Mitarbeiter sind das wichtigste Kapital eines Unternehmens. Nur mit leistungsfähigen und gut ausgebildeten Beschäftigten agieren Unternehmen erfolgreich am Markt. Der Aufbau eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) ist daher ein lohnender Invest in die Zukunftsfähigkeit von Betrieben. Erforderlich sind dafür ein gesellschaftliches Umdenken und eine neue Unternehmemskultur – von der globalen These „Arbeit macht krank“muss man Abschied nehmen.
Fit für heute – fit für morgen
Nicht die Risiken und die Gesundheitsgefahren der Arbeit stehen nun im Fokus, vielmehr gilt als neues Leitkonzept „Was erhält Menschen gesund?“Gesundheitspolitik im Betrieb versteht sich also nicht mehr ausschließlich als Kompensa- tion gesundheitlicher Schäden durch primärpräventive Kurse. Vielmehr geht es darum, aktiv und vorausschauend die gesundheitlichen Ressourcen im Unternehmen zu nutzen, Arbeitsbedingungen zu verbessern und das Verhalten der Mitarbeiter positiv zu beeinflussen.
Ausgehend von diesem neuen Verständnis hat das Europäische Netzwerk für betriebliche Gesundheitsförderung (ENWHP) 1997 in seiner „Luxemburger Deklaration zur betrieblichen Gesundheitsförderung in der Europäischen Union“Rahmenbedingungen formuliert, mit denen die Ziele des Gesundheitsmanagements effektiv und nachhaltig erreicht werden können.
Demnach sollen Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit im Betrieb nach den Prinzipien Partizipation, Integration, Projektmanagement und Ganzheitlichkeit gestaltet werden.
Vier Säulen-Modell für das BGM
Partizipation: Betriebliches Gesundheitsmanagement bezieht die betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer oder ihre Vertreter in die Entwicklung der Maßnahmen ein. Es sorgt für Vertrauen, Transparenz und Konfliktfähigkeit im Unternehmen. Das fördert nicht nur Gesundheit und Wohlbefinden, sondern erleichtert auch die notwendigen Veränderungen.
Integration: Die Förderung von Gesundheit wird bei allen wichtigen Entscheidungen und in allen Bereichen des Unternehmens systematisch und zielorientiert berücksichtigt. Entsprechende Fachstellen sollen miteinander kooperieren.
Projektmanagement: Alle Maßnahmen und Programme zur Förderung der Gesundheit sind auf die spezifischen Bedürfnisse der Mitarbeiter zugeschnitten. Der G es und heits management prozess unterliegt dabei einer kontinuierlichen Evaluation.
Ganzheitlichkeit: Betriebliches Gesundheitsmanagement hat das gesamte Unternehmen im Blick. Es umfasst Arbeitsschutz, Personalmanagement, Betriebliches Eingliederungsmanagement sowie Betriebliche Gesundheitsförderung. Und es bietet dem einzelnen Mitarbeiter Gelegenheit, sich aktiv für seine Gesundheit zu engagieren. BGM setzt also sowohl beim Verhalten der Mitarbeiter – Verhaltensprävention – als
auch bei den Arbeitsbedingungen – Verhältnisprävention – an. Zusammen bieten beide Ansätze die besten Chancen für positive Veränderungen.
Verhaltens- und Verhältnisprävention
Angebote zur Verhaltensprävention zielen darauf ab, das Gesundheitsverhalten der Mitarbeiter positiv zu beeinflussen und Impulse zur persönlichen Gesundheitsförderung zu geben. Dazu zählen beispielsweise betriebliche Gesundheitstage, Betriebssportgruppen, Seminare, in denen die Mitarbeiter über eine gesunde Ernährung am Arbeitsplatz informiert werden, oder Coaching-Angebote zum Umgang mit Stress. Verhältnispräventive Handlungsanweisungen dienen dazu, das Umfeld der Beschäftigten möglichst gesundheitsförderlich und belastungsarm zu gestalten. Hierzu zählen unter anderem eine gesunde Kantinenverpflegung, regelmäßige Überprüfung der Arbeitsplatz-Ergonomie, das Betriebliche Eingliederungsmanagement oder die Förderung eines gesundheitsbewussten Umgangs mit Kommunikationsmedien.
Gesundheit als Managementaufgabe
Gesundheitsförderung trägt dem komplexen Zusammenspiel derjenigen Faktoren im Unternehmen Rechnung, die die Gesundheit der Mitarbeiter und letztlich den Erfolg des Unternehmens bestimmen. Nach dem Verständnis der Luxemburger Deklaration stellt sie eine Managementaufgabe dar und sollte in den Unternehmenszielen und im Unternehmensleitbild verankert sein. Seitens des Gesetzgebers existiert in Deutschland ein komplexes Gesetzes- und Regelwerk um gesundheitsgerechte Rahmenbedingungen an den Arbeitsplätzen zu schaffen, beispielsweise für den Arbeits- und Gesundheitsschutz oder für Maßnahmen des Betrieblichen Eingliederungsmanagements. Und Arbeitgeber sind inzwischen verpflichtet, die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter in den Blick zu nehmen.
Psychische Belastungen nehmen zu
So sollen Gefährdungsbeurteilungen über psychische Belastungen am Arbeitsplatz einem Trend entgegen wirken, der von allen gesetzlichen Krankenkassen übereinstimmend festgestellt wurde: Die stark zunehmenden Ausfallzeiten durch psychische Erkrankungen. Ein aktueller Bericht der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) stellt hierzu fest: „Eine psychische Erkrankung ging im Schnitt mit einer Fehlzeit von 25,7 Arbeitstagen einher. Gerechnet auf alle Erkrankungsarten, inklusive der psychischen, fehlten die Erwerbstätigen durchschnittlich 11,7 Tage pro Krankheitsfall.“Die IHK Saarland trägt dieser Entwicklung mit der Aufnahme eines neuen IHK-Zertifikatslehrgangs in ihr Weiterbildungsprogramm Rechnung: „Prozessmanager für die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen (IHK)“können sich künftig auf diesen wichtigen Baustein eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements spezialisieren und gezielte Strategien und Maßnahmenpakete entwickeln, die zur Steigerung der Resilienz von Arbeitnehmer/innen beitragen.
Breites Qualifizierungsangebot zum BGM im Saarland
Darüber hinaus macht sich die IHK Saarland gemeinsam mit ihren spezialisierten Bildungspartnern für ein flächendeckendes Angebot von Qualifizierungen im betrieblichen Gesundheitsmanagement stark. Neben den bereits seit Jahren etablierten Programmen zur Qualifizierung von Fachkräften für Gesundheitsmanagement in Kooperation mit dem Gesundheitspark Saarpfalz GmbH oder der BSA Akademie in Saarbrücken, wurden auch Kompaktlehrgänge entwickelt, beispielsweise für betriebliche Gesundheitsberater mit der CCAkademie Saarland GMBH oder Gesundheitskoordinatoren mit dem Unternehmen GMS. Diese Lehrgänge bieten Einsteigern eine erste Orientierung.
Passend zum Motto „Gesund und motiviert die Karriere meistern“des 17. Aktionstags Weiterbildung der IHK Saarland stehen den Veranstaltungsbesuchern zahlreiche BGM-Experten mit umfassenden Beratungsangeboten zur Verfügung.