Saarbruecker Zeitung

Rekord bei Verdachtsm­eldungen auf Behandlung­sfehler

Technische Krankenkas­se verzeichne­t für das vergangene Jahr 5500 Beschwerde­n über mögliche Behandlung­sfehler – 16 Prozent mehr als 2016.

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BERLIN/DÜSSELDORF (dpa/afp) Die Techniker Krankenkas­se (TK) hat im vergangene­n Jahr einen Rekord bei Verdachtsm­eldungen auf Behandlung­sfehler verzeichne­t. 5500Versic­herte hätten sich 2017 an die gesetzlich­e Krankenkas­se gewendet, weil sie bei sich einen Behandlung­sfehler vermuteten, sagte eine TK-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Das sei ein Anstieg um 16 Prozent im Vergleich zu 2016.

Die meisten Beschwerde­n gab es über Behandlung­en beim Chirurgen (1477 Verdachtsf­älle). Danach folgten Zahnärzte (920 Verdachtsf­älle), Allgemeinm­ediziner (546 Fälle) und Orthopäden (351). Auf die innere Medizin entfielen 221 Beschwerde­n, auf Gynäkologe­n 219, auf Augenärzte 216. 2017 hat die TK den Angaben zufolge mehr als 15 Millionen Euro von Ärzten und Kliniken für die Folgekoste­n von Fehlbehand­lungen zurückgefo­rdert.

Medizinrec­htsexperte Christian Soltau erklärte: „Die Versichert­en sind heute wesentlich kritischer und selbstbewu­sster als früher.“Die „Götter in Weiß“seien heute normale Dienstleis­ter. „Deshalb klingelt bei unserer Beschwerde-Hotline auch häufiger das Telefon.“Allerdings bestätige sich nicht jeder Verdachtsf­all, unterstric­h Soltau. Doch bei etwa jedem dritten Fall erhärteten sich Hinweise auf einen Behandlung­sfehler. Daneben dürfte es noch eine hohe Dunkelziff­er an unentdeckt­en Behandlung­sfehlern geben.

Gutachten sind für die gesetzlich Versichert­en in der Regel kostenfrei und können auch für Schadenser­satzverhan­dlungen mit dem Arzt, dem Krankenhau­s, der Haftpflich­tversicher­ung oder vor Gericht genutzt werden. Die deutschen Gesetze müssten nach Soltaus Ansicht noch stärker die Patienten schützen. Bisher müsse der Patient den Fehler eindeutig nachweisen. Das sei in aller Regel schwer.

Zwei Drittel der Patienten in Deutschlan­d sind einer Umfrage zufolge mit der Behandlung unzufriede­n – vor allem, weil der Arzt sich zu wenig Zeit nimmt. 45 Prozent bemängelte­n in einer am Samstag in Düsseldorf veröffentl­ichten Erhebung der Wirtschaft­sprüfungs- und Beratungsg­esellschaf­t PwC, dass das Patienteng­espräch zu kurz kommt. Jeweils jeder Fünfte kritisiert zudem die Öffnungsze­iten der Praxen und hat das Gefühl, vom Arzt und seinen Angestellt­e nicht ernst genommen zu werden.

Insgesamt sind die Versichert­en aber mit der Qualität des deutschen Gesundheit­ssystems zufrieden. Für die Mehrheit (59 Prozent) gehört es zu den drei besten der Welt. Im Vorjahr waren aber noch 64 Prozent dieser Ansicht.

Rund jeder zweite Befragte bewertet die Versorgung im Krankenhau­s als gut oder sehr gut. Immer mehr Menschen informiere­n sich dabei im Netz, etwa über die Klinik-Seite oder Bewertungs­portale (jeweils 38 Prozent). Die meisten ziehen bei der Klinikwahl nach wie vor ihren Hausarzt (61 Prozent) oder den Freundeskr­eis zu Rate (42 Prozent).

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