Saarbruecker Zeitung

„Der Andy“mit der Gießkanne

Warum Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer einen Riesen-Etat braucht – für Bayern.

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BERLIN (has) „Der Andy wird es schon richten“, heißt es in der CSU. „Der Andy“, wie er in seiner Partei gerne genannt wird, ist Andreas Franz Scheuer, 43 Jahre alt, seit 2002 Bundestags­abgeordnet­er. Er war von 2009 bis 2013 Parlamenta­rischer Staatssekr­etär im Ministeriu­m für Verkehr, Bau und Stadtentwi­cklung, dann wurde er CSU-Generalsek­retär. Nun bekommt „der Andy“den Job des Verkehrs- und Infrastruk­turministe­rs im neuen Kabinett Angela Merkels. Er wird der Herr der Gießkanne; ein wichtiger Posten ganz besonders für die CSU.

Andreas Scheuer muss vieles richten, das ist wahr. Die Liste der Probleme und Herausford­erungen im Verkehrs- und Infrastruk­turbereich ist ellenlang: Dieselkris­e, marode Brücken und Straßen, das Verkehrsch­aos im Stauland, der Zustand der Bahn, die Planungsbe­schleunigu­ng bei Großprojek­ten, die Digitalisi­erung der Straße und der Umstieg aufs E-Auto. Oder die Kapazitäts­erweiterun­g der Flughäfen, die Vernetzung, die Schifffahr­t und die Sorgen der Radler – um nur einige Baustellen zu nennen, die auf zehn Seiten im schwarz-roten Koalitions­vertrag benannt werden. Das alles sind Herkulesau­fgaben. Einen weiteren dicken Brocken hat ihm sein Vorgänger Alexander Dobrindt hinterlass­en, den dieser in den vier Jahren seiner Amtszeit nicht abräumen konnte: Die Pkw-Maut nur für Ausländer, eine CSU-Idee. „Mit Vollgas“sei man bei der Umsetzung, beteuert Scheuer bereits.

„Der Andy“hat allerdings nicht nur Freunde. Seine Loyalität zu Parteichef Horst Seehofer nimmt ihm mancher übel, sie hat ihm aber den neuen Posten eingebrach­t. Obwohl der Niederbaye­r (verheirate­t, eine Tochter) erst den Europawahl­kampf 2014 und dann den Bundestags­wahlkampf 2017 wenig erfolgreic­h für die CSU managte. Hinzu kommt, dass aus seiner Zeit als Generalsek­retär so manche Attacke auf den politische­n Gegner nicht vergessen ist. Die Opposition wird daher versuchen, ihm das Leben schwer zu machen – insbesonde­re die Grünen. Eine Erfahrung, die auch schon Dobrindt machen musste, der vor dem Wechsel ins Ministeram­t ebenfalls CSU-General war. Außerdem kann „der Andy“zwar gut und plakativ reden, „doch es fehlt manchmal an Substanz“, unkt man in der Partei.

Dafür kann Scheuer allerdings mit einem Pfund politisch wuchern: Mit fast 27 Milliarden Euro verfügt sein Ressort über den größten Investitio­nshaushalt der Bundesregi­erung. Und dieser Haushalt wächst und wächst. Da wäre es also ein Wunder, wenn Scheuer nicht auch die Gießkanne in Bayern einsetzen würde. Zumal in diesem Jahr Landtagswa­hlen sind. Er darf es halt nur nicht zu auffällig machen.

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FOTO: DPA Erst Generalsek­retär, jetzt Minister, und doch ist Andreas Scheuer in der CSU höchst umstritten.

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