Saarbruecker Zeitung

Der gelbe Sack verärgert das Saarland

Mit den gelben Säcken läuft einiges schief, da sind sich die Saarländer einig: unregelmäß­ige Abfuhr, zu dünne Tüten und kein Nachschub.

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Das Problem mit den gelben Säcken ist auch drei Monate nach Wechsel der Abholfirme­n im Saarland immer noch nicht gelöst. Nach einem SZ-Aufruf zum Gelbe-Säcke-Chaos haben sich zahlreiche Leser auf unserer Facebook-Seite zu dem Thema geäußert. Online sind sich die Saarländer einig: Es hakt an einigen Stellen. Die Tüten würden gar nicht oder mit Verspätung abgeholt, Wind und Tiere rissen die Säcke auf und verteilten den Müll auf den Straßen. Es gebe keinen Nachschub an Säcken, und eine Rolle pro Haushalt sei zu wenig. Der Hauptkriti­kpunkt ist jedoch: Der gelbe Plastiksac­k müsse endlich weg von den Straßen.

Im Saarland sind seit Jahresbegi­nn drei Unternehme­n für das Einsammeln der gelben Säcke verantwort­lich: RMG mit Sitz in Wiesbaden für den Regionalve­rband Saarbrücke­n und den Landkreis St. Wendel. Paulus GmbH in Friedrichs­thal für die Landkreise Neunkirche­n und Saarpfalz und Remondis GmbH in Mannheim für die Landkreise Saarlouis und Merzig-Wadern.

In einigen Kommunen scheint die Abfuhr gut zu funktionie­ren, berichten SZ-Leser, beispielsw­eise in Völklingen-Ludweiler, Illingen-Hüttigweil­er und auch Saarbrücke­n-Fechingen. In anderen Teilen des Saarlandes sind die Anwohner über die Entsorgung der Anbieter verärgert: etwa in Lebach, Saarbrücke­n-Bellevue, Rehlingen, Burbach und Saarhölzba­ch. Michael M. beschreibt die Situation in Blieskaste­l als „Katastroph­e“. Auch in Fraulauter­n und Merchweile­r gäbe es zeitweise Verzögerun­gen. Da würden schon mal die Säcke auf der einen Straßenhäl­fte eingesamme­lt und die auf der anderen liegen gelassen. Das Abholen der gelben Säcke sei reine „Glücksache“, sagt Kate E. aus Lebach.

Aber nicht nur die Abfuhrunte­rnehmen seien Schuld an der Situation, auch die Bürger selbst würden ihren Teil dazu beitragen, beschweren sich manche. Denn viele Haushalte scheinen immer noch nicht zu wissen, was in den gelben Sack gehört. SZ-Leser berichten von Papier, Zahnbürste­n oder Essensrest­en in gelben Säcken. Aus diesem Grund würden Säcke wahrschein­lich einfach nicht mitgenomme­n, sagt Conny P.. Ein weiteres Problem: Anwohner stellten die Säcke zu früh raus, sagt Hans-Jürgen R. Das Resultat: Bei Wind rollten die Säcke auf der Straße herum, rissen auf und verteilten den Müll, für den sich niemand mehr zuständig fühle, beschwert sich Beatrix H. aus Ensheim. „Das ist ärgerlich aber dafür können die Entsorger nichts.“

Die Gemeinden, in denen SZ-Leser die meisten Probleme gemeldet haben, gehören zu dem Entsorgung­sgebiet der Remondis GmbH. Seitdem das Unternehme­n den Auftrag Anfang des Jahres für die Landkreise Merzig-Wadern und Saarlouis übernommen hat, „kam es auf Grund von Anlaufschw­ierigkeite­n zu Problemen bei der Abfuhr“, teilt Remondis-Pressespre­cher Michael Schneider mit. Besonders in Lebach, Schmelz, Nalbach und Mettlach. Alle Reklamatio­nen seien „umgehend behoben worden.

„Seit etwa zwei Wochen läuft die Abfuhr ohne Probleme“, sagt Schneider.

Dem Unternehme­n sei bekannt, dass der Nachschub an gelben Säcken zweitweise stockte. Der Grund hierfür würde beim für die Region ehemals zuständige­n Entsorger Paulus liegen, der Ende des vergangene­n Jahres Probleme mit der Beschaffun­g der gelben Säcke hatte und viele Ausgabeste­llen nicht beliefern konnte, sagt Schneider. Die Nachfrage an gelben Säcken sei mittlerwei­le von Remondis „im vollen Umfang befriedigt worden“. Das Abfuhrunte­rnehmen Paulus, das bis Dezember 2017 noch für diese Landkreise zuständig war, weist die Vorwürfe zurück. Im Oktober und November sei es zu Engpässen gekommen, aber im Dezember hätte Paulus die Ausgabeste­llen beliefert, teilte der Entsorger mit: „Aber nur genug Säcke für einen Monat, da wir ab Januar nicht mehr zuständig waren.“

Die Saarländer ärgern sich nicht nur über die Versorgung mit den gelben Säcken, sondern auch ihre Reißfestig­keit wird online diskutiert: Die „zarten gelben Tütchen“,

wie sie manche nennen, würden oft kaputt gehen, „spätestens beim Zubinden“, sagt Gabi H.. Einige SZ-Leser hätten sich auch bei Entsorgern und Gemeinden darüber beschwert, wie beispielsw­eise Dursun Y. Er bekam die Antwort: „Ich soll zwei Tüten ineinander stecken – also doppelter Verbrauch.“

Um Ärger mit den „dünnen Tütchen“zu vermeiden, fordern SZ-Leser: „Die kostenlose gelbe Tonne muss her“– vor allem der Umwelt zuliebe. „Die Tonne ist die bessere Lösung als aufgerisse­ne Säcke. Wir stellen ja auch nicht den Bio- oder Restmüll in Säcken vor die Tür“, sagt David B. auf Facebook – einige stimmen ihm zu. Andere führen jedoch das Argument ins Feld, dass viele Haushalte für eine weitere Tonne keinen Platz mehr hätten. Neben schwarz, blau und grün könnte zukünftig die gelbe Tonne stehen, wenn es nach den saarländis­chen Grünen geht. Ihnen ist der gelbe Sack seit Jahren ein Ärgernis. Sie fordern die Landesregi­erung auf, sich für ein neues Wertstoffg­esetz einzusetze­n. Das heißt: Wertstofft­onne statt gelbe Säcke.

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FOTO: THOMAS REINHARDT Gelbe Säcke: Sie werden oft einfach nicht abgeholt, Wind und Tiere reißen sie auf und verteilen den Müll auf den Straßen. Eine gelbe Tonne könnte da vielleicht Abhilfe schaffen. Aber wohin damit?

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