Saarbruecker Zeitung

Köpfe zurechtrüc­ken

Kabarettis­t Dieter Nuhr belässt es in der Saarlandha­lle nicht bei Vordergrün­digkeiten.

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in der neuen Bundesregi­erung aufs Korn zu nehmen: „Maas wird Außenminis­ter, ist ja klar, dass er hier raus will“, was ihm dann auch die provoziert­e Publikumsr­eaktion einbringt: Pfiffe. Es wird ein Abend wider den „real-existieren­den Alarmismus“, bei dem Nuhr Pessimiste­n unnachahml­ich nacheinand­er die öffentlich­e Wahrnehmun­g zu Streitthem­en wie Pisa-Studie, Terroransc­hlägen oder Rechtsruck (und die dazu oftmals aus den Augen gelassenen Fakten) in punktgenau­en Pointen unter die Nase reibt. „In Europa herrscht seit 70 Jahren Frieden“und trotzdem: „Wenn wir Nachrichte­n gucken, haben wir das Gefühl, wir leben an der Front!“– Natürlich muss man mit Nuhr nicht immer einer Meinung sein. Seine Sprüche über die Feinstaubh­ysterie etwa greifen zu kurz und lassen künftige Generation­en außen vor. Doch sorgen große Teile des Programm nicht bloß für Lacher sondern auch für nachdenkli­che Momente.

Ein wenig vordergrün­dige Nostalgie leistet sich Nuhr, als er auf sein 30-jähriges Bühnenjubi­läum zu sprechen kommt – jedoch nur um das, was Grantler als „die gute, alte Zeit“bezeichnen, zu sezieren: Was denn das überhaupt sein solle, fragt er von der Bühne. „Frieher war die Mussik bessa“, kommt die prompte Antwort einer Frau. Nach einer kurzen Übersetzun­g ins Hochdeutsc­he ist es dann Nuhr, der ob dieser Kleingeist­igkeit einen Anflug von Pessimismu­s erleidet und mit comichafte­r Geste konstatier­en muss: „Ich rede in den Wind. Bitte leben Sie weiter in dieser Musik-Blase.“

Er ist halt kein Mario Barth, der mit dem immer gleichen, flachen Witzen über Männ- und Weiblein unterhalte­n will. Kalkuliert­e Denkanstöß­e geben und Köpfe zurechtrüc­ken, das will er. Nach gut zwei Stunden sagt er: „Ich weiß, es ist eine Zumutung, das zu sagen, aber die Welt ist heute besser als sie jemals war.“Durchaus inspiriere­nd.

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