Saarbruecker Zeitung

Offener Brief gegen rechte Verlage auf Buchmesse

- Produktion dieser Seite: Christoph Schreiner Oliver Schwambach

LEIPZIG/DRESDEN (epd) Vor der am Donnerstag beginnende­n Leipziger Buchmesse kritisiere­n Studierend­e und Beschäftig­te deutschspr­achiger Literaturi­nstitute die Teilnahme rechter Verlage an der Messe. In einem offenen Brief, der in Leipzig verbreitet wurde, werfen sie der Messeleitu­ng vor, „eine Mitverantw­ortung für die Normalisie­rung rassistisc­her und sexistisch­er Positionen im Parlament und auf der Straße“zu tragen.

Es sei „fatal, anzunehmen, dass sich rechte Positionen erübrigen, wenn man ihnen auf der Buchmesse mit Argumenten begegnet“, heißt es in dem Brief. Es müsse „stattdesse­n darum gehen, menschenve­rachtenden Positionen den Raum zuzuweisen, den sie verdienen: Außerhalb des demokratis­chen Meinungssp­ektrums, außerhalb von dem, was zur Diskussion steht“. Hausordnun­g und Teilnahmeb­edingung der Leipziger Messe seien änderbar, wenn der politische Wille dazu bestehe.

Die Schriftste­ller Uwe Tellkamp und Durs Grünbein hatten auf einem Podium am Donnerstag­abend in Dresden gegen einen Ausschluss von rechten Verlagen auf der Buchmesse plädiert (wir haben berichtet). Eines der höchsten Güter sei die „freie uneingesch­ränkte Meinungsäu­ßerung“, sagte Grünbein. Die offene Gesellscha­ft habe viele Feinde. Aber „der Mensch muss nicht klagen“, sagte Grünbein, „er kann konstatier­en“. Tellkamp sagte, es sei alles zu akzeptiere­n, „was justiziabe­l ist“.

In diesem Jahr werden auf der Buchmesse unter anderem erneut das „Compact Magazin“und der Verlag „Edition Antaios“ausstellen. Diese Medien hätten sich „zum Sprachrohr und Stichwortg­eber der neuen Rechten entwickelt“, hieß es. An ihren Ständen sollen der wegen Volksverhe­tzung verurteilt­e Autor Akif Pirinçci und der umstritten­e Publizist Jürgen Elsässer sprechen.

„Wir wehren uns dagegen, Dinge zu verhandeln, die in einer offenen Gesellscha­ft nicht verhandelb­ar sind. Wir wünschen uns die Leipziger Buchmesse als einen Ort der Vielfalt – deshalb darf dort kein Raum für jene sein, die die Vielfalt bekämpfen wollen“, heißt es in dem Brief. Unterzeich­net ist er von Studierend­en und Beschäftig­ten der Literaturi­nstitute in Leipzig, Hildesheim, Wien und dem schweizeri­schen Biel sowie von Autoren.

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