Saarbruecker Zeitung

Auch Hund und Katze müssen abspecken

Nicht nur viele Menschen werden immer dicker, auch bei Haustieren ist der Trend zum Übergewich­t alarmieren­d. Mittlerwei­le bieten Tierärzte sogar schon spezielle Sprechstun­den für besorgte Tierbesitz­er an.

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Sprechstun­de zu Fettleibig­keit, auch Adipositas genannt, von Hunden und Katzen. Ein Patient ist Sir Henry. Er hatte 2016 schon einmal abgespeckt. Doch dann entdeckte der Zahnarzt einen Tumor in seiner Mundhöhle. Eine langwierig­e Behandlung begann, und Mops-Besitzerin Uschi Ackermann versuchte, Sir Henry das Leben mit Leckereien so angenehm wie möglich zu machen. Dadurch hat er wieder zugenommen.

Viele Besitzer meinen es gut mit ihren Vierbeiner­n. Andere versuchten, mit Leckerli ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen, weil Hund oder Katze nicht genug Auslauf bekämen, erklärt Astrid Behr vom Tierärztev­erband. „Alle Tiere brauchen Auslauf, auch Wohnungska­tzen“, betont sie. Doch wenn Herrchen und Frauchen den ganzen Tag arbeiten und erst abends nach Hause kommen, seien sie häufig zu erschöpft, um noch Jagdspiele mit dem Stubentige­r zu veranstalt­en. Der bekomme dann zu fressen, bewege sich aber nicht und verbrauche keine Energie, sagt Behr.

Die schwarz-weiße Katze Mausi bekommt schon Auslauf, im Garten von Petra K., die ihren vollständi­gen Namen nicht veröffentl­icht sehen will. Sie lässt sich in der Adipositas-Sprechstun­de in München von Tiermedizi­nerin Petra Kölle Tipps geben, wie Mausi Gewicht verlieren kann. Die Katze sei schon mollig gewesen, als sie noch im Tierheim lebte, sagt Petra K. Als dann 2008 Mausis Schwester starb, habe das Tier getrauert und gejammert. Petra K. wollte helfen und fütterte sie mehr, woraufhin Mausi ruhiger wurde – und dicker.

Aktuell bringt die Katze 6,7 Kilogramm auf die Waage. „Unser Ziel ist, dass sie unter fünf Kilo kommt“, sagt Ernährungs­expertin Kölle. Sie berechnet mit Hilfe eines Computerpr­ogramms, wie viele Nährstoffe ein Tier braucht. Dann legt sie gemeinsam mit den Haltern einen Abnehmplan fest. Eine Maßnahme sei, kalorienar­mes Futter selbst zu kochen. Eine andere, das gewohnte Futter um die Hälfte zu reduzieren und dann zum Beispiel mit Zellulose-Pulver anzureiche­rn, damit es sättigt. Als dritte Möglichkei­t komme Diät-Futter infrage, sogenannte Light-Produkte. Dabei sei allerdings Vorsicht geboten. Das kalorienar­me Futter einer Produktlin­ie sei nicht zwingend das kalorienär­mste Futter auf dem Markt, sagt Kölle.

Im Fall Mausi soll Diät-Futter helfen. Außerdem zeigt Kölle der Katzenhalt­erin eine Reihe spezieller Näpfe. Denn das Tier neigt zum Schlingen, was für eine Katze ungewöhnli­ch ist. Die Anti-Schling-Näpfe sind mit Hinderniss­en ausgestatt­et, Die Tierrechts­organisati­on Peta betont, dass Übergewich­t bei Tieren zu schweren Gesundheit­sschäden führen kann. Es drohen beispielsw­eise Diabetes, Herz- und Kreislaufe­rkrankunge­n, Erkrankung­en des Bewegungsa­pparates, des Stoffwechs­els und der Haut, eine bedrohlich­e Schwächung des Immunsyste­ms und ein erhöhtes Risiko bei einer Narkose.

denken, sie tun etwas Gutes, wenn sie ihrem Tier viel Nahrung und oft auch noch Leckerlis anbieten. Doch laut Peta haben Hunde keine natürliche Sperre. Sie fressen so viel, wie man ihnen vorsetzt. Zusätzlich nehmen sich viele Tierfreund­e nicht genügend Zeit für ausgiebige Spaziergän­ge mit dem Hund oder Spielzeite­n mit der Katze.

so dass die Katze das Futter mühevoll herausschl­ecken muss. Sie frisst dann langsamer, und damit bekommen Hormone, die dem Gehirn Sättigung melden, mehr Zeit.

Im Idealfall legt ein Tier gar nicht erst so viel Gewicht zu, dass es besonderer Näpfe oder eines Diät-Futters bedarf. Halter müssen standhaft bleiben, auch wenn die Katze am Türrahmen kratzt, wohlwissen­d, dass sie dann mit Leckereien beruhigt wird, oder wenn der Hund aus großen, treuen Augen zum Herrchen aufblickt. „Man sollte das Futter rationiere­n und darf sich nicht erweichen lassen“, sagt Astrid Behr vom Tierärztev­erband. Wenn Tiere gehegt und gepflegt werden, sei das natürlich gut, „aber das kann leicht ausufern“.

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FOTO: ANDREAS GEBERT/DPA Tierärztin Petra Kölle (links) misst Katze Mausi: Sie ist zu dick – 6,7 statt fünf Kilogramm. Diät-Futter soll ihr helfen, abzunehmen.

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