Computer sollen Verbrecher vor der Tat erkennen
Die Mehrheit der Deutschen befürwortet den Einsatz von Künstlicher Intelligenz zur Kriminalitätsbekämpfung.
BERN/BERLIN (np) Computerverfahren der Künstlichen Intelligenz (KI) gehört die Zukunft, sagen die Informatiker. Sie sollen Autos lenken, Krebsbehandlungen verbessern, Vorhersagen liefern. Dazu gehören auch Methoden der vorbeugenden Verbrechensbekämpfung. Mit ihnen wird bereits experimentiert.
Wissenschaftler der Universität Bern haben eine solche PrognoseTechnik im vergangenen Jahr vorgestellt. Das Programm analysiert einschlägige Daten von Suchmaschinen. Die Berner Forscher erklärten, ihnen sei es gelungen, über die Auswertung von Internet-Suchanfragen die Wahrscheinlichkeit von Straftaten vorherzusagen. Suchmaschinen-Werkzeuge wie Google Trends, die Auswertungen zu einzelnen Suchbegriffen liefern, könnten laut den Wissenschaftlern gefährliche Entwicklungen früh erkennen.
Die Forscher des Instituts für Rechtsmedizin der Uni Bern um Professor Michael Liebrenz werteten Anfragen zum Begriff Methamphetamin (Crystal Meth) zur Vorhersage von Straftaten aus. Sie verglichen unter anderem Suchanfragen mit Kriminalstatistiken der Schweiz, Deutschland und Österreich. Das Ergebnis sei deutlich gewesen. Die Häufigkeit der GoogleSuchen zu diesem Thema und die Entwicklung des Drogenmarkts seien in den vergangenen zehn Jahren ungefähr parallel verlaufen. Es sei also im Prinzip möglich, auf diesem Weg zu erkennen, wie sich die Drogenszene entwickelt.
In Deutschland befürwortet die Mehrheit der Menschen derartige Techniken der Kriminalprävention, berichtet der Branchenverband Bitkom. Sechs von zehn Bundesbürgern fänden es sinnvoll, per KI Straftaten zu prognostizieren und eine bessere Polizeipräsenz zu ermöglichen, zeige eine repräsentative Umfrage mit über 1000 Teilnehmern im Alter ab 14 Jahren. Teresa Ritter vom KI-Verband: „Mit KI lassen sich Straftaten wie Wohnungseinbrüche auf bestimmte Muster hin analysieren, wodurch Wahrscheinlichkeiten für mögliche Tatorte und Tatzeiten berechnet werden können.“
Noch besser fänden es die Bundesbürger, Verfahren der Künstlichen Intelligenz bei der Bekämpfung der Finanzkriminalität einzusetzen – also etwa verdächtige Überweisungen zu identifizieren und so Geldwäsche zu verhindern. Neun von zehn Befragten hätten dies für sinnvoll gehalten. Knapp zwei Drittel begrüßten eine intelligente Gesichtserkennung, die bei der Fahndung nach Schwerkriminellen Videoaufnahmen zum Beispiel von Bahnhöfen oder öffentlichen Plätzen analysiert.
Drei von zehn Bundesbürgern fänden es zweckmäßig, wenn intelligente Roboter in der Polizeiarbeit eingesetzt würden. Quer durch alle Altersklassen hielten Menschen den Einsatz von KI in der Polizeiarbeit für sinnvoll, heißt es beim Bitkom. Wichtig sei aber auch, dass in einem so sensiblen Bereich strenge Auflagen gelten und Missbrauch ausgeschlossen sei.