Horrorshow in Miniaturformat
Eine neue, dreiteilige Arte-Reihe rückt die durchaus grobe Welt der Insekten ins Zentrum.
SAARBRÜCKEN (ry) Es gibt viele Menschen, die lieben das Horrorund Krimi-Genre mit seinen grausamen Todesfällen, Massenmördern und trickreichen Killern sowie den wundersamen Rettungen, die in letzter Sekunde für den besonderen Kick sorgen. Den „Tatort“am Sonntag können diese Personen oft gar nicht abwarten. Doch nach diesem Film ist klar: Der beste und gruseligste Tatort ist – die nächste Wiese. Die Dokumentation führt den Zuschauer mithilfe von Superzeitlupen, Zeitraffern und Makroaufnahmen in die Welt der heimischen Käfer und zeigt faszinierende Verhaltensweisen, die normalerweise verborgen bleiben.
Mit Stilmitteln aus dem Horrorfilm-Genre zeigt dieser ungewöhnliche Beitrag über die Natur die abenteuerliche Reise eines sechsbeinigen, sympathischen Helden mit roten Flügeln und sieben Punkten durch eine ganz gewöhnliche Wiese – in der es vor Ungeheuern nur so wimmelt.
Dank hochwertiger Makroobjektive und extrem feiner Kamerasteuerung, Ultrazeitlupenaufnahmen und Zeitraffern gelingen technisch brillante, hochaufgelöste Aufnahmen in 4K aus einer absoluten Wunderwelt des Gruselns und Staunens: Da gibt es den seltsamen Warzenbeißer, der auf den ersten Blick wie eine gewöhnliche Heuschrecke erscheint und doch in Sekundenschnelle zum gefräßigen Raubtier mutiert. Da lähmen andere Räuber ihr Opfer mit Gift, um es dann als „lebenden Toten“zu vergraben – diese „Zombies“sollen Nahrung für den Nachwuchs sein.
Und sogar der Todestanz einer Ameise in der Fallgrube eines Giftmörders gerät dank extrem langsamer Zeitlupen zu einem ästhetischen Ballett des Todes. Und wie in jedem Horrorfilm gibt es bevorzugte Opfer, wehrlos und naiv, die bei regelrechten Massakern zu Dutzenden bei lebendigem Leibe ausgesaugt und sogar von vermeintlich vegetarisch lebenden Schafen und Ziegen aufgefressen werden.
So entpuppt sich die Wiese vor der Haustür als Ort voller Gattenmörder, fliegender Killerkommandos, Luftpiraten und weiterer Überraschungen: Denn die Reise des roten Glückskäfers steckt voller erstaunlicher Wendungen – romantische Liebeleien inklusive. Doch auch der Held des Films erfährt zum Schluss eine bestürzende Verwandlung: ein mörderisch-augenzwinkerndes Gruselvergnügen!
Der Beitrag von Lothar Frenz ist der Auftakt der dreiteiligen Sendereihe, bei der Insekten im Mittelpunkt stehen. Der Naturfilmer ist seit den 90er-Jahren unter anderem im Auftrag des ZDF, des NDR und von Arte unterwegs. Auch als Buchautor ist er erfolgreich.
Winzige Wunder: Insekten (1/3), 18.35 Uhr, ARTE