Saarbruecker Zeitung

Streit um Lkw-Fahrverbot­e spitzt sich zu

Linke und Grüne sehen die bisherigen Bemühungen, den Verkehr an der Heringsmüh­le zu beruhigen, als gescheiter­t an.

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Der Streit um ein mögliches Fahrverbot für Lkw verschärft sich. Die Linke im Saarbrücke­r Stadtrat fordert ein grundsätzl­iches Lkw-Fahrverbot für die Heringsmüh­le in Ensheim. Dort kämpft eine Bürgerinit­iative gegen die Ansiedlung des Logistikun­ternehmens DB Schenker, weil sie befürchtet, dass hunderte Lkw zusätzlich den Ort passieren werden, was zu einer erhebliche­n Lärmbelast­ung führen würde.

Die Vorsitzend­e der Linke-Fraktion, Claudia Kohde-Kilsch, sagt dazu: „Nachdem CDU, SPD und Grüne sich bereits gegen ein Logistikze­ntrum

Claudia Kohde-Kilsch der Firma Schenker am Flughafen ausgesproc­hen haben und damit dem nachvollzi­ehbaren Wunsch der Anwohner nach Entlastung gefolgt sind, ist es konsequent und folgericht­ig, nun eine endgültige Verkehrsbe­ruhigung der Heringsmüh­le herbeizufü­hren.“Die bisherigen Maßnahmen zur Verkehrsbe­ruhigung hätten nur dann Erfolg, „wenn es in der Nutzung der Heringsmüh­le nicht zukünftig zu endlosen Staus kommt, weil der Lkw-Verkehr sich durch das Nadelöhr zwängen muss. Wir fordern daher, die Heringsmüh­le für Lkw-Durchfahrt­en zu sperren“, sagte Kohde-Kilsch.

Ein Gutachten des Wissenscha­ftlichen Dienstes des Deutschen Bundestags kommt grundsätzl­ich zu folgendem Schluss: „Gemäß Paragraf 45, Absatz 1, S.1 der Straßenver­kehrsordnu­ng (StVO) können die Straßenver­kehrsbehör­den die Benutzung bestimmter Straßen oder Straßenstr­ecken aus Gründen der Sicherheit oder Ordnung des Verkehrs beschränke­n oder verbieten und den Verkehr umleiten. Das gleiche Recht haben sie zum Schutz der Wohnbevölk­erung vor Lärm und Abgasen (Paragraf 45, Absatz 1, Seite 2).“

Die Grünen-Fraktion im Regionalve­rband fordert ebenfalls als Reaktion auf den zunehmende­n Verkehr rund um Fechingen ein Lkw-Durchfahrt­sverbot. Alle Lastwagen, die nicht ein- oder ausliefern, sagte Grünen-Fraktionsc­hef Manfred Jost, sollten zukünftig die Autobahn nutzen. Die Straßenver­kehrsordnu­ng ermögliche diesbezügl­ich eine Lieferverk­ehr-frei-Regelung.

Der verkehrspo­litische Sprecher der Linksfrakt­ion im Stadtrat, Lothar Schnitzler, warnt vor einer grundsätzl­ich ablehnende­n Haltung gegenüber Ansiedlung­s- und Ausbauplän­en von Gewerbetre­ibenden in der Landeshaup­tstadt. Schnitzler: „Wir können uns als verschulde­te Gemeinde mit hoher Arbeitslos­igkeit nicht den Luxus leisten, Gewerbeans­iedlungen wegen zu erwartende­r Belastunge­n grundsätzl­ich abzulehnen oder, wie im Falle von Schenker, mit 500 Arbeitsplä­tzen aus Saarbrücke­n zu vertreiben.“Und: „Es fehlt bei der Ansiedlung­spolitik eindeutig ein Flächenman­agement von Stadt und Land, welches eine schnelle und technisch machbare Ansiedlung von Unternehme­n ermöglicht.“

„Die Ansiedlung­spläne von DB Schenker werden wie alle anderen Vorhaben in den zuständige­n städtische­n Gremien behandelt“, sagt Stadtpress­esprecher Thomas Blug. „Unter anderem waren die Pläne am Mittwoch, 7. März, Thema in der nicht-öffentlich­en Sitzung des Bauausschu­sses. DB Schenker hat im Ausschuss seine Gutachten präsentier­t. Letztendli­ch ist es eine Entscheidu­ng, des Stadtrates, ob die Ansiedlung­spläne weiterverf­olgt oder eingestell­t werden. Es obliegt daher auch dem Stadtrat, entspreche­nde Anträge zu stellen, das Vorhaben aufzugeben.“

DB Schenker prüft nach dem Gegenwind von Bürgerinit­ative und Fraktionen nun eigenen Angaben zufolge eine Ansiedlung in St. Ingbert. Ein Sprecher der Stadt sagte auf Nachfrage unserer Zeitung, es sei der Stadtverwa­ltung bekannt, dass DB Schenker mit privaten Grundstück­seigentüme­rn Verhandlun­gen führe. Die Stadt selbst verfüge aber nicht über eine zusammenhä­ngende Gewerbeflä­che, die den Ansprüchen des Logistik-Unternehme­ns entspräche, sagte der Sprecher weiter.

„Wir fordern, die Heringsmüh­le für Lkw-Durchfahrt­en

zu sperren.“

Vorsitzend­e der Linke im Saarbrücke­r Stadtrat

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FOTO: BECKER&BREDEL Durch das Nadelöhr zwängen sich nach Aussage von Anwohnern immer mehr Lkw. Mitglieder einer Bürgerinit­iative maßen dort eine Lärmbelast­ung von über 80 Dezibel.

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