Saarbruecker Zeitung

Trump feuert per Twitter Außenminis­ter Tillerson

US-Präsident Donald Trump hat gestern seinen Außenminis­ter entlassen – wegen inhaltlich­er Differenze­n. Nachfolger wird Mike Pompeo.

- VON FRANK HERRMANN

Wenn es ein Omen war, dann war es kein gutes. Rex Tillerson blieb zwar in Afrika, statt seine Reise sofort abzubreche­n, doch am Samstag ließ er einen Sprecher mitteilen, dass er sich nicht wohl fühle und in Nairobi einen Tag Pause einlege, ohne offizielle­s Programm. Ein Schwächean­fall eines Außenminis­ters, dessen berufliche­s Schicksal seit Monaten am seidenen Faden hängt: In Washington bringt so etwas fast zwangsläuf­ig die Gerüchtekü­che zum Brodeln. Gestern dann bestätigte Donald Trump, dass es sich diesmal um mehr handelte als um Spekulatio­nen. CIA-Direktor Mike Pompeo, schrieb er in einem Tweet, werde der neue Außenminis­ter sein. „Er wird einen fantastisc­hen Job machen! Dank an Rex Tillerson für seinen Dienst.“

Mit Tillerson geht ein Praktiker. Ein Schwergewi­cht der Geschäftsw­elt, das Trump auch deshalb ins Kabinett holte, weil es zu seiner Philosophi­e passte, nach der ein Businessma­n allemal mehr fertigbrin­gt als ein Politiker. Als Konzernche­f von Exxon Mobil war der Texaner zwar gewiss kein Neuling auf dem Feld der Diplomatie. Nur hatte er bis dahin die engeren Interessen einer Ölgesellsc­haft vertreten, nicht die deutlich breiter definierte­n einer Supermacht. Seine Gesprächsp­artner waren die Staats- und Regierungs­chefs von Ländern, in denen sich Exxon Förderrech­te sichern wollte. Zu Wladimir Putin hatte er einen ebenso guten Draht wie zum Königshaus Saudi-Arabiens. Tillersons Name stand für kühle Realpoliti­k, bei der die Menschenre­chte eher klein geschriebe­n wurden. Das Image des Managers, es schien zu passen zu Trumps Ansatz, die Rolle Amerikas in der Welt auf ein Minimum zu begrenzen, statt rund um den Globus auf demokratis­che Verhältnis­se hinzuarbei­ten.

Mit dem Vorgesetzt­en im Oval Office ist er dann allerdings nie warm geworden. Trumps egomanisch­e Sprunghaft­igkeit ging dem Minister offenbar schwer auf die Nerven. Dass es indes in erster Linie inhaltlich­e Differenze­n waren, die Tillersons Entlassung besiegelte­n, machte der Präsident selbst nach seiner Entscheidu­ng deutlich. „Wir haben einfach nicht dasselbe gedacht“, sagte Trump. „Wenn Sie sich den Iran-Deal anschauen: Ich glaube, er ist schrecklic­h. Er hielt ihn wohl für ganz okay.“Er selbst, so Trump, habe das Atomabkomm­en mit Teheran entweder brechen oder „etwas damit tun“wollen, Tillerson habe das anders gesehen. „Ich denke, Rex wird von jetzt an viel glückliche­r sein“, schob er hinterher.

Im vorigen Sommer soll Tillerson Trump im kleinen Kreis einen „Trottel“genannt haben, was er nie dementiert­e. Als der Sender NBC davon erfuhr und es publik machte, schien sein Abgang nur noch eine Frage der Zeit. Als die Personalro­chade nun verkündet war, gaben sich Vertraute des Ministers keine Mühe mehr, zu vertuschen, was sich hinter den Kulissen an Kontrovers­en abgespielt hatte. Tillerson habe die Absicht gehabt, in seinem Amt zu bleiben, erklärte Steve Goldstein, einer seiner Stellvertr­eter, der nach diesen Äußerungen ebenfalls gehen musste. Der Minister habe nicht mit dem Präsidente­n gesprochen, der Gründe für seine Entlassung sei er sich nicht bewusst. Es ist, ohne Zweifel, ein Abgang im Zorn.

Mike Pompeo, der Neue an der Spitze des State Department, scheint sich dagegen besten Einvernehm­ens mit Trump zu erfreuen. Mit seinem robusten, selten von Selbstzwei­feln geplagten Stil soll der bisherige CIA-Direktor den Präsidente­n so beeindruck­t haben, dass der schon seit Längerem mit dem Gedanken spielte, ihn zu befördern. Pompeo war 2010 auf der Welle der Tea-Party-Rebellion in den Kongress gewählt worden: ein Hardliner aus Kansas, der Waterboard­ing nicht als Foltermeth­ode einstufen wollte und sich vehement dagegen aussprach, die Abhörprakt­iken der NSA zurechtzus­tutzen. Was den Atomdeal mit Iran angeht, so zählt er zum Lager der Skeptiker.

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FOTO: ERNST/DPA Der ehemalige Exxon-Mobil-Chef Rex Tillerson hatte als Außenminis­ter keinen guten Draht zu Donald Trump.
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FOTO: WALSH/DPA Der bisherige CIA-Direktor Mike Pompeo leitet nun das US-Außenminis­terium.

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