Saarbruecker Zeitung

Block 2 in Cattenom soll bis 2048 laufen

Block 2 wird ab Mai generalübe­rholt. Angestrebt wird eine Laufzeit von 60 Jahren.

- VON HÉLÈNE MAILLASSON

CATTENOM (hem) Am grenznahen französisc­hen Atomkraftw­erk Cattenom wird der zweitältes­te Reaktor für zehn weitere Jahre aufgerüste­t. Er ist jetzt 30 Jahre alt und sollte ursprüngli­ch maximal 40 Jahre am Netz bleiben. Doch der Betreiber plant schon mit einer Laufzeit bis 2048.

Knapp 2000 Menschen arbeiten beim lothringis­chen Atomkraftw­erk (AKW) Cattenom. Ab Mai wird sich deren Zahl fast verdoppeln. Denn dann startet die Generalübe­rholung für Block 2. Besonders geprüft werden dabei der Reaktordru­ckbehälter und das Reaktorgeb­äude aus Beton. Beide sind nicht austauschb­ar. Geben die Prüfer der französisc­hen Atomaufsic­htsbehörde ASN grünes Licht, kann der Reaktor weitere zehn Jahre Strom produziere­n. Und wenn es nach AKW-Betreiber EdF geht, auch lange darüber hinaus. „Unser Ziel sind ganz klar die 60 Jahre im Betrieb – vorausgese­tzt, die Reaktoren bestehen weiterhin alle zehn Jahre die Prüfungen der ASN“, sagte Yannick Simonet, stellvertr­etender Leiter am Standort Cattenom, bei der gestrigen Jahrespres­sekonferen­z. Wenn dieser Plan aufgeht, könnte Block 2 bis 2048 am Netz bleiben.

Frankreich­weit investiert EdF bis 2025 rund 50 Milliarden Euro, um die Meiler über die 40-jährige Laufzeit zu bringen. Und das grenznahe AKW in Cattenom spielt dabei eine wichtige Rolle. 2017 wurden an diesem Standort zehn Prozent des gesamten französisc­hen Atomstroms produziert. „Unsere Produktion von 36,37 Milliarden Kilowattst­unden deckte rund 80 Prozent des Stromverbr­auchs in der Region Grand Est ab“, erläuterte AKW-Chef Thierry Rosso. Auch von der Sicherheit der Anlage ist er überzeugt. 25 Mal kamen die Prüfer der ASN im Jahr 2017 nach Cattenom. Sieben Besuche waren unangemeld­et. Über das Jahr meldete EdF in Cattenom 52 Vorfälle an die Aufsichtsb­ehörde. 48 von ihnen wurden auf Level 0 der siebenstuf­igen INES-Skala eingestuft. Somit seien sie „ohne Folgen für die nukleare Sicherheit, die Umwelt und die Mitarbeite­r“gewesen. Weitere sieben Vorfälle betreffen mehrere Kernkraftw­erke von EdF. Zwei davon wurden durch die festgestel­lte mangelnde Erdbebensi­cherheit von Notfallvor­richtungen ausgelöst und wurden auf Stufe 2 eingestuft.

An den Greenpeace-Mitglieder­n, die illegal in die Anlage eingedrung­en waren und dort ein Feuerwerk angezündet hatten, ließ Rosso gestern kein gutes Haar. „Wir haben kein Problem mit anderen Meinungen und Gegengutac­hten. Doch wir können nicht akzeptiere­n, dass Greenpeace das französisc­he Gesetz für eine medienwirk­same Operation missbrauch­t.“Dieses sehe nämlich vor, dass die Sicherheit­skräfte nicht sofort den Kontakt mit Eindringli­ngen suchen und schießen sollen, sondern sich strategisc­h an den heikelsten Orten der Anlage positionie­ren, die es auch im Fall eines mehrfachen Eindringen­s zu verteidige­n gelte.

An Gegenwind mangelt es im Saarland nicht. Die umweltpoli­tische Sprecherin der Linksfrakt­ion, Dagmar Ensch-Engel, drängte die Landesregi­erung und die saarländis­chen Bundesmini­ster dazu, sich gegenüber Frankreich für eine Abschaltun­g einzusetze­n. „Mit insgesamt über 800 Störfällen seit der Inbetriebn­ahme häufen sich die Zwischenfä­lle inzwischen massiv“, sagte sie.

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