Saarbruecker Zeitung

Eon und RWE schreiben Industrieg­eschichte

Der Konkurrenz­kampf zwischen den EnergieRie­sen Eon und RWE soll bald vorbei sein. Auf die Beschäftig­ten kommen aber Einschnitt­e zu.

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komplizier­te Konstrukt lobt, lächelt der Eon-Chef weg: „Ich kann mich immer so schlecht erinnern.“

Die beiden Vorstandsc­hefs haben unter zwei provisoris­ch an die Wand gehefteten Papierausd­rucken der Konzernlog­os Platz genommen. Es musste eben alles schnell gehen. In der Vergangenh­eit waren der Braunkohle­verstromer Schmitz und der ergrünte Energieman­ager Teyssen bisweilen aneinander geraten. Jetzt ist Harmonie pur angesagt: Schmitz schenkt Teyssen Wasser ein, für die Fotografen tauschen die Manager Firmen-Kugelschre­iber.

Doch es geht um nichts weniger als die Neuordnung des deutschen Energiemar­ktes. Eon wird künftig keinen Strom mehr produziere­n und sich ganz auf die Energienet­ze und den Stromverka­uf an dann rund 50 Millionen Kunden in Europa konzentrie­ren. Unter dem Dach von RWE sollen die gesamten erneuerbar­en Energien zusammenge­führt werden. RWE wird durch die Transaktio­nen in mehreren Schritten zu einem Stromprodu­zenten, der 90 Prozent seines operativen Ertrags mit Kraftwerke­n verdient. Heute sind es laut RWE-Finanzvors­tand Markus Krebber 60 Prozent. Für beide Konzerne sei die Vereinbaru­ng eine hervorrage­nde Basis für langfristi­ges Wachstum „in Deutschlan­d, Europa und der Welt“, versichert Teyssen.

Einig sind sich Schmitz und Teyssen auch in einem anderen Punkt. Man sei „aus einer Position der Stärke“in den Deal gegangen, betonen die Manager. Beide Konzerne haben 2017 die Milliarden­verluste des Vorjahres hinter sich gelassen und wieder

„Bei der Kurssteige­rung leuchten mir jetzt schon Dollarzeic­hen in den Augen.“

Rolf Martin Schmitz

RWE Chef

Geld verdient. RWE erzielte 2017 unter dem Strich einen Gewinn von 1,9 Milliarden Euro, Eon verdiente 1,4 Milliarden Euro. Allerdings trieb die Rückzahlun­g der Atomsteuer die Ergebnisse hoch.

RWE hat seinen Strom bisher mit Kohle-, Gas-, Atomkraftw­erken produziert. Jetzt werde man „mit einem Schlag“zur Nummer drei bei den erneuerbar­en Energien in Europa, betont Schmitz. Und RWE werde weiter in grüne Energie investiere­n. Geld dafür soll auch von der Beteiligun­g von knapp 17 Prozent an Eon kommen, die RWE halten wird. Bei der Wertsteige­rung dieses Investment­s habe er „schon jetzt die Dollarzeic­hen in den Augen“, sagt der RWE-Chef. Aufstocken darf er die Eon-Beteiligun­g aber nicht. Das ist so vertraglic­h geregelt.

„Eine Transaktio­n, bei der es eigentlich nur Gewinner gibt“, lobt Schmitz den Deal. Das gelte auch für die Mitarbeite­r. Die Gewerkscha­ften Verdi und IG BCE, die bei solchen Großüberna­hmen oft kritisch sind, haben ungewöhnli­ch positiv reagiert. So wollte Verdi im Aufsichtsr­at für das Geschäft stimmen. Die Arbeitnehm­ervertrete­r wüssten eben, dass für eine nachhaltig­e Entwicklun­g bei der Beschäftig­ung „auch mal Stellen wegfallen“, meint Teyssen. Viele Angestellt­e dürften das anders sehen.

In trockenen Tüchern ist der Deal aber noch nicht. Die Wettbewerb­shüter in Deutschlan­d und Europa müssen noch zustimmen. Geht alles glatt, könnte die gesamte Transaktio­n Ende kommenden Jahres abgeschlos­sen sein.

 ?? FOTO: ROLF VENNENBERN­D/DPA ?? Die einstigen Konkurrent­en Rolf Martin Schmitz (rechts), Vorstandsv­orsitzende­r von RWE, und Eon-Chef Johannes Teyssen tauschen nach einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz ihre Kugelschre­iber aus.
FOTO: ROLF VENNENBERN­D/DPA Die einstigen Konkurrent­en Rolf Martin Schmitz (rechts), Vorstandsv­orsitzende­r von RWE, und Eon-Chef Johannes Teyssen tauschen nach einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz ihre Kugelschre­iber aus.

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