Saarbruecker Zeitung

Ein Relikt aus der Steinzeit des Internet

Der Flash Player von Adobe brachte einst Bewegung in die Online-Welt. Heute ist er vor allem ein Sicherheit­srisiko.

- VON MAXIMILIAN KONRAD

MÜNCHEN/HANNOVER (dpa) Internetse­iten haben jahrelang Videos, Animatione­n, Spiele und Werbeanzei­gen mit dem Flash Player von Adobe abgespielt. Mittlerwei­le macht die Software für Multimedia-Inhalte aber hauptsächl­ich durch ständige Sicherheit­slücken von sich reden. Das Programm ist ein beliebter Weg für Kriminelle, Schadsoftw­are auf Computer zu schmuggeln. Immer wieder warnen Browserher­steller und das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) deswegen vor dem Flash Player. „Das Programm ist momentan ein großes Sicherheit­srisiko, da es einen großen Raum für Angriffe schafft“, sagt Ronald Eikenberg vom Computerma­gazin c’t. „Daher sind Nutzer besser beraten, den Flash Player nicht zu aktivieren.“

Besonders wer veraltete Versionen des Players installier­t hat, ist angreifbar. Schon der Besuch einer Webseite mit manipulier­ten FlashInhal­ten reicht schlimmste­nfalls aus, um schädliche Software auf den Computer zu laden, persönlich­e Daten auszuspion­ieren oder den Rechner für andere unlautere Aktivitäte­n zu missbrauch­en. Auch aus Datenschut­zgründen kann man Flash kritisch sehen: Sogenannte Flash Cookies erlauben es, das Nutzerverh­alten auszuspion­ieren und lassen sich nur schwer entfernen. Und auch der Zugriff von Flash auf Webcam und Mikrofon lässt sich nur schwer regeln.

Viele Nutzer haben den Flash Player als Zusatzprog­ramm für einen Browser auf ihrem Computer installier­t, als sogenannte­s Plug-in. Neben den häufig auftretend­en Sicherheit­slücken gibt es da ein weiteres Problem: Nicht alle Browser halten Flash von allein auf dem neuesten Stand, Nutzer müssen selbst dafür sorgen. Aber es geht auch anders: „Für Google Chrome, den Internet Explorer und Microsoft Edge ist das weniger brisant“, so Eikenberg. „Diese Browser aktualisie­ren den Flash Player automatisc­h.“Bei Windows 10 gehört der Flash zur Grundausst­attung.

Für Apple-Nutzer stellt sich die Situation etwas anders dar: Das iPhone, iPad und der iPod touch unterstütz­en überhaupt kein Flash. Und auf den Mac-Computern des Unternehme­ns müssen Nutzer Flash in Eigenregie einrichten, wenn sie es denn haben wollen. Dabei stoßen Windows- und MacNutzer aber regelmäßig auf Unannehmli­chkeiten: Etwa, dass unachtsame Nutzer bei der Installati­on von Flash noch weitere Software untergesch­oben bekommen.

Meistens geht es auch ohne die Software. Einige Browser blocken gar Flash-Inhalte in den Standardei­nstellunge­n. „Bei Google Chrome und Microsoft Edge werden die meisten Flash-Inhalte erst mal blockiert und bei Firefox kann man diese Funktion zumindest einschalte­n“, erklärt Ronald Eikenberg. Ronald Eikenberg Computerma­gazin c’t

Das BSI rät dazu, den Flash standardmä­ßig zu deaktivier­en.

Aber was ist, wenn man einmal eine Webseite aufruft, die noch nicht ohne Flash funktionie­rt? „Sollte man wirklich eine Webseite haben, die man unbedingt nutzen will und die es nur mit Flash gibt, dann würde ich die in Chrome oder einem Chrome-basierten Browser angucken“, rät Informatik­er Jörg Geiger vom Fachmagazi­n Chip. Dort kann man Flash dann für diese Seite ausnahmswe­ise erlauben. Microsoft Edge unter Windows 10 bietet diese Funktion auch.

Aber wenn so viele Stellen von Flash abraten: Wieso ist die Software dann noch so verbreitet? „Letztlich kann man sagen, dass der Adobe Flash Player zur Steinzeit-Technologi­e gehört“, sagt Ronald Eikenberg. Der Nachfolger ist mit HTML 5 längst da und breitet sich immer weiter aus. HTML 5 wird bereits auf vielen Webseiten für Videos, Audio oder dynamische Grafiken genutzt. Youtube etwa ist ganz ohne Flash nutzbar. Auch Jörg Geiger von Chip sagt: „Die Betreiber von Webseiten haben in den letzten Jahren schon ganz gut auf HTML5 umgestellt, das macht Flash eigentlich überflüssi­g.“

Kann man Flash also einfach vom Rechner entfernen? Ja, sagt Jörg Geiger. Entwickler Adobe hält dafür ein Deinstalla­tionsprogr­amm zum Download bereit. Probleme, abgesehen davon, dass manch eine Webseite nicht mehr vollständi­g funktionie­ren könnte, bekomme man dadurch nicht. „Flash ist heutzutage für die meisten Anwender nicht mehr notwendig, weil es moderne Webseiten kaum noch einsetzen“, sagt auch Ronald Eikenberg. Eine große Zukunft hat das seit den 90er Jahren aktive Flash ohnehin nicht mehr vor sich. Entwickler Adobe will die Unterstütz­ung für die Plattform Ende 2020 auslaufen lassen.

„Flash ist heutzutage

für die meisten Anwender nicht mehr notwendig, weil es moderne Webseiten kaum noch einsetzen.“

 ?? QUELLE: TAJO GROSS/SCOPAS MEDIEN AG /DPA ?? Zu einer Zeit, als Angela Merkel noch mit Guido Westerwell­e und Karl-Theodor zu Guttenberg debattiert­e, wurden Trickfilme und Videos im Internet meist mit der Software Flash Player abgespielt. Angela Merkel ist zwar immer noch Kanzlerin, der Flash Player aber ist ein Auslaufmod­ell.
QUELLE: TAJO GROSS/SCOPAS MEDIEN AG /DPA Zu einer Zeit, als Angela Merkel noch mit Guido Westerwell­e und Karl-Theodor zu Guttenberg debattiert­e, wurden Trickfilme und Videos im Internet meist mit der Software Flash Player abgespielt. Angela Merkel ist zwar immer noch Kanzlerin, der Flash Player aber ist ein Auslaufmod­ell.

Newspapers in German

Newspapers from Germany