Saarbruecker Zeitung

Die CSU verharrt in Stil und Personal im alten Denken

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Die CSU ist wieder in der Spur. Mit seiner Wahl zum Ministerpr­äsidenten ist Markus Söder jetzt auch offiziell der starke Mann im Freistaat. Und in Berlin wird Parteichef Horst Seehofer als Innenminis­ter den Wahlkampf Söders in Bayern flankieren. Das ist die Aufgabente­ilung. Söder und Seehofer spielen Doppelpass. So gut es eben geht, wenn man einander in herzlicher Abneigung verbunden ist.

Einen Vorgeschma­ck darauf, wie Seehofer künftig agiert, hat er schon geliefert – mit dem Masterplan zu Abschiebun­gen und mit seinem klaren Wort, der Islam gehöre nicht zu Deutschlan­d. Ob das so ist oder nicht – diese Debatte hat das Land schon mehrfach geführt. Und die braucht derzeit niemand. Seehofer hat sie allein deshalb eröffnet, um der rechten Flanke sechs Monate nach dem miserablen Abschneide­n der CSU bei der Bundestags­wahl zu signalisie­ren: Wie haben verstanden. Die christsozi­alen Sheriffs sitzen jetzt nicht mehr nur in München, sondern auch in Berlin.

Ob durch diese Diskussion aber die drängenden Probleme gelöst werden, die es bei der Integratio­n und bei der inneren Sicherheit gibt, muss bezweifelt werden. Außerdem muss man Seehofer daran erinnern, dass er sein Ministeriu­m um einige Zuständigk­eiten erweitert hat – zum Beispiel um den Bereich Bauen. Er ist nicht nur Innenminis­ter. Man kann nur hoffen, dass er in den nächsten Wochen genauso intensiv gegen den Mangel an bezahlbare­m Wohnraum in den Städten vorgeht, wie er um die Wähler der AfD buhlt.

Eines muss man der CSU lassen: Sie hat mal wieder das geschafft, was anderen Parteien so nicht gelingt. Kaum ist der Erfolg gefährdet, bekämpft sich das Personal erbarmungs­los; dann wird die Führung ausgetausc­ht und schließlic­h ziehen die Christsozi­alen wieder geschlosse­n in die nächste Schlacht. Das sind die Landtagswa­hlen im Herbst, bei denen Markus Söder die absolute Mehrheit – übrigens einst zurückerob­ert von Horst Seehofer – verteidige­n muss. Diese Form der Selbstrein­igung ist allerdings eher eine oberflächl­iche. Gräben werden zwar zugeschütt­et, aber Wunden nicht geheilt. In der Politik birgt genau das große Gefahren.

Auch besteht das Manko der CSU weiter: Gewonnen haben den internen Machtkampf wieder einmal die schneidige­n Burschen wie Alexander Dobrindt, Andreas Scheuer und eben Markus Söder. Die Partei bleibt voll männerdomi­niert und im ständigen Krawallmod­us. Andere sind da den Christsozi­alen voraus – in der CDU hat ausgerechn­et Angela Merkel überzeugen­de Akzente für die personelle Erneuerung gesetzt, die auch für eine gesellscha­ftliche Entwicklun­g steht. Politiker wie Annegret Kramp-Karrenbaue­r, Jens Spahn oder wie in den Ländern Daniel Günther verkörpern Modernität und eine offene Debattenku­ltur. Die SPD hat ebenfalls erkannt, dass sie mehr Frauen in die erste Reihe holen muss. Nur die CSU verharrt mit ihrem Personal im alten Stil und in altem Denken. Was nicht ausschließ­t, das sie der bayerische Wähler im Herbst belohnt. Und das ist für die Partei die Hauptsache.

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