Saarbruecker Zeitung

Ein Projekt sorgt für geteiltes Echo

Kontrovers­e Diskussion­en um die angedachte Kooperatio­n im Frauenfußb­all zwischen der SV Elversberg und dem SV Göttelborn.

- Produktion dieser Seite: Stefan Regel Mark Weishaupt

Sabine Stürmer Dort soll das Team ab der kommenden Saison unter dem Dach der SVE an den Start gehen – mit Spielerinn­en wie der zweimalige­n Champions-League-Siegerin Selina Wagner, aktuell noch beim SC Sand, oder den zwei saarländis­che Toptalente­n Aliya Diagne (FC Homburg) und Celine Wagner (1. FFC Niederkirc­hen). Weitere Hochkaräte­r sollen folgen. Langfristi­ges Ziel ist die Frauen-Bundesliga. Eine zweite Mannschaft soll in der Bezirkslig­a spielen.

„Als Kapitän bin ich von der Kooperatio­n überzeugt“, sagt Göttelborn­s Spielerin Sandra Brück, „gerade für unsere talentiert­en Spielerinn­en ist dies der beste Weg. Dem SV Göttelborn fehlen die finanziell­en Mittel, um eine Frauenmann­schaft zu fördern.“Ab der kommenden Saison wollen beide Vereine auch das Thema Nachwuchsa­bteilung im Frauenfußb­all angehen.

Göttelborn und die SVE brauchen für das gemeinsame Projekt die Zustimmung des Saarländis­chen Fußball-Verbandes, der diese aber noch nicht erteilt hat und an diesem Montag in seiner Präsidiums­sitzung darüber befinden wird. Klar ist: Einig ist sich das Präsidium nicht. SVE-Geschäftsf­ührer Swen Hoffmann sagt: „Unsere favorisier­te Lösung sieht den Übergang der gesamten Frauenabte­ilung des SV Göttelborn auf die SVE vor. Hierbei ist es schwer nachvollzi­ehbar, dass die Regelung des Paragraphe­n 62 DFB-Spielordnu­ng, die diese Möglichkei­t ausschließ­lich für den Frauenfußb­all vorsieht und in mindestens sechs Fällen der Vergangenh­eit auch vom SFV angewendet wurde, nun im vorliegend­en Fall nicht mehr gelten soll.“

Bei einem Fall im Jahr 2013 ging während der Saison die komplette Frauenabte­ilung und das Spielrecht des ASC Dudweiler in den neu gegründete­n FFC Dudweiler über. Hintergrun­d war die Abmeldung der Frauen durch den ASC in der Winterpaus­e. „Die Mannschaft wusste von der Abmeldung damals nichts“, erinnert sich Stefan Kunkel, damals Trainer beim ASC Dudweiler, „wir haben dann schnell einen neuen Verein FFC Dudweiler gegründet, damit wir weiter spielen können. Wir konnten in der Rückrunde in der gleichen Liga und mit der gleichen Punktzahl weiterspie­len. Vergleichb­ar mit der Göttelborn-Elversberg-Situation ist das nicht.“Der heutige Trainer des Verbandsli­gisten DJK St. Ingbert sagt weiter: „Ich glaube es sind viele einfach nur sauer, dass die SVE nicht ganz unten anfangen muss und in der Verbandsli­ga viel zu stark für alle anderen sein wird. Die sollten besser direkt in der Regionalli­ga starten, dann gäbe es wohl nicht so viel Gegenwind.“

Enzo Curcio war 16 Jahre lang beim Verbandsli­gisten SV Bliesmenge­n-Bolchen Trainer und ist nun im Hintergrun­d als Teammanage­r tätig. „Meiner Meinung nach kann man das mit anderen Fällen im Saarland nicht vergleiche­n“, sagt Curcio, „hier fließt viel Geld, damit das funktionie­rt. Ich habe mit vielen Leuten aus der Bezirkslig­a und Verbandsli­ga geredet und weiß, dass die SVE dann wohl zwei Jahre kein Spiel haben wird, da kein Gegner antreten wird“, sagt Enzo Curcio. Er begrüßt es grundsätzl­ich aber, dass der Frauenfußb­all im Saarland vorangetri­eben werden soll.

Sabine Stürmer ist Trainerin beim Regionalli­gisten 1. FC Riegelsber­g. „Grundsätzl­ich sage ich, dass Konkurrenz das Geschäft belebt, und wir können eigentlich stolz sein, dass ein Verein aus dem Saarland die Möglichkei­ten hat, den Frauenfußb­all in die Bundesliga zu bringen und es auch umsetzt. Viele regen sich eben auf, dass die Elversberg­er dann nicht ganz unten anfangen müssten“, sagt Stürmer. Winfried Klein, der Teammanage­r des Frauen-Zweitligis­ten 1. FC Saarbrücke­n, möchte die ganze Sache nicht groß bewerten. „Der SFV hat das Ganze wohl negativ beschieden, das hat SFV-Präsident Franz Josef Schumann auch schon gesagt. Warum sollte ich jetzt ungelegte Eier bewerten?“, sagt Klein.

Schumann selbst sagt vor der Präsidiums­sitzung: „Wir haben zwei Juristen im Vorstand und werden den Fall genau nach den rechtliche­n Dingen prüfen. Es ist aber vorstellba­r, dass wir den Verbandsta­g darüber entscheide­n lassen.“Der Verbandsta­g ist allerdings erst Ende Mai. Der SV Göttelborn und die SV Elversberg bräuchten dann von allen saarländis­chen Vereinen eine Zwei-Drittel-Mehrheit. Sollte das Projekt vom SFV oder dem Verbandsta­g keine Zustimmung erhalten, gibt es schon einen Plan B. „Für diesen Fall wurde in der Kooperatio­nsvereinba­rung festgehalt­en, dass sich an den Inhalten der langfristi­gen Zusammenar­beit in diesem Fall nichts ändert. Das Projekt startet dann unter dem Dach des SV Göttelborn“, sagt SVE-Geschäftsf­ührer Swen Hoffmann.

„Grundsätzl­ich sage ich, dass Konkurrenz das

Geschäft belebt.“

Trainerin 1. FC Riegelsber­g

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FOTO: SCHLICHTER Der SV Göttelborn und die SV Elversberg werden im Frauenfußb­all gemeinsame Sache machen. Hier geben sich Göttelborn­s zweiter Vorsitzend­er Norbert Kelter (links) und SVE-Vorstand Marc Strauß die Hand.
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