Geheimfach für sechs Paar Damenschuhe
Der BMW 3er GT im Alltagstest: Der Sechszylinder-Diesel mit Achtstufen-Automatik überzeugt durch Laufruhe und fabelhaften Durchzug.
MÜNCHEN Die BMW 3er waren einst gut motorisierte Limousinen der unteren Mittelklasse mit agilen Fahrwerken. Heute umfasst die Baureihe fünf Modelle, denn das 4er-Coupé und das 4er-Cabrio sind ja auch verkappte 3er. Das größte Fahrzeug dieser Baureihe heißt Gran Turismo (GT). Es nähert sich mit 4,82 Metern Länge schon dem 5er BMW (4,90 Meter). Als Testwagen stand uns der 330d GT zur Verfügung. Im Handel ist der GT seit Sommer 2016.
Wie er aussieht: Von vorn betrachtet, gehört der 3er GT unverkennbar jener bayerischen Marke an, deren zweigeteilter „Nierengrill“seit Anfang der 1939er Jahre zum Markenzeichen geworden ist. Die seitlich ansteigende Sicke harmoniert mit der abfallenden Dachlinie des Fließhecks. Am Heck haben die BMW-Designer eine Abrisskante geformt, unter der sich eine Art steiler Blechgürtel zwischen den Rückleuchten spannt.
Was er kann: Die Stärke des legendär laufruhigen Reihensechszylinders mit 3,0 Litern Hubraum ist weniger seine Leistung von 258 PS/190 kW, die man weder auf den Straßen in Ballungsgebieten noch auf den viel befahrenen Autobahnen allzu oft nutzen kann. Vielmehr zeichnet ihn die enorme Durchzugskraft aus. 560 Newtonmeter Drehmoment stehen zwischen 1500 und 3000 U/min zur Verfügung. Sie geben dem Auto bei Überholvorgängen einen ordentlichen Bums. Das ist ein echter Sicherheitsgewinn. Auch bei hohem Tempo läuft das Triebwerk bemerkenswert leise. Man könnte meinen, vor sich hin zu bummeln. Diesen Eindruck unterstützt das Fahrwerk, das einen wie auf Schienen dahinrollen lässt. Da ist man im Gran Turismo oft schneller unterwegs als erlaubt.
Wie’s innen zugeht: Edel mit Leder, dunklem, gemasertem Holz und mattem Aluminium. Angesichts der leicht auf 1,51 Meter angehobenen Dachhöhe steigt man in den GT bequemer ein als in die meisten Limousinen. Der Fahrer hat die Wahl, die Geschwindigkeit auf dem Tachometer oder auf dem Head-up-Display abzulesen, welches das aktuelle Tempo auf die Windschutzscheibe direkt ins Blickfeld des Fahrers spiegelt. Der acht Zentimeter hohe Bildschirm in der Mitte der Armaturentafel ist erstaunlich flach. Auf der Rückbank können drei Personen bequem sitzen. Wegen des breiten Mitteltunnels kann der Mitfahrer in der der Mitte jedoch seine Beine nicht kommod abstellen. BMW 330d Gran Turismo Sport Ausführung: Fließheck-Limousine Preis: 56 250 Euro
Länge: 4,82 Meter
Breite: 1,83 Meter
Höhe: 1,51 Meter
Leergewicht: 1735 Kilogramm Zuladung: 495 Kilogramm Anhängelast: 1800 Kilogramm Gepäckraum: 520 – 1600 Liter Motor: Sechszylinder-Diesel Hubraum: 2993 ccm
Leistung: 258 PS/190 kW Drehmoment: 560 Nm (1500/min) Schadstoffklasse: Euro 6
Spitze: 250 km/h
0 auf 100 km/h: 5,7 Sekunden Testverbrauch: 7,3 Liter Diesel Normverbrauch: 5,1 Liter Diesel CO2-Ausstoß: 135 g/km
Die große Hecklappe schwingt auf Knopfdruck automatisch nach oben. Der 3er GT bietet 520 Liter Gepäckraum. Legt man die Rücklehnen um, wächst das Gepäckabteil auf 1600 Liter. Im dadurch verlängerten Ladeboden bleibt jedoch eine kleine Stufe.
Die Ladekante liegt 70 Zentimeter hoch, was gerade noch als rückenfreundlich durchgehen kann. Der 3er GT verfügt über einen doppelten Boden, da die früher fürs Reserverad genutzte Mulde nun als eine Art Geheimfach für weiteres Gepäck genutzt werden kann. Beispielsweise kann die Gattin sechs Paar edle Schuhe verstauen. Das Zusatzfach wird über ein vorn angeschlagenes Scharnier aufgeklappt – eine schlaue Lösung.
Was er kostet und verbraucht: Das Einstiegsmodell, der 318d GT mit 150 PS/110 kW starkem 2,0-LiterDiesel, kostet ab 39 950 Euro. Unser Testwagen, der 330d GT mit der 258-PS-Sechszylinder-Maschine und 3,0 Litern Hubraum, ist in der günstigsten Advantage-Ausstattung ab 52 900 Euro zu haben. Wer mehr Luxus will, muss kräftig draufzahlen. Ledersitze etwa kosten 1790 Euro Aufpreis, für den Allradantrieb xDrive zahlt man 3500 Euro zusätzlich. Kein Wunder, dass mit der Topausstattung Luxury Line und weiteren Extras der Preis weit über 60 000 Euro steigt.
Als Testverbrauch ermittelten wir bei überwiegend moderater Fahrweise 7,3 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Damit lagen wird 2,2 Liter über dem Normverbrauch.
Aus unserem Testtagebuch: Die hinteren Kopfstützen müssen nicht wie bei vielen anderen Autos mühsam verschoben werden. Und man hält sie auch nicht plötzlich in der Hand, wenn man zu stark zieht. Im 3er GT klappen sie auf Knopfdruck nach hinten weg und stellen sich bei Bedarf wieder auf. So einfach kann’s gehen.