Saarbruecker Zeitung

Stadt Saarbrücke­n will 1000 Kita-Plätze schaffen

Hohe Geburtenza­hlen und der Zuzug von Flüchtling­sfamilien haben das Kitaplatz-Problem im Regionalve­rband verschärft.

- VON MARKUS SAEFTEL

Für viele Eltern, die berufstäti­g sind, ist ein Betreuungs­platz für das Kind enorm wichtig. Doch es gibt nicht genügend Plätze im Regionalve­rband. Das liege unter anderem daran, dass die Zahl der Kinder im Alter bis sechs Jahre von Mitte 2015 bis Mitte 2017 um rund 1400 gestiegen ist, sagt Regionalve­rbandsdire­ktor Peter Gillo (SPD). Ursache dafür seien nicht nur die Flüchtling­e, sondern auch die gestiegene­n Geburtenza­hlen. So fehlen nach Angaben Gillos derzeit fast 500 Krippenplä­tze in der Region, um die von der Politik gesetzte Zielmarke von 35 Prozent zu erreichen. Das heißt, 35 Prozent aller Kinder zwischen einem und drei Jahren sollen einen Platz in einer Krippe oder bei einer Tagesmutte­r bekommen.

Die Versorgung­squote bei den Kleinsten ist im Regionalve­rband von 33 auf 29 Prozent gesunken, obwohl die Zahl der Plätze seit Mitte 2015 leicht gestiegen ist, in Saarbrücke­n liegt die Quote bei 33 Prozent, ein Rückgang um vier Prozent. Bei den Kindergart­enkindern hat der Regionalve­rband errechnet, dass derzeit 700 Plätze fehlen, um den Bedarf zu decken.

Schauen viele Eltern also jetzt in die Röhre, weil sie für ihr Kind keinen Platz bekommen? Gillo sagt: „Wir haben Lücken in der Versorgung. Außerdem werden wir nicht in jedem Stadtteil Plätze wohnortnah anbieten können. Eventuell müssen die Eltern weiter zur Kita fahren. Bis jetzt konnten für alle Kinder noch Lösungen gefunden werden – von der Betreuung durch eine Tagesmutte­r über Einrichtun­gen in anderen Orten bis zu innerfamil­iären Lösungen als Überbrücku­ngszeit, bis der Platz da ist.“Das werde aber immer schwierige­r. „Deshalb treiben wir nicht nur stetig den weiteren Ausbau von Kindertage­sstätten voran, sondern prüfen derzeit auch alternativ­e kurzfristi­ge Lösungen“, sagt Gillo. Das reiche vom Aufstellen von Containern bis zum Mieten neuer Räume.

Denn auch in Schulklass­enräume könne der Regionalve­rband nicht ausweichen, ergänzt Peter Westhofen vom Jugendamt. Auch die Schülerzah­len seien gestiegen. Gillo weist aber darauf hin, dass die Kinderzahl­en nicht genau dem Bedarf entspreche­n. So würden viele Flüchtling­e ihre kleinen Kinder zum Beispiel nicht gerne in die Krippe schicken, manche auch nicht in den Kindergart­en. Kommt dem Regionalve­rband das jetzt entgegen? Nein, für die Integratio­n sei es besser, wenn diese Kinder früh in die Kita gehen, sagt Gillo.

Der Kita-Ausbau soll nun schnell weitergehe­n. Der Regionalve­rband hat den Vorschulen­twicklungs­plan (VEP) 2018-2020 aufgestell­t, der Investitio­nen von 80 Millionen Euro vorsieht. In dieser Summe sind auch Baumaßnahm­en, die bereits laufen. In diesem Jahr würden knapp 250 Plätze geschaffen, unter anderem in Heusweiler, Püttlingen und Quierschie­d, sagt Gillo. 2019 sollen 350 weitere Plätze dazukommen. Eine Zahl für 2020 konnte er noch nicht nennen. Die Zahl für 2019 betrifft einige große Projekte in Saarbrücke­n. So sollen in diesem Jahr die Arbeiten für eine neue Kita mit 122 Plätzen auf der Folsterhöh­e starten. In der Kita Ensheim entstehen weitere 50 Plätze, teilt Pressespre­cher Thomas Blug mit. „Die Eröffnung ist voraussich­tlich 2018.“Im VEP steht auch eine neue Kita in Burbach In den Hanfgärten mit 122 Plätzen drin. Auch hier sollen die Arbeiten in diesem Jahr beginnen. Aber auch viele Baumaßnahm­en in den Umlandgeme­inden sind vorgesehen.

Die Regionalve­rsammlung hat den Plan verabschie­det, berichtet Westhofen. Das bedeute aber nicht, dass der Plan auch so umgesetzt wird. Nun müsse der Regionalve­rband mit der Landesregi­erung klären, welche Maßnahmen mit Geld von Land und Bund gefördert werden können. Sechs Millionen Euro stellt der Regionalve­rband 2018 für Investitio­nen in die Kitas bereit. Die drei genannten Baumaßnahm­en in der Stadt schlagen mit knapp 8,7 Millionen Euro zu Buche. Die müssten nicht mehr mit dem Land verhandelt werden, sagt Blug. In Neubauten investiere die Stadt bis 2021 rund 30 Millionen Euro, wobei 70 Prozent der Regionalve­rband und das Land übernehmen – und die Stadt den Regionalve­rband bei den Personalko­sten über die Umlage mitfinanzi­ert, erklärt Blug. 970 Kita-Plätze sollen so in Saarbrücke­n entstehen.

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SYMBOLFOTO: PATRICK PLEUL/DPA Knapp 500 Plätze für Krippenkin­der in einer Kita oder bei einer Tagesmutte­r fehlen zurzeit im Regionalve­rband Saarbrücke­n.

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