Saarbruecker Zeitung

Jedes fünfte Kind im Saarland lebt von Hartz IV

Die Kinderarmu­t ist deutlich gestiegen. Das Problem ist im Saarland größer als in anderen Bundesländ­ern.

- VON DANIEL KIRCH

Trotz brummender Konjunktur und sinkender Arbeitslos­enzahlen sind immer mehr Kinder und Jugendlich­e im Saarland auf Hilfe vom Staat angewiesen. Der Anteil der Unter-18-Jährigen, die Hartz IV beziehen, ist zwischen 2012 und 2017 von 13,3 auf 19,6 Prozent gestiegen. Kinderarmu­t ist im Saarland damit wesentlich stärker ausgeprägt als in Westdeutsc­hland (13,5 Prozent), wie die Antwort der Landesregi­erung auf eine Anfrage der Linken zeigt. Am stärksten betroffen ist demnach der Regionalve­rband Saarbrücke­n (28,7 Prozent), am wenigsten der Landkreis St. Wendel (10,5 Prozent). Die Zahlen beziehen sich auf Juni 2017.

Besonders ausgeprägt ist das Armutsprob­lem bei kinderreic­hen Familien und Alleinerzi­ehenden. Mehr als 44 Prozent der Haushalte mit drei und mehr Kindern sowie gut 39 Prozent aller Alleinerzi­ehenden-Haushalte im Saarland sind auf Hartz IV angewiesen.

Der Anteil der Kinder und Jugendlich­en, die Hartz IV beziehen, ist besonders seit 2016 stark gestiegen. Die Landesregi­erung begründet dies mit dem Flüchtling­szuzug. Sie erklärt, anerkannte Asylberech­tigte müssten möglichst schnell in die Gesellscha­ft und den Arbeitsmar­kt integriert werden. Alleinerzi­ehenden will die Landesregi­erung auch durch eine bessere Kinderbetr­euung die Rückkehr in den Beruf erleichter­n. Außerdem sollen ab 2019 die Kita-Gebühren sinken.

Die saarländis­che Linken-Politikeri­n Astrid Schramm bezeichnet­e die Kinderarmu­t als „Folge der verheerend­en Agenda-Politik, die zu einem traurigen Boom der Niedrigloh­n-Jobs und anderer prekärer Beschäftig­ungsverhäl­tnisse wie Leiharbeit geführt hat“. Die Landesregi­erung habe nicht genügend unternomme­n, um die Kinderarmu­t zu bekämpfen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany