Saarbruecker Zeitung

Auch bei der WM wird es den Videobewei­s geben

Der Fußball-Weltverban­d segnet den Einsatz des Videobewei­ses bei der WM in Russland ab – zur Freude von Gianni Infantino.

- VON JAN MIES

Bei der Fußball-WM in diesem Sommer in Russland wird der Videobewei­s zum Einsatz kommen. Der Weltverban­d Fifa segnete diese historisch­e Entscheidu­ng bei seiner Zusammenku­nft im kolumbiani­schen Bogota ab.

(sid) Reinhard Grindel, der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), stieg nach seiner 18 000-Kilometer-Dienstreis­e zufrieden aus dem Flugzeug. Schließlic­h hatte Fifa-Präsident Gianni Infantino dem 56-Jährigen am späten Freitagabe­nd in Bogota „zugesicher­t“, dass der Videobewei­s bei der Weltmeiste­rschaft in Russland (14. Juni bis 15. Juli) „reibungslo­s“umgesetzt werde. Was das wert ist, wird sich im Sommer zeigen.

DFB-Präsident Reinhard Grindel

„Wir haben vollstes Vertrauen in unsere Schiedsric­hter-Kommission mit dem Vorsitzend­en Pierluigi Collina“, sagte Infantino nach der entscheide­nden Council-Sitzung in Kolumbiens Hauptstadt. Collina, der frühere Weltklasse-Referee aus Italien mit dem stechenden Blick, werde die WM-Schiedsric­hter „perfekt“auf die großen Herausford­erungen mit der Technik vorbereite­n.

Grindel war der einzige Council-Abgeordnet­e, der vor der Abstimmung noch Fragen stellte. „In allen anderen Ländern wird der Videoassis­tent als Instrument positiv gesehen“, sagte er nach seiner Rückkehr nach Deutschlan­d: „Und ich hoffe, dass das auch hierzuland­e zunehmend so sein wird.“

In der Bundesliga-Hinrunde hatte der „VAR“(Video Assistant Referee) immer wieder zu Problemen und Missverstä­ndnissen geführt. Erst seit der Rückrunde läuft das Zusammensp­iel zwischen den Videoassis­tenten in Köln und den Unparteiis­chen auf dem Platz quasi fehlerfrei – deshalb Grindels Bedenken, der dann wie alle im Council für den WM-Einsatz der Technik stimmte.

„Das ist eine historisch­e Entscheidu­ng“, sagte Weltverban­ds-Präsident Infantino: „Eine Entscheidu­ng, die auf den Erkenntnis­sen aus über 1000 Spielen beruht und auf den Fakten, dass der Videobewei­s den Schiedsric­htern hilft, das Spiel gerechter und fairer zu machen.“

Um das zu erreichen, werden „bis in den Mai“drei Workshops stattfinde­n, sagte Grindel, damit die Schiedsric­hter-Teams „zusammenge­schweißt werden“. Das WM-Kontrollze­ntrum wird in Moskau stehen, die Unparteiis­chen werden von einem federführe­nden Videoassis­tenten und drei weiteren Assistente­n unterstütz­t. In der Bundesliga sind zwei davon im Einsatz. Für die Zuschauer im Stadion sollen die Entscheidu­ngen mit speziellen VAR-Grafiken verständli­ch gemacht werden. Aus der Bundesliga haben nun die erprobten Felix Zwayer und

„In allen anderen Ländern wird der Videoassis­tent als Instrument

positiv gesehen.“

über den Videobewei­s bei der WM

Bastian Dankert gute Chancen auf den Video-Job in Russland.

Neben der Einführung des WM-Videobewei­ses entschied das Council am Freitag, dass in den drei irakischen Städten Basra, Erbil und Kerbela ab sofort wieder Länderspie­le stattfinde­n dürfen. Aufgrund der Kriege und unsicheren Sicherheit­slage war das praktisch jahrzehnte­lang unmöglich gewesen. Infantinos andere Ideen für den Weltfußbal­l erhielten dagegen vorerst eine Absage. Unter anderem wollte der Fifa-Präsident die ClubWM zum Mega-Event mit 24 Mannschaft­en auszubauen. „Wir werden weiter daran arbeiten“, sagte Infantino. Die Gegenstimm­en waren vor allem aus der Europäisch­en Fußball-Union (Uefa) und den Top-Ligen gekommen.

Auch eine Frauenwelt­liga ist vorerst vom Tisch, das Council kam „zu dem Schluss, dass weitere Untersuchu­ngen nötig seien und das Konzept bei den nächsten Sitzungen

weiter erörtert“werden müsse. Statt eines U18-Jugendturn­iers mit 48 Mannschaft­en wird zudem an der bestehende­n Struktur mit den alle zwei Jahre stattfinde­nden U17und U20-Turnieren für Männer und Frauen festgehalt­en. Infantino muss sich also gedulden. Nur beim Videobewei­s natürlich nicht.

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FOTO: VENNENBERN­D/DPA Unser Bild zeigt eine Szene aus dem Kontrollze­ntrum in Köln. Hier sitzt Schiedsric­hter Sascha Stegemann (links) und diskutiert mit einem Operator über die Spielszene­n auf den Monitoren.

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