Saarbruecker Zeitung

Tischtenni­s-Star Boll siegt in Merzig

Tischtenni­s-Star Timo Boll gewinnt das Masters im Merziger Zeltpalast. Konkurrent Dimitrij Ovtcharov gibt schon früh verletzt auf.

- VON JONAS GRETHEL

Tischtenni­s-Star Timo Boll hat das Weltklasse-Turnier im Merziger Zeltpalast gewonnen. Die Nummer eins der Welt profitiert­e auch davon, dass sein Kontrahent Dimitrij Ovtcharov verletzung­sbedingt früh aufgeben musste.

Unterhaltu­ngs-Chef am Samstagnac­hmittag war Chen Weixing. Nachdem der 45-jährige Tischtenni­s-Europameis­ter von 2003 im Viertelfin­ale des „FutureNet Masters“Lokalmatad­or Patrick Baum ohne große Anstrengun­g mit 3:0 besiegt hatte, waren beim Duell mit dem aktuellen Weltanglis­tenersten Timo Boll alle 500 Augenpaare im Merziger Zeltpalast auf den Österreich­er gerichtet. Und der wusste die Aufmerksam­keit zu nutzten. Statt sich am sowieso übermächti­gen Boll abzumühen, kostete Chen seine altersbedi­ngt immer länger werdenden Pausen aus, verstellte die Anzeigetaf­el, wenn ihm eine Schiedsric­hter-Entscheidu­ng mal nicht passte oder rannte für den nächsten Ballwechse­l fast schon auf die Vip-Tribüne. „Ich habe in meinem Leben schon so viele Turniere gespielt“, sagte Chen nach seinem 1:3 gegen Boll: „Dann muss man hier nicht unbedingt gewinnen. Man versucht natürlich, sein Bestes zu geben, aber das Turnier hier macht hauptsächl­ich Spaß.“

Für den Mix aus Sport und Unterhaltu­ng ist das Masters, das seit 2005 unter verschiede­nen Namen und in verschiede­nen Hallen im Saarland ausgetrage­n wird, mittlerwei­le bekannt. Wichtiger als die lockere Atmosphäre ist für Veranstalt­er und Zuschauer allerdings das hochkaräti­g besetzte Teilnehmer­feld. Mit Timo Boll war nicht nur der aktuell beste Tischtenni­sspieler der Welt zu Gast in Merzig – zu ihm gesellte sich mit Dimitrij Ovtcharov auch die Nummer drei der Welt, dazu kamen die weltweit besten Polen (Jakub Dyjas), Kasachen (Kirill Gerassimen­ko) und Portugiese­n ( Joao Geraldo) sowie der mehrfache Weltund Europameis­ter Jörgen Persson.

„Das Turnier findet immer in der Zeit statt, in der man mitten im Training steht. Die Saison neigt sich dem Ende – dann ist es natürlich gut, Wettkampfp­raxis gegen starke Konkurrenz zu sammeln“, sagte Ovtcharov, der am Samstag nach einem Viertelfin­al-Sieg gegen Persson passen musste. Zu sehr zwickte die Hüfte, die dem 29-Jährigen schon seit einigen Wochen immer wieder die Teilnahme an wichtigen Turnieren vermasselt. „In den letzten Tagen ist es besser geworden, ich habe unter der Woche sogar Champions League spielen können“, sagte Ovtcharov: „Heute im ersten Spiel war mir aber direkt klar, dass es noch nicht wirklich gut ist.“

Durch seinen Ausfall machte der Russland-Legionär, der bei zehn Masters-Teilnahmen im Saarland erst einmal gewinnen konnte, den Weg frei für Kumpel Timo Boll. Der hatte im Viertelfin­ale gegen Gerassimen­ko nach überrasche­ndem 1:2-Rückstand doch noch mit 3:2 gesiegt und stand nach dem Spiel gegen Chen Weixing wie erwartet im Finale – wo „Lucky Loser“Gerassimen­ko, der im Halbfinale Dyjas mit 3:2 besiegte, auf seine zweite Chance lauerte. „Für mich ist es aber ein Vorteil, zwei Mal gegen den gleichen Gegner zu spielen – ich kenne die Ballwege und habe mehr Kontrolle über das Spiel“, sagte Boll, der dem 21-jährigen Kasachen dann auch keine Möglichkei­t zur Revanche gab. Der Weltrangli­sten-34. war ob der vor ihm stehenden Legende zu nervös, erlaubte sich immer wieder unnötige Fehler und unterlag am Ende mit 0:3. „Ich war einfach einen Tick sicherer, aggressive­r und bewegliche­r“, sagte Boll, der am Abend zuvor noch mit Borussia Düsseldorf im Champions-League-Halbfinale bei den TTF Ochsenhaus­en mit 2:3 verlor: „Es war eine kurze Nacht, dann noch die Fahrt hierher – ich hatte nicht die optimale Vorbereitu­ng. Aber wenn ich an die Platte gehe, will ich natürlich immer gewinnen.“

So kam es dann auch, Gerassimen­ko gestand ein: „Timo ist einfach Weltklasse.“Für den war es der achte Masters-Triumph im 13. Anlauf – nur 2016 war der 37-Jährige nicht mit von der Partie. Und wenn alles nach Plan läuft, wird Timo Boll auch 2019 wieder im Saarland aufschlage­n – er selbst weiß: „Ich gehöre hier ja zum Inventar.“

„Ich gehöre hier ja zum Inventar.“

Timo Boll

Masters-Sieger in Merzig

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FOTO: ROLF RUPPENTHAL Der Merziger Zeltpalast bot dem Tischtenni­s-Masters, das wieder einmal Timo Boll gewann, eine neue Atmosphäre.

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