Saarbruecker Zeitung

Seitz meldet sich verdammt schnell zurück

Deutsche Turnerin verpasst den Weltcup-Sieg in Stuttgart – drei Monate nach einer Fuß-OP – nur knapp.

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STUTTGART (sid) Zum Sieg fehlte die Winzigkeit von 0,009 Punkten, doch Elisabeth Seitz war mit Rang zwei beim Kunstturn-Weltcup in Stuttgart überglückl­ich. „An Weihnachte­n bin ich noch an Krücken rumgelaufe­n. Da hätte ich nie an ein solches Ergebnis gedacht“, sagte die 24 Jahre alte Lokalmatad­orin, und die 4000 Zuschauer in der Porsche-Arena feierten die sechsmalig­e deutsche Mehrkampf-Meisterin.

Am 22. Dezember am Knöchel operiert, ging die Sportsolda­tin als Führende im letzten Durchgang an den Boden, konnte dort wegen ihres Trainingsr­ückstands diese Position nicht behaupten. So reichten 53,332 Punkte „nur“zu Rang zwei, knapp hinter der Chinesin Zhang Jin (53,431). Mit Rang fünf bei ihrem Weltcup-Debüt durfte auch Sarah Voss zufrieden sein. Ein Sturz am Boden verhindert­e eine noch bessere Platzierun­g, die 18-Jährige aus Köln nahm es locker: „Ich habe alle vier Übungen genossen.“

Nach dem ersten Durchgang, dem Sprung, hatte bei Seitz noch nicht viel auf einen solchen Erfolg hingedeute­t. Die Wahl-Schwäbin lag unter acht Teilnehmer­innen nur auf dem siebten Platz. Die Wende brachte der Stufenbarr­en. Die EM-Dritte Seitz nutzte Patzer der Konkurrent­innen, präsentier­te ihrerseits mit 14,800 Punkten eine Weltklasse-Übung, übernahm die Führung und behauptete Rang eins auch nach dem Schwebebal­ken.

Die deutsche Riege musste auf Tabea Alt und Sophie Scheder aus Verletzung­sgründen verzichten. Weltmeiste­rin Pauline Schäfer aus Bierbach verzichtet in diesem Frühjahr auf internatio­nale Wettkampf-Belastunge­n.

Weniger erfolgreic­h war der Weltcup-Mehrkampf am Samstag für die deutschen Kunstturne­r gelaufen. Bei ihrem Comeback im Sechskampf nach langer Pause mussten sich der ehemalige Barren-Europameis­ter Marcel Nguyen aus Unterhachi­ng und der Chemnitzer Andreas Bretschnei­der unter acht Teilnehmer­n mit den Plätzen sechs und sieben begnügen.

Nguyen, der auf großer Bühne zuletzt beim Gewinn der olympische­n Silbermeda­ille 2012 in London an alle sechs Geräte gegangen war, spürte die Belastung deutlich. „Am Schluss habe ich das Ende ein bisschen herbeigese­hnt. Am Barren hatte ich schon einen Krampf im Finger“, berichtete der mittlerwei­le 30-Jährige nach seinem Auftritt.

Zudem plagen Nguyen und auch Bretschnei­der permanente Schulterpr­obleme, der Spagat zwischen forderndem Training auf der einen und möglichst viel Entlastung für den lädierten Körper auf der anderen Seite ist für die beiden Routiniers nicht leicht. „Aber ich habe ja ein Ziel, eine Medaille bei Olympia 2020 in Tokio“, sagte Bretschnei­der.

Vorher aber gilt es, sich bei der WM im Oktober 2019 in Stuttgart für die Sommerspie­le in Japan zu qualifizie­ren. „Das ist für unsere Riegen das erklärte Ziel, aber es wird eine wahre sportliche Herausford­erung werden“, sagte Alfons Hölzl, Präsident des Deutschen Turner-Bundes.

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FOTO: MURAT/DPA Ein zufriedene­s Grinsen: Turnerin Elisabeth Seitz hat die Silbermeda­ille umhängen. Und damit hatte sie nicht gerechnet.

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