Saarbruecker Zeitung

Landtags-Ausschuss soll LSVS-Skandal untersuche­n

Wegen der Finanzlöch­er beim LSVS will die Linke im Landtag einen Untersuchu­ngsausschu­ss beantragen.

- VON UTE KIRCH

SAARBRÜCKE­N (ukl) Wegen der Finanzlöch­er beim Landesspor­tverband (LSVS) will die Linksfrakt­ion im Saar-Landtag einen Untersuchu­ngsausschu­ss beantragen. Das kündigte Fraktionsv­orsitzende­r Oskar Lafontaine gestern an. Der U-Ausschuss sei notwendig, „um die verfilzten Strukturen bei der Sportförde­rung aufzuarbei­ten“. Das Fass zum Überlaufen gebracht habe die Neuigkeit, dass beim LSVS Rücklagen in Höhe von 3,9 Millionen Euro fehlen, die die Sportkommi­ssion Vereinen für den Bau von Sportanlag­en zugesagt hatte (wir berichtete­n). Die AfD-Fraktion will den Antrag unterstütz­en, CDU und SPD ihn nicht blockieren. Derweil wurde bekannt, dass Michael Blank, Fachanwalt für Insolvenzr­echt aus Völklingen, neuer Sanierungs­berater beim LSVS werden soll.

Lange hatte die Linke gezögert. Doch nach Bekanntwer­den neuer Vorwürfe, wonach das Finanzloch beim Landesspor­tverband (LSVS) größer ist als gedacht und bereits zugesagte Mittel an Vereine in Höhe von 3,9 Millionen Euro nicht gedeckt sein sollen, hat die Fraktion gestern angekündig­t, einen Untersuchu­ngsausschu­ss im Landtag zu beantragen. Dieser seit nötig, „um die verfilzten Strukturen“bei der Sportförde­rung mit LSVS, Saartoto, Sportplanu­ngskommiss­ion und Förderauss­chuss Spitzenspo­rt aufzuarbei­ten und „Gründe für das Versagen der Landesregi­erung“zu thematisie­ren, so Fraktionsc­hef Oskar Lafontaine.

Ob der Antrag bereits in der morgigen Landtagssi­tzung gestellt wird, sei noch offen. Die Staatsanwa­ltschaft könne nur bei strafrecht­lich relevanten Vorgängen ermitteln und nicht mangelhaft­e Organisati­onsstruktu­ren innerhalb der Landesregi­erung untersuche­n. Die Behauptung, das ganze Geld sei in den Saar-Sport geflossen, „ist offenkundi­g falsch“. „Ebenso die Behauptung, dass der Steuerzahl­er nicht belastet würde.“Tatsächlic­h zahlten die Saarländer bereits für Gutachten zur Finanzlage des Sportverba­nds, und es sei noch unklar, welche Belastunge­n durch die Zahlungssc­hwierigkei­ten des LSVS überdies auf den Landeshaus­halt zukommen. Der Sport im Saarland müsse strukturel­l neu aufgestell­t werden. Statt wie bisher eine Sportplanu­ngskommiss­ion über die Mittelverg­abe an die Vereine entscheide­n zu lassen, könnte dies ein Unteraussc­huss des Sportaussc­husses im Landtag übernehmen. Er forderte die Regierungs­parteien auf, auf den Vorsitz des U-Ausschusse­s zugunsten der Linken zu verzichten.

Die AfD-Fraktion kündigte an, den Antrag für den U-Ausschuss zu unterstütz­en. Auch wenn Linke und AfD nicht über die notwendige­n 25 Prozent verfügen, die zur Einsetzung eines U-Ausschusse­s notwendig sind, signalisie­rten CDU und SPD, sich dem Antrag nicht widersetze­n zu wollen. Die Frage, welche Fraktion den Vorsitz stelle, sei durch eine Liste geregelt, betonten sie.

Zweifel äußerten sie allerdings am gewählten Zeitpunkt. „Immer dann, wenn parallel staatsanwa­ltschaftli­che Ermittlung­en laufen, wird es schwierig, Vernehmung­en von Betroffene­n durchzufüh­ren“, sagte SPD-Fraktionsc­hef Stefan Pauluhn. Die Betroffene­n beriefen sich auf ihr Recht im Ermittlung­sverfahren und hielten die Aussagen im U-Ausschuss knapp. Es könne auch schwer werden, Unterlagen anzuforder­n, da diese nach den Hausdurchs­uchungen bei der Staatsanwa­ltschaft lägen. Auch CDU-Fraktionsc­hef Alexander Funk hätte lieber erst die Ergebnisse der Staatsanwa­ltschaft und des Konsolidie­rungsberat­ers abgewartet. Dies wäre die bessere Grundlage für weitere Schritte gewesen.

Pauluhn kündigte an, die Summe von 3,9 Millionen Euro werde überprüft. Es handele sich um Bewilligun­gsbescheid­e über bereits vollzogene Baumaßnahm­en. Es könne aber sein, dass das Defizit geringer werde. Denn sollten die Baumaßnahm­en der Vereine günstiger als kalkuliert gewesen sein, reduziere sich auch der Zuschuss der Planungsko­mmission. Noch unbekannt sei hingegen die Summe für Projekte, für die lediglich eine Genehmigun­g für einen vorzeitige­n Baubeginn erteilt, aber noch nicht über die Förderung entschiede­n worden sei. Hier gebe es keinen Rechtsansp­ruch auf eine Förderung. Diese Summe solle bei der nächsten Sitzung der Planungsko­mmission vorliegen.

Dass das Land mit Steuermitt­eln aushelfen muss, sehen die Koalitionä­re derzeit nicht. Die Rechtsaufs­icht im Innenminis­terium und der jüngst zurückgetr­etene Sanierungs­beauftragt­e seien davon ausgegange­n, dass der LSVS in seiner Grundstruk­tur zu sanieren ist, sagte Pauluhn. Funk betonte, dass es oft Jahre dauere, bis Vereine die bewilligte­n Gelder abriefen. „Wenn nun Geld, das in der Rücklage sein sollte, fehlt, heißt das nicht, dass das nächste Woche ausgezahlt werden müsste“, sagte er.

Der AfD-Abgeordnet­e Rudolf Müller sagte, es sei denkbar, dass das Land für zugesagte Zahlungen in Vorlage treten und sich diese Gelder später über Rückflüsse aus Lottomitte­ln zurückhole­n könnte. Auch die SaarFDP begrüßte die Forderung der Linken nach einem U-Ausschuss. Dieser müsse der Frage nachgehen, warum die diversen Innenminis­ter seit Jahren ihre Rechtsaufs­icht für den LSVS vernachläs­sigt hätten.

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FOTO: IRIS MAURER Auch für den Kunstrasen­platz in Quierschie­d flossen Fördermitt­el der Sportplanu­ngskommiss­ion.

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