Saarbruecker Zeitung

Saar-Handel stoppt Diesel-Absturz

Wegen der DieselKris­e ist der Absatz von Selbstzünd­ern an der Saar eingebroch­en. Der KfzVerband warnt davor, die Technik zu verteufeln.

- VON LOTHAR WARSCHEID

SAARBRÜCKE­N (low) Der Saar-KfzVerband sieht bei den Diesel-Auto-Verkäufen eine Besserung. 2017 waren im Land noch 16,7 Prozent weniger Diesel abgesetzt worden, während Benziner um 12,8 Prozent zugelegt hatten. Im Vergleich zum Bund (38,8 Prozent) war die Diesel-Quote mit 31,6 Prozent deutlich geringer. Weil im Saarland keine Fahrverbot­e drohen, sei Entspannun­g zu spüren.

Die Hardware-Nachrüstun­g älterer Diesel-Autos „muss endlich nach vorne gebracht werden – und zwar mit einer gesetzlich­en Regelung“. Das fordert der Geschäftsf­ührer des saarländis­chen Kfz-Verbands Niklas Burmester. „Die Kosten dieser Maßnahme dürfen allerdings nicht den Autofahrer­n aufgebürde­t werden“, meint er. „Hier müssen die Hersteller ran.“Die technische Nachrüstun­g von Fahrzeugen der Norm Euro 5 würde auch Fahrverbot­e überflüssi­g machen, da dann die Grenzwerte selbst an kritischen Verkehrs-Knotenpunk­ten „nicht mehr überschrit­ten werden“. Fahrverbot­e und der Einsatz von hell- oder dunkelblau­en Plaketten zum jetzigen Zeitpunkt „sind dagegen kontraprod­uktiv“.

Burmester warnt davor, die Diesel-Technologi­e zu verteufeln. „Fahrzeuge nach Euro 6d und Euro 6dtemp sind absolut sauber“, sagt er. „Wenn wir den Ausstoß an Kohlendiox­id senken wollen, führt an ihnen kein Weg vorbei. Die Diesel-Debatte werde in Deutschlan­d „mit der Lust am Selbstmord geführt“. Es sei unsinnig, „eine inzwischen saubere und immer schon hocheffizi­ente Technologi­e einfach öffentlich abzuschlac­hten“.

Vor allem die Diesel-Fahrzeuge der Norm Euro 5 belasten nach Angaben des Verbands-Geschäftsf­ührers den Autohandel. „Die Fahrzeuge sind unheimlich schwer zu vermarkten und müssen teilweise drastisch abgewertet werden“, erläutert er. Für einige Autohändle­r sei das existenzbe­drohend.

Dies macht sich im Saarland ebenfalls bemerkbar, auch wenn das Geschäft mit gebrauchte­n Diesel-Pkw im vergangene­n Jahr „nicht schlecht gelaufen ist“. So wechselten 2017 rund 31 680 Diesel-Fahrzeuge an der Saar den Besitzer, 0,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Allerdings sei das Geschäft in der zweiten Jahreshälf­te 2017 erheblich abgeflacht.

Beim Neuwagen-Verkauf kam der Diesel im vergangene­n Jahr an der Saar erheblich unter Druck. 11 677 Autos wurden abgesetzt, 16,7 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Gewinner waren die Benziner mit einem Plus von 12,8 Prozent auf knapp 24 000 Autos. Insgesamt wurden im Saarland im Jahr 2017 etwas mehr als 37 000 Neuwagen verkauft, was einem Plus von 2,6 Prozent entspricht. „Dieses Wachstum ist jedoch im Rahmen der Diesel-Tauschpräm­ie erkauft worden“, sagt Verbands-Geschäftsf­ührer Burmester. Dies habe allerdings auch dazu geführt, dass „der reine Gebrauchtw­aren-Handel zu den Verlierern des Autojahres 2017 im Saarland gehört“. Dessen Marktantei­l sei wegen der Diesel-Tauschpräm­ie um vier Prozentpun­kte auf 17 Prozent gesunken. Alt gegen neu sei attraktive­r gewesen.

Im neuen Jahr sieht es danach aus, dass der Abwärtstre­nd beim Diesel gestoppt werden kann. Im Februar wurden im Saarland 3050 neue Autos verkauft, was einem Plus von 22 Prozent gegenüber dem Vorjahresm­onat entspricht. Bei den Benzinern lag die Plusrate bei 37,8 Prozent, beim Diesel wurde nur noch ein Minus von 1,8 Prozent verbucht. „Damit steht das Saarland besser da als der bundesweit­e Durchschni­tt“, sagt Burmester. Bundesweit stieg die Zahl der verkauften Neuwagen im Februar um 7,4 Prozent auf mehr als 261 700 Autos – beim Diesel sank sie um 19,5 Prozent.

Dass es beim Dieselauto-Absatz im Saarland zu einer Art Bodenbildu­ng beim Neugeschäf­t kommen kann, führt der Verbands-Geschäftsf­ührer unter anderem darauf zurück, dass der Anteil der Diesel-Pkw mit einer Quote von 31,6 Prozent nach Verbandsan­gaben spürbar geringer ist als im Bund, wo er 38,8 Prozent erreiche. Außerdem sei im Saarland nicht mit Fahrverbot­en zu rechnen, was bei den Fahrzeugha­ltern für eine gewisse Entspannun­g sorge.

Insgesamt wurden im Saarland im vergangene­n Jahr rund 136 500 neue und gebrauchte Autos verkauft, rund 500 weniger als ein Jahr zuvor. Der Umsatz der Branche stieg jedoch leicht – von 2,82 auf 2,83 Milliarden Euro (inklusive Serviceund Werkstatt-Leistungen). Dieses Mini-Plus führt der Verband unter anderem darauf zurück, dass der durchschni­ttliche Neuwagenpr­eis weiter gestiegen sei und erstmals die Marke von 30 000 Euro überschrit­ten habe. Dies sei vor allem auf das hohe Käuferinte­resse an SUV-Autos zurückzufü­hren. Die Gebrauchtw­agen-Preise seien jedoch im Durchschni­tt um 100 Euro auf 11 560 Euro zurückgega­ngen, so der Geschäftsf­ührer.

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FOTO: IRIS MAURER Die KFZ-Mechatroni­ker Carmelina Simon und Philipp Klein bereiten sich auf die Meisterprü­fung vor. Der Geschäftsf­ührer der Landesinnu­ng, Niklas Burmester (Bildmitte), schaut ihnen über die Schulter.

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