Saarbruecker Zeitung

Altmaier sieht im Zoll-Streit mit den USA Hoffnung

- VON FRANK HERRMANN

WASHINGTON (dpa) Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) sieht nach einem Gespräch mit seinem US-Kollegen Wilbur Ross Möglichkei­ten für eine Lösung im Streit um Zölle auf Stahl und Aluminium. Beide seien der Meinung, das Abgleiten in einen Handelskon­flikt könne verhindert werden, sagte er gestern Abend in Washington zum Auftakt eines US-Besuchs als Teil einer konzertier­ten Aktion der Europäer, Ausnahmen für die am Freitag startenden Zöllen zu erwirken.

WASHINGTON Peter Altmaier steht in einem Park vorm Weißen Haus und spricht von Zuversicht. Es sei möglich, orakelt er, dass Amerikaner und Europäer im Streit um Strafzölle auf Stahl und Aluminium eine Lösung finden, die ein Abgleiten in einen schweren Handelskon­flikt noch verhindert. „Ich sehe eine Chance, mit gutem Willen zu einem positiven Ergebnis zu kommen“, sagt er nach einem Gespräch mit seinem amerikanis­chen Amtskolleg­en Wilbur Ross, beim Frühstück in Ross‘ Privatvill­a geführt. Allzu zuversicht­lich aber will sich der Bundeswirt­schaftsmin­ister denn doch nicht geben. Nach konkreten Fortschrit­ten gefragt, lässt er alles in der Schwebe: „Eine Lösung haben wir dann, wenn wir eine Lösung haben“.

Altmaier ist das erste Kabinettsm­itglied der neuen Regierung Angela Merkels, das zum Antrittsbe­such in die USA reist. Normalerwe­ise wäre dies eine Sache für den Außenminis­ter, doch momentan gibt es in Washington keinen Kollegen, mit dem Heiko Maas reden könnte. Der alte, Rex Tillerson, ist entlassen, während der neue, Mike Pompeo, noch auf die Bestätigun­g durch den Senat warten muss. Also war es Altmaier, der über den Atlantik flog. Wobei protokolla­rische Petitessen ohnehin nur am Rande interessie­ren. Der CDU-Politiker ist als Krisenfeue­rwehrmann gekommen, nicht um Premieren zu feiern. Er wolle, so beschreibt er es am Montag vorm Weißen Haus, einen „sehr offenen“Diskurs führen, einen Diskurs, bei dem beide Seiten Vertraulic­hkeit vereinbart hätten.

Altmaier ist einer von vielen, die bei den beiden prominente­sten Protektion­isten der Regierung Donald Trumps vorspreche­n, um sie zumindest in Details zu einem Sinneswand­el zu bewegen. Der eine ist Ross, der 80-jährige Handelsmin­ister, der andere Robert Lighthizer, der Handelsbea­uftragte. Ross, der als Privatmann mit der Sanierung bankrotter Stahlwerke ein Vermögen scheffelte, soll auflisten, welche Produkte auch künftig zollfrei importiert werden können, da sie im eigenen Land nicht in ausreichen­der Menge hergestell­t werden. Lighthizer, aus dem Rostgürtel Ohios stammend, soll vorschlage­n, welchen Ländern man noch entgegenko­mmen könnte. Ihn wird der Gast aus Deutschlan­d am Dienstag treffen. Unmittelba­r darauf wird Cecilia Malmström, die Handelskom­missarin der EU, nach Washington reisen. Am Freitag läuft die Frist aus, dann treten die Strafzölle in Kraft, falls Trump auf Anraten seiner Berater nicht noch einen Teilrückzi­eher macht. Bislang sind es allein die Nachbarn Kanada und Mexiko, für die er Ausnahmen gestattet, allerdings vorausgese­tzt, dass sie bei der Neuverhand­lung des Freihandel­sabkommens Nafta Zugeständn­isse machen. Auch Australien bleibt wohl verschont, denn es erfüllt zwei für den Präsidente­n wichtige Kriterien: eine ausgeglich­ene Handelsbil­anz mit den USA sowie Militäraus­gaben, die mindestens zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s ausmachen. Deutschlan­d dagegen, hatte Trump immer wieder kritisiert, müsse mehr tun, statt auf Kosten der Vereinigte­n Staaten bei der Rüstung zu sparen. Altmaier wiederum setzt in schwierige­r Lage auf Deeskalati­on. Von den Gegenmaßna­hmen, mit denen die EU droht, spricht er in der Öffentlich­keit nicht. Dass in einem Konter Whiskey aus Kentucky oder Harley-Davidson-Motorräder aus Wisconsin bestraft werden könnten, hat Trump eher noch angestache­lt. Falls die Europäer höhere Barrieren auftürmten, twitterte er voller Angriffslu­st, werde er eben Zölle auf europäisch­e Autoimport­e draufschla­gen. Altmaier ist sichtlich darum bemüht, die Latte niedrig zu hängen. Mit Ross, resümiert er vorsichtig optimistis­ch, habe er ein konstrukti­ves Gespräch geführt. Auf beiden Seiten sei der Wille erkennbar gewesen, die Spannungen zu lockern.

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FOTO: JOHN THYS/AFP EU-Kommissari­n Cecilia Malmström will heute mit US-Handelsmin­ister Ross verhandeln.
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FOTO: JUTRCZENKA/DPA Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) ist seit gestern in Washington.

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