Saarbruecker Zeitung

Der Turm von Tandil ist endgültig zurück

Im bislang besten Spiel des Jahres beendet Juan Martin del Potro die Siegesseri­e von Roger Federer und triumphier­t in Indian Wells.

- Produktion dieser Seite: Kai Klankert, Mark Weishaupt

Juan Martin del Potro del Potro düstere Tage überstande­n. Nach Cesars Tod besaß der sanfte Riese die Kraft, die letzten Meter auf seinem Weg zur sportliche­n Wiederaufe­rstehung alleine zurückzule­gen.

„Jeder weiß, dass ich kurz davor stand, mit dem Tennis aufzuhören“, sagte del Potro nach dem denkwürdig­en Triumph beim Masters in Indian Wells. Mit 6:4, 6:7 (8:10), 7:6 (7:2) hatte der Argentinie­r im bislang besten Match der Saison dem Schweizer Maestro Roger Federer dessen erste Niederlage des Jahres zugefügt und damit in der kalifornis­chen Wüste eine Rückkehr gekrönt, mit der er selbst nicht mehr gerechnet hatte. „Unvorstell­bar“sei dieser Moment in seiner Leidenszei­t gewesen, als vier Operatione­n an beiden Handgelenk­en nicht nur die Fortsetzun­g seiner Karriere infrage stellten. „Vor ein paar Jahren hatte ich sehr schlechte Phasen, an die ich nicht mehr denken möchte“, sagte del Potro. Jetzt genieße er sein Leben wieder, die Reisen um die Welt und die Duelle auf der Profitour. Mit 29 Jahren hat das einstige Supertalen­t zurück zu alter Klasse gefunden.

Schon einmal lag del Potro die Tenniswelt zu Füßen. Nach seinem Erfolg bei den US Open im Jahr 2009 trauten ihm die Experten zu, langfristi­g die Dominanz der „Big Four“(Federer, Nadal, Djokovic, Murray) zu sprengen. Doch Verletzung­en raubten dem „Turm von Tandil“die Lebenslust und ließen ihn bis auf Platz 1045 der Weltrangli­ste abrutschen. Seit gestern wird del Potro auf Rang sechs geführt. Tendenz steigend. Federers Hoffnungen auf den 18. Saisonsieg und die Titelverte­idigung in Indian Wells zerstörte „Delpo“nicht nur mit seiner brachialen Vorhand, die schon immer Härte und Präzision miteinande­r vereint hat. Auch die beidhändig­e Rückhand, nach der Verletzung­smisere die größte Schwachste­lle im Spiel des Olympiazwe­iten von Rio, funktionie­rte tadellos. Zudem behielt del Potro in wichtigen Momenten die Nerven.

Anders Federer: Dem 36-Jährigen flatterte der Arm. Beim Stand von 5:4 im dritten Durchgang schlug er zum Matchgewin­n auf. Eigentlich eine leichte Übung für den 20-maligen Grand-Slam-Champion, den plötzlich der Aufschlag verließ. „Ich weiß zum Teufel nicht, was da passiert ist“, sagte Federer. Insgesamt fünf Doppelfehl­er servierte der Weltrangli­stenerste. „Es tut weh. Die Frage ist nur, wie lange“, sagte Federer.

Auch del Potro weiß nicht, was die Zukunft bringt. „Ich freue mich aber schon darauf zu erfahren, was als nächstes kommt“, sagte er: „Ich überrasche mich noch immer selbst, und ich möchte auch die Tennistour weiter überrasche­n.“

„Jeder weiß, dass ich kurz davor stand, mit dem Tennis

aufzuhören.“

Tennisprof­i

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FOTO: TERRILL/DPA Juan Martin del Potro küsst im Konfettire­gen die Siegertrop­häe für seinen Erfolg beim Turnier in Indian Wells. Der Argentinie­r ist jetzt die Nummer sechs der Weltrangli­ste.

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