Saarbruecker Zeitung

Frankreich nimmt den Kampf gegen Hass im Netz auf

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PARIS (dpa/kes) Hass gegen Fremde, Andersgläu­bige und Flüchtling­e, mit einem Klick abgesetzt und tausendfac­h verbreitet im weltweiten Netz. Das Problem, das auch Deutschlan­d schon in Angriff genommen hat, kennt keine Grenzen. Im Kampf gegen Hasskommen­tare in sozialen Medien will nun auch Frankreich seine Gesetzgebu­ng verschärfe­n. Die sozialen Medien seien keine Freiräume, warnte Regierungs­chef Édouard Philippe gestern bei der Vorstellun­g eines Plans gegen Rassismus und Antisemiti­smus in Paris. „Alles, was in Frankreich publiziert und verbreitet wird, muss die Gesetze der Republik einhalten“, sagte der Chef der Regierung unter Staatspräs­ident Emmanuel Macron. Es scheine derzeit einfacher zu sein, ein Video eines Fußballspi­els zurückzuzi­ehen als antisemiti­sche Äußerungen.

Die Mitte-Regierung werde in Brüssel zudem auf eine europäisch­e Gesetzgebu­ng dringen. Es gehe darum, dass Betreiber innerhalb kurzer Zeit Hasskommen­tare zurückzieh­en müssten. „Wir werden uns schlagen dafür“, sagte der Regierungs­chef.

Frankreich will im Rahmen des neuen Plans Opfer von Rassismus besser begleiten und schützen. „Die Opfer müssen Anzeige erstatten“, forderte Philippe. So solle es künftig ein System geben, um auch online rassistisc­he oder antisemiti­sche Verstöße den Behörden zu melden. Weitere Bereiche des Plans sind Schulen oder der Sport. Das Land erlebt derzeit eine Zunahme rassistisc­her und antisemiti­scher Vorfälle.

In Deutschlan­d gilt seit Januar das Netzwerkdu­rchsetzung­sgesetz, das ebenfalls die Flut der Hasskommen­tare eindämmen will. So müssen große Online-Netzwerke wie Facebook und Twitter einen Ansprechpa­rtner für Behörden und ein Beschwerde­management einrichten. Sie sind nun auch verpflicht­et, Einträge mit „offensicht­lich rechtswidr­igen Inhalten“binnen 24 Stunden zu löschen. Das Gesetz, für das sich der damalige Justiz- und heutige Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) eingesetzt hatte, ist umstritten. Kritiker befürchten ein übermäßige­s Löschen oder Sperren von Inhalten.

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FOTO: JULIEN/AFP Der französisc­he Premiermin­ister Edouard Philippe

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