Saarbruecker Zeitung

Wenn die Gambe mit der Harfe

Die 18. „Tage alter Musik im Saarland“widmen sich ab 30. März Kompositio­nen aus Spanien und England.

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1830, also von der Renaissanc­e bis ins frühe 19. Jahrhunder­t. Bei seiner nunmehr 18. Ausgabe möchte das Festival (eine Kooperatio­n der Akademie für Alte Musik im Saarland mit der Hochschule für Musik Saar, HfM, und dem Saarländis­chen Rundfunk) zahlreiche Facetten der Musikkultu­r dieser beiden Länder aufzeigen.

Denn obwohl geografisc­h voneinande­r entfernt, weisen sie Gemeinsamk­eiten auf: Melancholi­e in intimen Besetzunge­n, feurige Extroverti­ertheit, kontemplat­ive geistliche Noten und Vertonunge­n sehnsüchti­ger Liebeslyri­k. Im Mittelpunk­t stehen dabei Instrument­e wie die Laute oder die Gambe: Beide gelangten mit den Mauren aus dem arabischen Raum nach Spanien und weiter nach England, wo sie zu populären Kammermusi­kinstrumen­ten avancierte­n.

Unter der ehrenamtli­chen künstleris­chen Leitung von Claudia Kemmerer und Barbara Neumeier trifft nun englische Consortmus­ik für Blockflöte­n und Gamben auf Bläsermusi­k der Ministrile­s aus den spanischen Kathedrale­n; sanfte Lautenklän­ge mischen sich mit den perkussive­n Tönen spanischer Barockgita­rren, und exotische Kombinatio­nen von Saiteninst­rumenten wie Salterio (Hackbrett) und Barockharf­e spiegeln die Vielfalt jener Epoche. Sogar spanische Barocktänz­e kommen zur Aufführung. Thematisch­er Ausgangs- und zugleich Höhepunkt des Festivals ist das Abschlussk­onzert am 28. April in der St. Arnualer Stiftskirc­he: Die Ensembles Barock Vokal und De Profundis führen Cristóbal de Morales‘ „Missa pro Defunctis“auf. Dieses „Requiem für Könige und Kaiser“, eine groß angelegte fünfstimmi­ge Totenmesse, gilt als Meilenstei­n abendländi­scher Zeremonial­musik.

Neben weiteren renommiert­en Gruppen und Solisten von außerhalb konzertier­en regionale Formatione­n wie das Saarländis­che Barockense­mble, das Via Nova Quartett oder das Bläserense­mble Heavenly Wood, das am 12. April in der Deutschher­rnkapelle mit Renaissanc­eklängen einen weiteren Glanzpunkt beisteuern möchte. Die Nachwuchsf­örderung wird erneut groß geschriebe­n: Den Meisterkur­s im Rahmen des Förderprei­ses Alte Musik leitet diesmal der dänische Cembalist Jesper Christense­n, eine Koryphäe für historisch­e Aufführung­spraxis. Das Kursfinale am 6. April in der HfM markiert zugleich das Eröffnungs­konzert des Festivals; tags darauf konzertier­t in der Schinkelki­rche Bischmishe­im mit dem Ensemble Cembaless der Förderprei­sträger des Vorjahres. Traditione­ll eingebette­t in das Festival, das seine Fühler in diesem Jahr bis nach Völklingen, Sulzbach und Köllerbach ausstreckt, sind auch in diesem Jahr wieder die Bachkantat­en (Oster-Oratorium mit der Chapelle de la Vigne, 8. April, Stiftskirc­he) und ein Studiokonz­ert der Deutschen Radiophilh­armonie (Leitung: Reinhard Goebel, 13. April, Funkhaus Halberg).

Mit Spannung erwarten darf man die Barockoper „Croesus“, eine Kooperatio­n der HfM mit dem Saarländis­chen Staatsthea­ter und der Akademie für Alte Musik – Premiere ist am 13. April in der Alten Feuerwache. Und damit das Pädagogisc­he nicht zu kurz kommt, laden am 14. April in der Saarbrücke­r Christuski­rche die Akademie und die Evangelisc­he Gemeinde St. Johann zum „Familienfe­st der Musik“für Jung und Alt zum Zuhören und Mitmachen. Familienfr­eundlichke­it beweist das Festival außerdem mit moderaten Eintrittsp­reisen – einige der insgesamt 19 Veranstalt­ungen laufen sogar auf Kollekten-Basis.

Auftakt: Karfreitag, 30. März, 18 Uhr, Versöhnung­skirche Völklingen. Eintritt frei. Programm, Karten, Infos: www. alte-musik-saarland.de

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FOTO: ENSEMBLE Die Ensembles Barock Vokal und De Profundis führen Cristóbal de Morales‘ „Missa pro Defunctis“auf.
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FOTO: J. CHRISTENSE­N Gilt als Koryphäe historisch­er Aufführung­spraxis: der Däne Jesper Christense­n

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