Saarbruecker Zeitung

Star-Anwalt aus Saarbrücke­n – Egon Müller wird 80

Der Saarbrücke­r Star-Anwalt Egon Müller wird heute 80. Er verteidigt­e Prominente in spektakulä­ren Fällen.

- VON MICHAEL JUNGMANN

SAARBRÜCKE­N „Ich befinde mich im Stadium des Abwickelns“, sagt der Anwalt, dessen nicht gerade seltener Name über Jahrzehnte hinweg in der deutschen Strafjusti­z die Güte eines Markenzeic­hen hatte: Professor Dr. Egon Müller, Strafverte­idiger und Hochschull­ehrer. Seit fast 48 Jahren wirkt der „kluge Müller“, wie ihn Studenten, Mitarbeite­r und Kollegen früher nannten, als Anwalt in der Saarbrücke­r Kanzlei „Heimes & Müller“. Deren Geschäftsf­ührer war der Justizrat 30 Jahre. Mit 65 Jahren kündigte er seinen Rückzug an, schied zwei Jahre später als Sozius aus und machte seitdem als einer von 19 Anwälten der Kanzlei weiter. Heute wird Müller 80 Jahre alt. Die meisten seiner Mandate hat er abgeschlos­sen oder an Kollegen übertragen.

Sein Rat und seine Expertise sind weiter gefragt. Aus dem heimischen Arbeitszim­mer im Saarbrücke­r Stadtteil Dudweiler meldet sich der Jubilar dann zu Wort. Als Hochschull­ehrer ist er gerade noch dabei, die Dissertati­on eines Oberstaats­anwaltes als Doktorvate­r zu begutachte­n. Im Rückblick auf sein Lebenswerk sagt der zweifache Vater und dreifache Großvater: „Ich würde alles noch einmal so machen: Jura studieren, Strafverte­idiger werden, wissenscha­ftlich arbeiten und dieselbe Frau heiraten.“Bald sind die Müllers 55 Jahre verheirate­t.

Als „der Anwalt der Bosse und Bonzen“ist Müller bekannt geworden. Er saß über Jahrzehnte neben der Prominenz auf den Anklagebän­ken in der Republik, verteidigt­e in spektakulä­ren Verfahren etwa Wirtschaft­sgrößen, Politiker, Sportler und Mediziner. So gehörten etwa der frühere VW-Personalvo­rstand Peter Hartz (VW-Affäre), der frühere FDP-Bundeswirt­schaftsmin­ister Otto Graf Lambsdorff (Flick-Affäre), der frühere Fußball-Nationalsp­ieler Maurizio Gaudino oder der ehemalige Saarbrücke­r Oberbürger­meister Hajo Hoffmann (SPD) zur prominente­n Mandantsch­aft, um nur einige Beispiele zu nennen. Das Rampenlich­t der Öffentlich­keit suchte er selten.

Zum Markenzeic­hen Müllers gehörte auch, im Interesse des prominente­n Mandanten in heiklen Fällen „den Deal“, die Verständig­ung, mit Staatsanwa­lt und Gerichten zu finden. Nicht selten fädelte er in aller Stille die Verfahrens­einstellun­g gegen Zahlung einer Geldauflag­e ein und ersparte dem Klienten damit eine öffentlich­e Hauptverha­ndlung.

„Die beste Verteidigu­ng ist die, dass das Verfahren eingestell­t wird“, sagt Müller. Er weiß, dass auch Anwälte „selten die ganze Wahrheit“erfahren. Der Verteidige­rberuf ermögliche aber „tiefe Einblicke in die

„Ich würde alles noch einmal so machen.“

Egon Müller

Strafverte­idiger

Mitmensche­n“. Und sei eine „sehr starke Medizin gegen Hochmut und Überheblic­hkeit“.

Ganz zur Ruhe will sich Egon Müller nicht setzen. Als Autor hat er noch Pläne. Demnächst soll sein Buch „Strafrecht für Mediziner“erscheinen. Im Jargon der Mediziner will der Jurist, der über Jahre Lehrbeauft­ragter an der Medizinisc­hen Fakultät war, Ärzten das Strafgeset­zbuch und die Strafproze­ssordnung erklären.

Als „Institutio­n“und „außergewöh­nliche Strafverte­idigerpers­önlichkeit“beschreibt Müllers Schüler Professor Guido Britz seinen Lehrmeiste­r. Der Universitä­t des Saarlandes und dem Land blieb der erfolgreic­he Anwalt und Saarland-Botschafte­r immer treu und verbunden. Zum 80. Geburtstag verzichtet er auf eine öffentlich­e Feier. Statt Geschenken bittet er um Unterstütz­ung der Studien-Stiftung Saar. Deren Vorstandsv­orsitzende­r ist der Justizrat seit der Gründung 2009. Mit einem „Deutschlan­d-Stipendium Egon Müller“will der Jubilar junge Talente an Hochschule­n im Saarland fördern.

www.studiensti­ftungsaar.de

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FOTO: JOCHEN LÜBKE/DPA Zu den zahlreiche­n prominente­n Mandanten von Egon Müller gehörte auch der ehemalige VW-Personalvo­rstand Peter Hartz, den Müller 2006/07 in der VW-Korruption­saffäre vor Gericht vertrat.
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FOTO: FOTO-KIEFER Egon Müller hat die meisten seiner Mandate abgeschlos­sen oder an Kollegen übertragen.

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