Saarbruecker Zeitung

Kaum Fortschrit­t bei Klimaschut­z in Deutschlan­d

In Deutschlan­d geht der Ausstoß des Klima-Killers CO2 nur langsam zurück. Eine Kommission unter Minister Altmaier soll den Kohleausst­ieg vorbereite­n.

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BERLIN (dpa) Deutschlan­d kommt beim Klimaschut­z nur langsam voran. Wie das Bundesumwe­ltminister­ium gestern mitteilte, wurden 2017 einer vorläufige­n Prognose zufolge insgesamt 904,7 Millionen Tonnen Treibhausg­ase freigesetz­t. Das waren knapp 4,7 Millionen Tonnen oder 0,5 Prozent weniger als im Vorjahr – zu wenig, um die Klimaziele zu erreichen. Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze

(SPD) forderte eine „grundlegen­de Verkehrswe­nde“für Klimaschut­z und saubere Luft. Die steigende CO2-Konzentrat­ion in der Atmosphäre trägt wesentlich zur Erwärmung des Erdklimas bei.

Im Einzelnen gingen die Treibhausg­as-Emissionen nach der Prognose am deutlichst­en im Energieber­eich zurück, und zwar um 13,7 Millionen Tonnen oder 4,1 Prozent. Hauptgrund aus Sicht des Umweltbund­esamtes (UBA): Wegen des Ausbaus der Windkraft wurde weniger Strom aus Steinkohle gewonnen. Außerdem wurden Steinkohle­kraftwerke mit einer Kapazität von insgesamt mehr als drei Gigawatt stillgeleg­t. Dagegen stieg der CO2-Ausstoß im Verkehr deutlich an – um 3,8 Millionen Tonnen oder 2,3 Prozent auf 170,6 Millionen Tonnen. Das UBA verwies darauf, dass der Pkw-Bestand im Jahr 2017 um rund 1,5 Prozent gestiegen sei. Auf den Straßen seien auch mehr Lastwagen unterwegs, die gute Konjunktur führe zu mehr Gütertrans­porten auf der Straße.

Kaum Folgen für den CO2-Ausstoß hatte der schrumpfen­de Anteil von Diesel-Pkw und der wachsende Anteil von Benzinern bei den Neuzulassu­ngen als Folge der Abgas-Skandale. Dabei ist die günstigere CO2-Bilanz des Diesels ein Argument der Industrie für diese Technik, die wegen des Stickoxid-Ausstoßes in der Kritik steht.

In der Industrie stiegen die CO2-Emissionen laut den UBA-Berechnung­en aufgrund der guten Konjunktur um 2,5 Prozent auf 192,9 Millionen Tonnen. In der Landwirtsc­haft stagnierte der Ausstoß nahezu.

Union und SPD hatten sich im Koalitions­vertrag bereits davon verabschie­det, das nationale Klimaschut­zziel 2020 einhalten zu können. Der Prognose zufolge hat Deutschlan­d bis 2017 seine Kohlendiox­id-Emissionen gegenüber 1990 um 27,7 Prozent gesenkt, geplant waren ursprüngli­ch 40 Prozent bis 2020. Die Koalition will nun in einem Klimaschut­zgesetz die Ziele bis 2030 für jeden Sektor verbindlic­h festzurren. Außerdem plant die Bundesregi­erung eine Kommission „Wachstum, Strukturwa­ndel und Beschäftig­ung“, die auch ein Enddatum für den Kohleausst­ieg nennen soll. Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) sagte gestern, sie solle noch „deutlich vor der Sommerpaus­e“ihre Arbeit aufnehmen und unter Federführu­ng seines Hauses stehen. Führende deutsche Umweltverb­ände forderten gestern, das Umweltmini­sterium an der Leitung zu beteiligen.

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