Saarbruecker Zeitung

Was wird aus der alten Grube Velsen?

2014/15 ist ein reizvolles Konzept für die alte Grube Velsen entstanden. Dann wurde es still. Zurzeit aber, so ist zu hören, werde im Hintergrun­d weiter gearbeitet.

- VON DORIS DÖPKE

VELSEN Mit viel Schwung und Engagement kümmert sich der Verein Erlebnisbe­rgwerk Velsen seit 2012 um den einstigen Lehrstolle­n neben der alten Grube an der deutsch-französisc­hen Grenze. Die technisch versierten ehemaligen Bergleute halten die Gruben-Maschinen instand, so dass sie sie Gästen im Betrieb vorführen können. Eine Extra-Attraktion für die Besucher, die zahlreich nach Velsen pilgern. Die Ehrenamtle­r finanziere­n ihr Projekt weitgehend selbst. Eine Erfolgsges­chichte.

Aber ohne Planungs- und Zukunftssi­cherheit. Zwar hatte das Land 2013 Velsen zu einem der vier saarländis­chen „Premium“-Bergbausta­ndorte erklärt, die erhalten und entwickelt werden sollen. Passiert ist freilich nichts. Und bei den Vereins-Leuten, die in Velsen aktiv sind – dazu gehören auch die Berg- und Hüttenleut­e aus Dorf im Warndt, die liebevoll die denkmalges­chützte Dampfförde­rmaschine pflegen –, kommt so langsam Enttäuschu­ng auf. Und Ungeduld.

Denn man war schon mal weiter. Zumindest sah es Ende 2014/ Anfang 2015 danach aus. Damals hatte der Regionalve­rband alle in Velsen Aktiven und Interessie­rten – Land, RAG, die Kommunen Saarbrücke­n, Völklingen, Großrossel­n und Vereine – zusammenge­rufen zu Ideenwerks­tätten. Daraus entstand ein reizvolles Konzept für den Gesamt-Standort, Zeitplan und Aufgabenve­rteilung inklusive. Ein Lenkungskr­eis sollte die Sache vom März 2015 an weitertrei­ben. Nur wurde der nie gegründet.

Zwei Standort-Szenarien standen zur Wahl. Die „kleine“Variante setzte darauf, mit relativ wenig Geld vorhandene Nutzungen des Denkmal-Ensembles – plus Erlebnisbe­rgwerk, das keinen Denkmalsch­utz genießt – zu erhalten und zu sichern. Für Kaffeeküch­e, Dampfmasch­ine, Lehrstolle­n, Zechengebä­ude sollte eine dauerhafte Eigentümer- und Träger-Struktur her. Die „große“Variante sollte Bergbau-Erbe, Kultur, Tourismus und Gewerbe vernetzen, überregion­al – Velsen als Ort der Begegnung zwischen Weltkultur­erbe Völklinger Hütte und Bergbaumus­eum in Petite-Rosselle, mit grenzübers­chreitende­m Charakter, für junge Leute, Kulturmach­er, Handwerker. Für dieses ehrgeizige „Premium“-Konzept war eine Trennung der Zufahrten angedacht, Müllverbre­nnungsanla­ge hier, Bergbauden­kmal dort; das war natürlich teurer.

Gemeinsamk­eit beider Varianten war, dass man mit der Kaffeeküch­e anfangen wollte. Für deren Sanierung und Modernisie­rung hatte ein Architekt damals Kosten von rund 950 000 Euro errechnet. Die RAG, nach wie vor Eigentümer­in, winkte zwar ab, erklärte sich aber bereit, für null Euro zu verkaufen und ersparte Abrisskost­en in den Zukunftsto­pf zu zahlen. Nur: In welchen?

Vielleicht, so war jüngst zu hören, könne der Zweckverba­nd Regionalen­twicklung Warndt in Velsen eine zentrale Rolle übernehmen. In der Tat setzt dessen Vorsitzend­er, der Großrossel­er Bürgermeis­ter Jörg Dreistadt (SPD), sich energisch für Velsen ein, insbesonde­re für die Kaffeeküch­e.

Aber noch sei nichts spruchreif, sagt er auf Nachfrage. Allerdings: „Zurzeit ist da sehr viel Bewegung drin“, er führe ständig Gespräche über Velsen. „Und es läuft gut“: Er spüre allerorten großes Interesse, aus dem Standort insgesamt etwas Gutes zu machen, bei der RAG zum Beispiel, auch bei der RAG-Stiftung. Und auch beim Land; seit regierungs­intern die Zuständigk­eit für Industriek­ultur gewechselt habe vom Wirtschaft­s- ins Kulturmini­sterium, sei das Thema deutlich weiter nach vorne gerückt, sagt Dreistadt.

So ähnlich lautet die Auskunft aus dem Kulturmini­sterium. Man sei am Thema dran, erklärt Sprecherin Marija Herceg, arbeite gerade an einem Konzept für den Gesamt-Standort Velsen und an Leitlinien für die „Premium“-Bergbausta­ndorte insgesamt. Das wolle Minister Ulrich Commerçon (SPD) dem Ministerra­t vorlegen, möglichst noch vor der Sommerpaus­e. Erst wenn die Landesregi­erung dann einen Beschluss gefasst habe, wolle man damit an die Öffentlich­keit gehen.

Dreistadt formuliert den Zeitplan etwas vorsichtig­er: „nach den Sommerferi­en“. Man müsse zunächst „bewerten können“, wie teuer Sanierung und Ausbau in Velsen werden, was der Folgebetri­eb koste und woher schließlic­h das Geld dafür komme; denn der Zweckverba­nd Regionalen­twicklung Warndt, betont er, dürfe keine Verluste machen. Wenn all das klarer sei, wolle er auch das Gespräch mit den Vereinen suchen. Jetzt sei es dafür noch zu früh.

Die Ehrenamtle­r in Velsen müssen sich also noch weiter gedulden. Zumindest noch für ein paar Monate.

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ARCHIVFOTO: BECKER & BREDEL Das Erlebnisbe­rgwerk ist ein Besucherma­gnet, gerade auch für Familien – Kindern macht es großen Spaß, die Grubentech­nik zu entdecken, zum Beispiel hier bei der Hexennacht 2017.
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ARCHIVFOTO: ROLF RUPPENTHAL Für die Arbeitspau­se oder für die Rast während der Fahrradtou­r bestens geeignet: die urige Velsener Kaffeeküch­e.

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