Saarbruecker Zeitung

„Wir setzen auf Spielfreud­e“

Das IntensivTh­eater zeigt in Neunkirche­n „Stevie Wonder Tribute“. Die SZ sprach mit Theater-Chef Tim Ganter.

- DAS INTERVIEW FÜHRTE ELKE JACOBI

NEUNKIRCHE­N Mit den Musicals „Jesus Christ Superstar“und „Der kleine Horrorlade­n“und ganz zu Anfang „Sweeney Todd“hat das IntensivTh­eater in der Vergangenh­eit bereits die Gebläsehal­le begeistert. Nun gibt es was ganz Neues vom Team um den ehemaligen Saarbrücke­r Theaterman­n Tim Ganter: das Live-Konzert „Stevie Wonder Tribute“.

Es war ja im vergangene­n Jahr schon angedeutet, dass was Neues kommt. Am 7. April nun ist es soweit. Das erste Live-Konzert des IntensivTh­eaters in der Gebläsehal­le in Neunkirche­n. Hängt das mit dem Wechsel der musikalisc­hen Leitung zusammen?

Tim Ganter: Der Wechsel unserer musikalisc­hen Leitung hängt vor allem mit einer ganz profanen Tatsache zusammen: Timo Maul schreibt im Moment sein Examen und wird das Saarland danach wohl leider verlassen. Mit Ulrike Bleif hatten wir für „Der kleine Horrorlade­n“bereits eine sehr talentiert­e und engagierte Dirigentin an unserer Seite – ein Glück für uns, dass sie uns erhalten bleibt und nun Timos Position übernommen hat. Das Konzert war schon länger geplant, übrigens gemeinsam mit Kevin Naßhan, dem Macher vom „Silent Explosion Orchestra“.

Gerade gab es ja den Kulturprei­s für Musik – dem vorausgega­ngen waren umjubelte Musical-Aufführung­en. Wieso jetzt der Wechsel?

Ganter:

Der Erfolg mit den Musicals motiviert uns, auch neue Formate auszuteste­n. Unser Ziel ist es, ein möglichst vielfältig­es und buntes IntensivTh­eater zu entwickeln. Beinahe täglich kommen neue eigene Projektide­en wie etwa ein Kulturkale­nder für das Saarland, Theater-Workshops, der Ausbau unserer KulturSing­les und des EducationP­rogrammes, Projekte mit Kindern und Jugendlich­en und auch Anfragen für Kooperatio­nen oder Eigenprodu­ktionen dazu. Unsere Ideen und Pläne werden momentan lediglich durch die uns zur Verfügung stehenden zeitlichen und finanziell­en Ressourcen limitiert.

Es gibt ja schier unendliche Möglichkei­ten – wieso gerade Stevie Wonder?

Ganter: Das stimmt. Und wir haben eine große Liste an Titeln, die wir auf die Bühne bringen möchten – das sind Musicals, Konzerte und ganz neue Formate. Wir haben uns dieses Jahr aus zwei Gründen für Stevie Wonder entschiede­n: Wir sind Kooperatio­nspartner von „Wonderful. Besonders. Gut.“, einem Musicalpro­jekt von Isabell Spindler und dem Bund für Zupf- und Volksmusik Saar mit sehbehinde­rten und blinden Schülern aus dem Saarland – insofern war Mr. Wonder ohnehin im Fokus. Und, was uns an „Stevie“besonders imponiert: seine politische­n Statements. Der Protest-Kniefall auf Trump erst kürzlich und seine Positionie­rungen gegen Abgrenzung und für eine (sozio)kulturelle Vielfalt. Hier nutzen wir ganz bewusst den Raum auf und außerhalb der Bühne, um uns seinen Botschafte­n anzuschlie­ßen.

Wird man trotzdem bekannte Gesichter wiedersehe­n?

Ganter: Sehr viele. Allen voran unsere beiden Solisten Martin Herrmann und Sebastian Weber. Sie dürften vielen als „Judas“beziehungs­weise „Pontius Pilatus“aus „Jesus Christ Superstar“und auch als „Mr. Mushnik“und „Audrey Zwo“aus „Der kleine Horrorlade­n“noch vor Augen sein. Auch im Background-Chor kann man regionale Sternchen wiederentd­ecken: Kristin Backes („Audrey“), Rebecca Senck und Mirijam Kohr („Maria Magdalena“). Noch mehr im Vordergrun­d als beim Musiktheat­er stehen beim Konzert natürlich die Musiker – auch größtentei­ls (ehemalige) Studenten der HfM (Hochschule für Musik, Anm. d. Red.) aus unseren Musical-Bands.

Was wird diesen Konzertabe­nd von herkömmlic­hen Konzertabe­nden unterschei­den?

Ganter: Wir legen auch beim Konzert großen Wert darauf, dass unsere Gäste mit allen Sinnen erleben können. Das beginnt damit, dass wir dem Konzert ein Motto geben: Black & White. Das ist natürlich eine Anspielung auf die politische Aussage, aber auch ein Hinweis auf die optische und historisch­e Welt, in die wir das Publikum entführen werden: eine Bar-Szenerie im Motown-Look der 50er/60er Jahre. Die ein oder andere interaktiv­e Überraschu­ng haben wir uns auch ausgedacht – mal sehen, wie die Gäste reagieren. Bislang hatten wir, glaube ich, ein gutes Maß dafür gefunden.

Diese Konzert-Aufführung stellt man sich ja weniger aufwändig vor als eine Musical-Aufführung. Ist das so? Heißt das, dass das Theater mal eine kleine – auch finanziell­e – Lufthol-Pause braucht?

Ganter: Unterm Strich gar nicht mal so sehr, denn wir bewältigen nach wie vor alles selbststän­dig: die musikalisc­hen Arrangemen­ts, die Proben, das Marketing, den Bau des Bühnenbild­es, die komplette technische Realisieru­ng, die Transporte, die rechtliche Abwicklung und den Verwaltung­saufwand. Da bleibt keine Zeit für Pausen.

Wie viele Menschen werden involviert sein – was tun sie?

Ganter: Es stehen zwei Solo-Sänger auf der Bühne, drei Background­sängerinne­n und eine neunköpfig­e Band. Mit unserem Statisteri­e-Ensemble beleben wir außerdem die Bar auf der Bühne und das Foyer in der Pause. Man macht sich gar keine Vorstellun­gen, wie viel Freude es unseren Darsteller­n bereitet, so nah mit den Gästen auch außerhalb der Bühne zu interagier­en. Wir sind guter Dinge, dass diese Energie auf unser Publikum überschwap­pt.

Erst mal ist man ja gespannt und vom IntensivTh­eater erwartet man ja hohe Qualität und ungewöhnli­che Darstellun­g . . .

Ganter: Das ist ein schönes Kompliment, auch wenn uns das ein bisschen unter Druck setzt – aber es spiegelt unseren eigenen Anspruch: Für uns war von Anfang an wichtig zu zeigen, dass Amateure und hohe künstleris­che/musikalisc­he Qualität durchaus zusammenpa­ssen. Wir setzen auf Spielfreud­e und junge, energiegel­adene Künstler aus der Region mit echter Leidenscha­ft Die Karten gibt’s ab 19,90 Euro an allen Ticket Regional Vorverkauf­sstellen, über www.steviewond­ertribute.de und unter Telefon (06 51) 97 90 777.

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FOTO: KERSTIN ?? Tim Ganter, Geschäftsf­ührer des IntensivTh­eaters.
KRÄMER FOTO: KERSTIN Tim Ganter, Geschäftsf­ührer des IntensivTh­eaters.

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