Saarbruecker Zeitung

Chefausbil­der beim DFB statt Rockstar

Daniel Niedzkowsk­i ist einer der wichtigste­n Männer bei der Umsetzung von Oliver Bierhoffs „Masterplan“für den deutschen Fußball.

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BERLIN (sid) Die hoffnungsv­olle Band „Laugh at Laura“, beklagt der Online-Musikdiens­t last.fm, habe ihre Aktivitäte­n „auf ein Minimum reduziert“. Noch allerdings gebe es „ein Fünkchen Hoffnung“, dass sich das noch einmal ändern könnte. Das ist wenig wahrschein­lich – „Laugh at Laura“ist der Sänger und Bassist abhanden gekommen. Daniel Niedzkowsk­i heißt der Mann, er arbeitet inzwischen Vollzeit beim Deutschen Fußball-Bund (DFB).

Dort ist Niedzkowsk­i, der als junger Mann gerne Rockstar geworden wäre, als Nachfolger von Frank Wormuth seit einigen Tagen neuer Leiter der Fußballleh­rer-Ausbildung – und damit einer der wichtigste­n Männer bei der Umsetzung des von Oliver Bierhoff geforderte­n Masterplan­s. „Wir müssen herausfind­en, was die Ausbildung leisten soll, um den deutschen Fußball zu verbessern“, sagt der 41-Jährige im sid-Interview – und wird gerne konkret. „Mannschaft­staktisch sind wir in Deutschlan­d unglaublic­h gut aufgestell­t“, sagt Niedzkowsk­i, „aber die Basis ist wichtig. Zweikampfv­erhalten, 1:1-Situatione­n offensiv wie defensiv, Basistechn­iken. Das ist uns etwas verlorenge­gangen.“Niedzkowsk­i gehört in der aktuellen Qualitätsd­ebatte zu den Kritikern, „aber von Trainersei­te sehe ich kein Qualitätsp­roblem“, betont er.

Niedzkowsk­i will die Ausbildung dennoch stärker individual­isieren und noch mehr online ausrichten. Außerdem möchte er „die Trainer dazu befähigen, im Ausland arbeiten zu können“. Irgendwann, so hofft er, soll es einen deutschen Mourinho oder Guardiola geben. Letzterer, sagt Niedzkowsk­i, „ist und bleibt die Benchmark“in taktischer Sicht: „Das ist ein Traum.“

Seine eigene Spielphilo­sophie, die er seit 2016 als Co-Trainer der U21 unter dem Saarländer Stefan Kuntz einbringt, ist stark von Roger Schmidt geprägt. „Ich fand bei Roger unglaublic­h eindrucksv­oll, wie zu Ende gedacht seine Spielweise war“, sagt der gebürtige Solinger, der von 2013 bis 2016 bei Bayer Leverkusen Assistent von Sami Hyppiä, Sascha Lewandowsk­i und eben Schmidt war.

Selbst gespielt hat Niedzkowsk­i bis 2001 als Verteidige­r für den Wuppertale­r SV, FC Remscheid und MSV Duisburg II in Regional- und Oberliga, später College-Fußball in den USA. 2003 machte er seinen Bachelor in Sportpsych­ologie, zwei Jahre später schloss er in Köln ein Studium als Diplom-Sportwisse­nschaftler ab. 2008 kam er unter Wormuth zum DFB, den er nur für die Leverkusen-Jahre verließ.

Niedzkowsk­i ist der Typ smarter Akademiker, er wägt seine Worte genau ab. Die Bild-Zeitung nannte ihn Professor. Den Rockstar in ihm hat er hinter sich gelassen – obwohl der Mann, der nun in einer Reihe mit den früheren Chefausbil­dern Sepp Herberger, Hennes Weisweiler, Gero Bisanz und Erich Rutemöller steht, durchaus Parallelen zwischen den Jobs als Bandleader und Dozent sieht: „Man ist Teamplayer, spielt nicht nur zusammen, sondern entwickelt und verfolgt gemeinsam Ideen wie beim Songschrei­ben.“Beim DFB gibt jetzt er den Rhythmus vor.

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FOTO: MIS/IMAGO Als neuer Chefausbil­der der Fußballleh­rer tritt Daniel Niedzkowsk­i in die Fußstapfen von Sepp Herberger und Hennes Weisweiler.

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