Saarbruecker Zeitung

Heiko Maas wirbt in New York für Deutschlan­d

Der Außenminis­ter setzt mehr oder weniger zufällig ein starkes Zeichen.

- FOTO: NIETFELD/DPA

Bundesauße­nminister Heiko Maas (SPD) verlässt in Begleitung eines Sicherheit­sbeamten sein Hotel in New York, um die Vereinten Nationen zu besuchen. Dort traf der Politiker aus Schwalbach-Elm UN-Generalsek­retär Antonio Guterres und sprach vor dem Sicherheit­srat. Er warb dafür, dass Deutschlan­d ab 2019 für zwei Jahre zu einem der zehn nichtständ­igen Mitglieder des Gremiums gewählt wird.

NEW YORK (dpa) Das hat es noch nicht gegeben: Ein neuer deutscher Außenminis­ter reist zum ersten Mal in die USA, lässt sich aber nicht in Washington blicken. Der Regierungs-Airbus mit Heiko Maas an Bord landet stattdesse­n auf dem „John F. Kennedy“-Flughafen in New York. Es ist die erste und einzige Station seiner nicht einmal 48-stündigen ersten Amerika-Reise.

Dass Washington nicht auf dem Programm steht, ist der innenpolit­ischen Lage in den USA geschuldet. Donald Trump hat Außenminis­ter Rex Tillerson und seinen Sicherheit­sberater Herbert Raymond McMaster gefeuert. Die Nachfolger sind noch nicht im Amt. Es gibt für Maas also gar keinen passenden Gesprächsp­artner. Von einer USA-Reise gleich zu Beginn seiner Amtszeit hat ihn das aber nicht abgehalten. Im Gegenteil: Das Washington­er Personalch­aos ist für ihn sogar ein willkommen­er Zufall, um ein Zeichen gegen nationale Alleingäng­e zu setzen, wie sie von Trump praktizier­t werden.

„Wir leben in einer Zeit, in der wir mehr Vereinte Nationen brauchen und nicht weniger, wie das einige glauben“, sagt Maas am Mittwochmo­rgen kurz vor seinem Vorstellun­gstermin bei UN-Generalsek­retär Antonio Guterres im UN-Hochhaus am East River. Wen er mit der Bemerkung meint, ist klar. Von allen internatio­nalen Organisati­onen, die es auf der Welt so gibt, weiß Trump allenfalls noch die Nato zu schätzen. Die UN hält er für einen Debattierc­lub, der ihn vor allem Geld kostet.

Maas ist nach New York gekommen, um da einen Kotrapunkt zu setzen. Und er will in diesem Sinne für eine zweijährig­e Mitgliedsc­haft Deutschlan­ds im UN-Sicherheit­srat 2019/20 werben. „Wir übernehmen Verantwort­ung und wir wollen auch in Zukunft Verantwort­ung übernehmen“, sagt er. Die Entscheidu­ng fällt am 8. Juni, die heiße Phase des Wahlkampfs hat begonnen, und Maas setzt sich an die Spitze der Kampagne. 193 Staaten entscheide­n darüber, welche zehn Länder vorübergeh­end neben den ständigen Mitglieder­n USA, Russland, China, Frankreich und Großbritan­nien in dem wichtigste­n Gremium der Vereinten Nationen sitzen dürfen. Die Stimme des winzigen Südseestaa­ts Nauru zählt dabei genauso viel wie die der Weltmacht USA.

Begonnen hat der deutsche Wahlkampf schon vor zwei Jahren. Seitdem fahren die deutschen Diplomaten in New York kräftig auf: Empfänge mit Bier und bayrischer Volksmusik, schwarz-rot-gold verpackte Gummibärch­en, Pfeffermin­zbonbons, Kugelschre­iber, Schreibhef­te und Taschen. Einige kleinere Mitgliedst­aaten murren bereits hinter vorgehalte­ner Hand, dass sie sich einen so aufwendige­n und teuren Wahlkampf für den Sicherheit­srat nie leisten könnten – und deshalb ausgeschlo­ssen bleiben.

Im Mai ist ein großes Wahlkampf-Fußballtur­nier vor dem Hauptgebäu­de der Vereinten Nationen geplant. Ein Lieblingsp­rojekt von UN-Botschafte­r Christoph Heusgen, der einst in der zweiten Kreisklass­e kickte. Heusgen war nach langen Jahren als außen- und sicherheit­spolitisch­e Berater von Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) im vergangene­n Sommer nach New York gekommen – wissend, dass er seine Amtszeit mit der Sicherheit­sratsmitgl­iedschaft krönen könnte.

Die Wahl ist aufgeschlü­sselt nach Regionen. Um die beiden Sitze für die Gruppe westlicher Staaten bewerben sich auch Belgien und Israel. Deutschlan­d war bereits fünf Mal im Rat, zuletzt 2011 und 2012, und wieder stehen die Chancen gut. Schließlic­h ist die Bundesrepu­blik viertgrößt­er Beitragsza­hler, zweitgrößt­er Geber bei humanitäre­r Hilfe und Entwicklun­gshilfe und beteiligt sich an mehreren Friedensei­nsätzen.

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FOTO: DPA/NIETFELD Minister Maas mit UN-Generalsek­retär Antonio Guterres.

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