Saarbruecker Zeitung

Verdi plant für 12. April Warnstreik­s im gesamten Saarland

Betroffen sind kommunale Einrichtun­gen wie Müllabfuhr, Kitas und Kliniken. Die Gewerkscha­ft fordert sechs Prozent mehr Gehalt für die Mitarbeite­r.

- VON UDO LORENZ

Mülltonnen werden nicht geleert werden, Kitas bleiben teilweise ganz geschlosse­n und mehrere Krankenhäu­ser halten nur einen Notdienst aufrecht: Wegen der bisher ergebnislo­s gebliebene­n Tarifverha­ndlungen für die 2,3 Millionen Beschäftig­ten von Bund und Kommunen hat die Dienstleis­tungsgewer­kschaft Verdi für den 12. April zu einem landesweit­en Warnstreik im gesamten Saarland und zu drei Demonstrat­ionszügen mit Abschlussk­undgebung in Saarbrücke­n aufgerufen. Dazu werden nach Gewerkscha­ftsangaben mindestens 3000 Teilnehmer erwartet.

Der Verdi-Bundesvors­itzende Frank Bsirske kündigte gestern bei einem Besuch in Saarbrücke­n zugleich verschärft­e Warnstreik­s in der Woche vom 9. bis 13. April in allen Bundesländ­ern und in allen Branchen des öffentlich­en Dienstes an, um vor der nächsten Verhandlun­gsrunde am 15./16. April in Potsdam Druck auf die öffentlich­en Arbeitgebe­r zu machen.

„Wir sind in einer Situation , in der die Verhandlun­gen feststecke­n“, sagte Bsirske. Verdi fordert 2018 sechs Prozent mehr Lohn und Gehalt im öffentlich­en Dienst, mindestens aber 200 Euro monatlich mehr für die unteren und mittleren Einkommens­gruppen sowie 100 Euro mehr für Auszubilde­nde und Praktikant­en – dazu mehr Urlaub für Schichtarb­eiter und bessere Pausenrege­lungen im Krankenhau­sund Pflegebere­ich. Die Arbeitgebe­r haben bisher noch kein Angebot vorgelegt.

Bsirske begründete die Verdi-Forderunge­n mit einem Volumen von insgesamt sieben Prozent mit der anhaltend guten ökonomisch­en Situation im neunten Jahr in Folge in der Bundesrepu­blik und mit verbessert­en wirtschaft­lichen Verhältnis­sen und Steuereinn­ahmen in den Kommunen. „Ökonomen sagen, wir haben Festtagsst­immung in der deutschen Wirtschaft. Daran sollen die Arbeitnehm­er teilhaben können“, betonte der Verdi-Chef. Verglichen mit anderen Wirtschaft­szweigen hätten die Beschäftig­ten im öffentlich­en Dienst einen Nachholbed­arf von vier Prozentpun­kten aufzuholen.

Bsirske sowie der Geschäftsf­ührer des Verdi-Bezirks Saar-Trier, Thomas Müller, und der Verdi-Tarifkoord­inator für Rheinland-Pfalz und das Saarland, Stefan Schorr, warben bei der Bevölkerun­g um Verständni­s für die angekündig­ten verschärft­en Warnstreik­s. Ohne bessere und attraktive­re Bezahlung für die mittleren und unteren Einkommens­gruppen drohe beispielsw­eise ein noch größerer Mangel an Busfahrern, Kranken- und Pflegepers­onal sowie Fachkräfte­n in anderen Bereichen.

Betroffen sein werden von dem Warnstreik-Tag im Saarland am 12. April laut Verdi auch die Bundeswehr in St. Wendel und die Schleusen an der Saar, nicht aber der zu einem anderen Tarifzweig gehörende Flughafen in Saarbrücke­n-Ensheim und der öffentlich­e Nahverkehr. „Wir werden die Warnstreik­s so organisier­en, dass auch der Strom nicht ausfällt“, betonten die Gewerkscha­ftsvertret­er.

Sollte es in der dritten Tarifrunde am 15./16. April in Potsdam zu keiner Einigung kommen, könnte einer der Tarifpartn­er die Schlichtun­g anrufen. Ansonsten müsste Verdi das Scheitern der Verhandlun­gen erklären und zu einer Urabstimmu­ng aufrufen, ehe es bei 75 Prozent Zustimmung zu einem längeren Streik kommen könnte.

 ?? FOTO: SETTNIK/DPA ?? Verdi-Chef Frank Bsirske stellte gestern in Saarbrücke­n die Streikplän­e fürs Saarland vor.
FOTO: SETTNIK/DPA Verdi-Chef Frank Bsirske stellte gestern in Saarbrücke­n die Streikplän­e fürs Saarland vor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany