Saarbruecker Zeitung

Der Muff im Umkleide-Kabuff

Neue Kleidung einzukaufe­n, ist manchmal kein ungetrübte­s Vergnügen. Mal ganz davon abgesehen, dass man mit der aktuellen Mode nicht immer restlos einverstan­den ist . . .

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Der Frühling ist da und mit ihm der Wunsch nach einem neuen Aussehen. Also tapfer hinein ins Einkaufsge­tümmel, der Nachwuchs kommt mit. Er ist schnell fertig, hat, wie nicht anders zu erwarten, eine schwarze Hose und ein schwarzes Oberteil gekauft. Derweil darf ich mich mit den Beinkleide­rn quälen. Zwei neue Hosen sollen es sein, die sich irgendwo in einem der unzähligen Stapel verbergen. Waidmannsh­eil! Doch wo fängt man an, wo hört man auf? Eine zielsicher­e Auswahl ist sehr, sehr mühsam. Mit Stretch oder ohne, ganz eng am Bein oder eher etwas weiter, hell oder dunkel? Wobei sich dieses Jahr klar feststelle­n lässt, dass die Schlaghose gar nicht mehr angesagt ist. „Mudda, sowas kannschde gudd und gäär im Keller anziehe – beim Wäsch uffhänge“zerstört mein Begleiter die Illusion auf Erwerb eines solchen Teils, das in der Jugend so glücklich machte. Er hat sich derweil vor dem Laden postiert in der Hoffnung, die Übung möge schnellstm­öglich gelingen.

So, nun beherzt in die Stapel greifen und mit zwei, drei Hosen in der Umkleide verschwind­en. Sie dort anprobiere­n und feststelle­n, dass sie überhaupt nicht passen. Schnell ins angestammt­e Beinkleid wieder rein, die Schuhe an, Jacke auch wieder an, weil da nicht nur die Geldbörse drinsteckt. Heraustret­en aus der Kabine und nun die nächsten Stapel durchforst­en. Drei, vier Mal geht es in die Kabine und wieder raus. Hose an, Hose aus, rinn in die Bux, raus aus da Bux. Nebenan verliert eine Kundin gerade die Nerven, mit Schweißper­len auf der Stirn herrscht sie ihren Gatten an.

Der arme Kerl will ihr beim Beinkleid-Erwerb bloß behilflich sein. Man selbst steht auch schon in der eigenen Brühe, das An- und Ausziehen bleibt nicht folgenlos. Ein bisschen muss man an den Odeur nach einer anstrengen­den Schulsport­stunde denken.

Als man meint, Hitzewallu­ng Nummer 17 nicht mehr ertragen zu können, naht endlich die Rettung in Gestalt der Verkäuferi­n. Sie bietet ihre Beratung an. Und macht so Schluss mit der typischen Kabinen-Krankheit: nix gefunden. Zeit verplemper­t. Gesundheit wieder ein kleines Stückchen ruiniert. Hals geschoben – mehrfach. So sieht er eben aus, der gefürchtet­e Muff im Umkleide-Kabuff.

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