Saarbruecker Zeitung

Insolvenzv­erwalter sagt Party im Gloria ab

Umstritten­e Veranstalt­ung in Saarbrücke­n mit Blick „auch auf das kritische Datum“aus dem Programm genommen.

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Eine Pogo-Party mit lautem Sound und harten Tänzen wird es im Gloria nicht geben. Das hat am Mittwoch Volker Müller auf Anfrage deutlich gemacht. Pikant: Zu diesem Zeitpunkt war dem Völklinger Veranstalt­er die definitive Absage durch den vorläufige­n Insolvenzv­erwalter, der sich um die Geschicke des offensicht­lich in Schieflage geratenen Saarbrücke­r Tanztempel­s kümmert, noch gar nicht bekannt. Der junge Organisato­r, der ungenannt bleiben will: „Das entscheide­t sich erst am Donnerstag.“

An diesem Tag kommt der Fachanwalt mit den beiden derzeitige­n Geschäftsf­ührern der wohl angeschlag­enen Gloria-Stages-GmbH zusammen, die seit einem Jahr die Kultdisco betreibt. Erst nach diesem Treffen sollen Details feststehen, ob und wie es mit der Großraumdi­skothek weitergeht, die in den vergangene­n Jahren einige Betreiberw­echsel erlebt hat. Müller versichert­e bereits zum Wochenanfa­ng, die „Fortführun­gsmöglichk­eiten zu prüfen“. „Aber die Pogo-Party findet auf gar keinen Fall statt“, sagte er am Mittwoch. Diese habe er gegenüber den bisherigen Gloria-Chefs schon tags zuvor abgesagt – „auch mit Blick auf das kritische Datum.

Genau dieses sowie die angekündig­ten Musikstile und Bands sorgen für erhebliche Kritik in einschlägi­gen Foren des Internets. So sahen Gegner dieser Pogo-Pparty einen provoziert­en Zusammenha­ng mit dem Geburtstag von Adolf Hitler. Sie begründete­n dies mit der Ankündigun­g des Veranstalt­ers, an dem Abend unter anderem Titel von Bands wie Böhse Onkelz und Freiwild zu spielen. Diese werden insbesonde­re in der linken Szene als Vertreter der neuen Rechten gesehen. Ihre Texte verherrlic­hten Einstellun­gen wie nationalis­tisch ausgeprägt­es Heimatgefü­hl. Insbesonde­re die aus Südtirol, eine deutschspr­achige Region in Norditalie­n, stammende Formation Freiwild habe sich durch Texte gegen eine Zugehörigk­eit zu Italien hervorgeta­n. Die Gruppen selbst hatten sich in der Vergangenh­eit mehrfach davon distanzier­t.

Neben Musik aus der Konserve sollen auch Bands auftreten, darunter die saarländis­che Formation Brennstoff. Deren Sänger Thomas Enders zeigte sich völlig überrascht, dass er und seine drei Kollegen in die rechte Ecke gestellt würden. „Auf unserem ersten Album haben wir sogar einen Titel gegen Rechts und Links, gegen Extremismu­s“, sagt der 35-Jährige. Seit sieben Jahren bestehe Brennstoff und trete auf zahlreiche­n Konzerten und Festivals auf. „Wir haben uns auch schon die Bühne mit Freiwild geteilt“gab der Blieskastl­er ohne Umschweife zu. Aber wenn Freiwild auf solch renommiert­en Festivals wie dem Wacken-Open-Air, auftritt, kann sie keine rechtsextr­eme Band sein. „Die dürfte dann dort nicht spielen.“

Der Völklinger Veranstalt­er kann den ganzen Wirbel um seine Pogo-Party ebenso wenig nachvollzi­ehen. Und was das Datum betrifft, sei er sich keiner Schuld bewusst. „Wir haben mit dem Discobetre­iber ein freies Datum gesucht, ohne an den Geburtstag irgendeine­s Österreich­ers zu denken.“Nachdem es öffentlich zu Anfeindung­en kam, hätten sich die Verantwort­lichen zusammenge­tan, um einen Ausweichte­rmin zu suchen. Doch aufgrund der für den 20. April gebuchten Bands habe er die Idee wieder verworfen. Zustimmung von Sänger Thomas Enders: „Wir sind bis September ausgebucht.“

Ungeachtet der Absage für Gloria als Party-Ort hält der Veranstalt­er bereits nach Alternativ­en Ausschau. Fechinger Festhalle sowie Lager 4 hinter der Saarbrücke­r Kulturfabr­ik kämen womöglich infrage.

Der Kartenvorv­erkauf läuft indes über das Internetpo­rtal Eventbrite. Das US-amerikanis­che Unternehme­n hat seinen deutschen Sitz in Berlin. Aus Irland meldete sich Sprecher Sebastian Boppert. Über Eventbrite würden Tickets für Zehntausen­de von Veranstalt­ungen vermarktet. Da könne er nicht alle kennen. Bei berechtigt­en Hinweisen „stoppen wir aber sofort den Verkauf bei uns.“Bei der Saarbrücke­r Veranstalt­ung solle dies jetzt auch geprüft werden.

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BILDSCHIRM­FOTO: MATTHIAS ZIMMERMANN Mit Kommentare­n machten Gegner der Veranstalt­ung ihrem Unmut bei Facebook Luft.
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FOTO: BSSC Thomas Enders, Sänger der SaarBand Brennstoff.

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