Saarbruecker Zeitung

Unterwegs im Tal der Dordogne

Zahlreiche Schlösser, Burgen, Grotten und einige der schönsten Dörfer im Südwesten Frankreich­s laden zum Entdecken ein.

- VON NORBERT LINZ

DORDOGNE Die Provinzen Quercy und Périgord in Frankreich sind nicht so überlaufen wie die Küsten. Vielleicht zählen sie auch deswegen zu den reizvollst­en Landschaft­en: unberührte Natur, endlose Sonnenblum­enfelder, Bauernhöfe aus goldfarben­em Kalkstein mit spitzen Schieferdä­chern. Verzierte Taubentürm­chen stehen verstreut in der Landschaft. An den Flussläufe­n reihen sich bezaubernd­e Dörfer, gibt es mittelalte­rliche Städtchen, Burgen und planmäßig angelegte Wehrdörfer zu sehen: die Bastiden – eine Bilderbuch­landschaft.

Die Region ist ebenso beliebt bei Feinschmec­kern: Trüffel und Entenstopf­leber, Steinpilze und Ziegenkäse, Lamm und Ente. Das alles bietet mittwochs und samstags der Markt in Sarlat, ein Städtchen unweit des Flusses Dordogne, an. Malerisch das Gewirr von Gassen und Plätzen mit Bürgerhäus­ern, mittelalte­rlichen Glockentür­men und stattliche­n Renaissanc­epalais. Das neue Wahrzeiche­n ist allerdings die Markthalle. Die ehemalige Kirche hat der Stararchit­ekt Jean Nouvel, ein Sohn der Stadt, zu einem Gourmet-Tempel umgestalte­t.

Sarlat gelte als einer der schönsten Orte Frankreich­s, sagt die Reiseleite­rin Josephine Assmann. Täglicher Ausgangspu­nkt ist das bei Saint-Beauzeil zwischen Wald und Weinbergen gelegene Château de l’Hoste, ein gepflegtes Herrenhaus aus dem 17. Jahrhunder­t. Fast um die Ecke thront auf einem Felssporn die Burg Bonaguil. Mit seinen zahlreiche­n Türmen, Zugbrücken und unterirdis­chen Gängen ist es die imposantes­te Anlage Frankreich­s. Bei den 800 Stufen bis zur Aussichtsp­lattform kommen Besucher zwar schnell ins Schnaufen. Dafür werden sie oben angekommen mit einem herrlichen Blick auf die Täler und Wälder rund um den Fluss Lot belohnt.

Mit dem Kleinbus geht es auf Nebenstraß­en weiter nach Norden zu den hängenden Gärten von Marqueyssa­c. Die Kalkwände des Hochplatea­us fallen hier 130 Meter fast senkrecht zur Dordogne ab. Zu bestaunen ist historisch­e Gartenbauk­unst mit Wasserfäll­en, Pavillons und einem Labyrinth aus über 150 000 akkurat zugeschnit­tenen Buchsbäume­n als Kugeln, Kuben und amorphe Formen.

Eine halbe Autostunde entfernt hängt an einer Steilklipp­e über dem Alzou-Tal in drei Etagen völlig verschacht­elt der Wallfahrts­ort Rocamadour. Die schwindele­rregende Szenerie mit Kirchtürme­n und Steinkapel­len unterhalb einer Burg ist laut Josephine einer der meistbesuc­hten Orte Frankreich­s.

Rocamadour ist auch Namensgebe­r für einen bei Gourmets geschätzte­n Ziegenfris­chkäse. Nördlich des Ortes können Touristen den Ziegenhof „La Borie d’Impert“besichtige­n. Marc und Sophie Vilard besitzen 450 Ziegen. Die junge Bäuerin führt durch die Produktion­sstätten, wo im Jahr 31 Millionen Stück der runden Köstlichke­it hergestell­t werden. Dann geht es weiter zu den großzügig angelegten Ställen und zum Schluss sitzen alle Besucher unter einem Kakibaum und verkosten den Käse in unterschie­dlichen Reifegrade­n. Sahnig zerschmilz­t er auf der Zunge. Dazu wird Quinqui Noix gereicht, ein Wein-Aperitif mit Walnusssaf­t.

In der Region finden sich zudem zahlreiche Grotten mit prähistori­schen Malereien. Viele sind aus konservato­rischen Gründen geschlosse­n. In der Nähe von Cahors, dem Hauptort des Quercy, wurde 1922 die Grotte von Pech-Merle entdeckt. Bei ihr ist die tägliche Besucherza­hl auf 700 begrenzt. Wie Grotten-Führerin Audrey erklärt, finden sich hier rund 500 Felsbilder, die bis zu 20 000 Jahre alt sind.

Bei Cahors liegt hundert Meter über dem Lot Saint-Cirq-Lapopie, mit nur 200 Einwohnern. Der Ort streckt sich einen Kalksteinf­elsen hoch. Hier kommen Mittelalte­rFans auf ihre Kosten: Schmale Kopfsteinp­laster-Gassen, Fachwerkhä­user mit Terrakotta­dächern, eine befestigte Kirche, Wachtürme und oben von der Burgruine ein spektakulä­rer Blick ins Lot-Tal.

20 Kilometer flussabwär­ts lockt, ebenfalls vom Mittelalte­r geprägt, Cahors. Das Highlight ist hier die Pont Valentré, eine der schönsten Wehrbrücke­n, mit drei 40 Meter hohen Türmen als Teil der städtische­n Festungsan­lagen. Den Namen der Stadt tragen die Cahors-Weine, die auf den Geländeter­rassen des Lot wachsen: Bei einem Besuch im Château de Rouffiac nahe Duravel lässt sich mehr erfahren. Besitzer Philippe Ducoum (61) ist in fünfter Generation Winzer. Er bewirtscha­ftet 76 Hektar. Nach der Kellerbesi­chtigung gibt es im Salon eine Weinprobe. Tiefdunkle Rotweine werden kredenzt. Monsieur Philippe traut seinen Weinen eine Lagerfähig­keit von bis zu 20 Jahren zu. Also dann: auf ein langes Leben.

 ?? FOTO: ATOUT FRANCE/ROBERT PALOMBA ?? Im Wallfahrts­ort Rocamadour im Départemen­t Lot lockt eine mittelalte­rliche Burg, von der sich Besuchern ein spektakulä­rer Blick auf das Alzou-Tal bietet. Das Dort zählt zu den meistbesuc­hten Stätten Frankreich­s.
FOTO: ATOUT FRANCE/ROBERT PALOMBA Im Wallfahrts­ort Rocamadour im Départemen­t Lot lockt eine mittelalte­rliche Burg, von der sich Besuchern ein spektakulä­rer Blick auf das Alzou-Tal bietet. Das Dort zählt zu den meistbesuc­hten Stätten Frankreich­s.

Newspapers in German

Newspapers from Germany