Zulieferstreit mit VW sorgt auch Saarländer
Noch ist das Saarbrücker Unternehmen von dem Zoff zwischen seiner Mutter Prevent und VW nicht betroffen. Doch das könnte sich ändern.
Der Streit zwischen dem Autozulieferer Prevent und VW verunsichert auch die Mitarbeiter der saarländischen Prevent-Tochter Halberg Guss, sagt der Betriebsrat. Denn VW ist ein großer Kunde der Saarbrücker Gießerei-Gruppe.
SAARBRÜCKEN/WOLFSBURG Zunächst die gute Nachricht. Den Ärger, den der Automobilzulieferer Prevent derzeit mit VW hat, schlägt nicht auf die jüngste Prevent-Neuerwerbung Halberg Guss durch. Das bestätigte ein Unternehmenssprecher. „Halberg Guss ist nicht Bestandteil der aktuellen Diskussion“, sagt dieser.
Die Saarbrücker Gießerei-Gruppe, die Motorblöcke, Zylinderköpfe und Kurbelwellen herstellt, gehört seit Januar zu Prevent. VW und deren Lkw-Tochter Scania zählen zu den wichtigsten Kunden der Saarbrücker Gießerei-Gruppe, die in der Landeshauptstadt hinter ZF der zweitwichtigste industrielle Arbeitgeber ist. 1400 Frauen und Männer sind dort beschäftigt. Insgesamt arbeiten 3000 Menschen für die Gruppe, zu der in Leipzig und Südafrika zwei weitere Gießereien gehören.
Andernorts steht Prevent stark unter Druck. Wie berichtet, hat VW die Lieferverträge mit den Prevent-Töchtern ES Automobilguss in Schönheide, Cartrim in Plauen (beide in Sachsen) und Prevent Foamtec in Stendal (Sachsen-Anhalt) vor wenigen Tagen gekündigt. ES gießt unter anderem die Gehäuse für Bremsen, Cartrim stellt Autositze her und Foamtec Schaumstoff-Komponenten für die Autositze.
Auch bei Prevent schäumt das Management. „Die außerordentliche Kündigung sämtlicher Lieferverträge mit Frist von nur einem Tag entbehren jeder rechtlichen und ökonomischen Vernunft und widersprechen den kaufmännischen Prinzipien von Treu und Glauben“, heißt es in einer Mitteilung. Den rund 700 Mitarbeitern drohen Kurzarbeit und Kündigungen.
Beobachter sehen darin einen Racheakt von VW. Denn im August 2016 stellten ES und Cartrim wegen eines Streits um einen geplatzten Großauftrags die Lieferungen an den Autobauer ein. In den VW-Werken in Wolfsburg und Emden standen daraufhin tagelang die Bänder still. Die Wut bei Volkswagen muss noch immer groß sein und die Rache süß – aber auch teuer. Einem Bericht der „Wirtschaftswoche“zufolge kostet der Ausstieg bei Prevent den Konzern rund 200 Millionen Euro.
Deshalb kauft man bei der Halberg Guss der neuen Muttergersellschaft Prevent auch nicht ab, dass das Ganze für die saarländischen Guss-Profis auf Dauer ohne Folgen bleibt. „Die Belegschaft ist verunsichert“, sagt Betriebsratschef Bernd Geier. Noch seien keine Auswirkungen zu spüren und das Geschäftsjahr 2017 sei „vernünftig gelaufen“. Aber Insider spielen bereits Szenarien durch. „Was ist, wenn Prevent die Saarbrücker Gießerei-Gruppe benutzt, um wiederum VW zu schaden?“, lautet eine bange Frage. Denn für Lieferung von Motorblöcken finde sich nicht von heute auf morgen ein neuer Zulieferer. Im Grunde gibt es dafür neben Halberg Guss nur zwei Hersteller: das Eisenwerk Brühl und die Fritz Winter Eisengießerei im hessischen Stadtallendorf. Doch wenn in Zukunft neue Gussaufträge vergeben werden, „sieht die Sache schon anders aus“, meinen Kenner der Szene.
Zudem zofft sich die Prevent-Gruppe, die der bosnischen Unternehmerfamilie Hastor gehört, vor Gericht auch mit dem Autobauer Daimler wegen der Lieferung von Sitzbezügen. Daimler wiederum ist der Hauptkunde von den Motorblöcken, die im Halberg-Werk in Südafrika gegossen werden.
„Die Belegschaft ist
verunsichert.“
Bernd Geier
Betriebsratschef von Halberg Guss