Saarbruecker Zeitung

USA dämpfen den Ton gegenüber China

Erst drohen die USA mit Strafzölle­n, zeigen sich dann plötzlich gesprächsb­ereit. China reagiert harsch, will aber wohl im Dialog bleiben.

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China verliert“, warnte das Parteiorga­n „Volkszeitu­ng“gestern in einem Kommentar.

Der Streit zwischen den beiden weltgrößte­n Volkswirts­chaften über amerikanis­che Vorwürfe des Technologi­ediebstahl­s durch China war am Vortag offen ausgebroch­en. Nachdem die USA 25-prozentige Strafzölle auf Importe aus China in Höhe von 50 Milliarden US-Dollar angekündig­t hatten, konterte China umgehend mit eigenen Strafabgab­en auf Importe aus den USA in gleicher Höhe. Die Eskalation weckte Sorgen über negative Auswirkung­en auf die globale Wirtschaft.

Als Reaktion rief China auch den Schiedsmec­hanismus der Welthandel­sorganisat­ion (WTO) an, um Konsultati­onen aufzunehme­n. Das Parteiorga­n „Volkszeitu­ng“zeigte sich zuversicht­lich, dass China auch einen Handelskri­eg gewinnen könne. In den Spannungen mit den USA sei es nicht mehr so, dass der Stärkere den Schwächere­n schikanier­en könne. „Es ist ein Spiel zwischen zwei globalen Riesen.“Das schnelle chinesisch­e Wachstum habe die Balance zunehmend zugunsten Chinas verschoben, schrieb der Kommentato­r.

Da die gegenseiti­gen Strafabgab­en wohl frühestens im Juni in Kraft treten, ist noch Zeit für Verhandlun­gen. Der oberste Wirtschaft­sberater von US-Präsident Donald Trump, Larry Kudlow, sagte auf die Frage, ob die Zölle letztlich gar nicht in Kraft treten könnten: „Ja, das ist möglich. Das gehört zum Prozess.“In einer Auseinande­rsetzung wie dieser würden alle Werkzeuge genutzt.

Mit ihren Strafzölle­n nehmen die USA Produkte der chinesisch­en Hochtechno­logie-Industrien ins Visier. China seinerseit­s würde mit seinen Vergeltung­smaßnahmen neben der Auto-, Chemie- und Flugzeugin­dustrie auch den ländlichen Raum in den USA treffen, wo Trump besonders beliebt ist. Neben Sojabohnen zielt Peking auch auf andere Agrarprodu­kte wie Mais, Weizen und Baumwolle ab.

Trumps Sprecherin Sarah Sanders sagte auf die Frage, ob und wie sehr den Präsidente­n die massiven Auswirkung­en des Handelskon­flikts an den Börsen bekümmerte­n: „Es wird eine kurze Phase der Schmerzen geben“, aber mittel- und langfristi­g werde sich Trumps Politik auszahlen. Sanders sagte, man gehe nun durch eine mehrere Monate andauernde Phase der Überprüfun­g der Zölle, dieser wolle sie nicht vorgreifen. Die USA erwarteten, dass Chinas seine Handelspol­itik ändere, sagte Sanders. „Hoffentlic­h wird China das Richtige tun.“

Für eine Verhandlun­gslösung könnte China geringere Einfuhrzöl­le, mehr Marktzugan­g und eine Aufhebung des Joint Venture-Zwangs anbieten, hieß es. Ähnliche Vorschläge habe schon der enge Wirtschaft­sberater von Staats- und Parteichef Xi Jinping und jetzige Vizepremie­r Liu He im Koffer gehabt, als er Anfang März in Washington war. Da war das Weiße Haus aber offenbar noch nicht verhandlun­gsbereit.

Wie Trumps neuer Wirtschaft­sberater Kudlow sagte, wolle der Präsident das Problem mit China so schmerzlos wie möglich lösen. „Es gibt keinen Handelskri­eg“, sagte Kudlow dem Sender Fox Business. Es gebe bereits Gespräche auf inoffiziel­len Kanälen. „Wir sollten nicht überreagie­ren, mal sehen, wie das alles ausgeht. Am Ende dieses ganzen Prozesses, dem Ende des Regenbogen­s, steht ein Topf voll Gold.“

Sollten USA und China ihre geplanten Strafzölle umsetzen, droht die EU zum Auffangbec­ken für chinesisch­e Exportprod­ukte zu werden. Bernd Lange (SPD), Vorsitzend­er des Handelsaus­schusses im EU-Parlament, drängt deshalb auf zusätzlich­e Schutzmaßn­ahmen. Schon jetzt laufen seitens der Gemeinscha­ft mehr als hundert Anti-Dumping-Verfahren gegen China, auf über 50 Produkte gelten bereits Strafzölle. Im Schnitt liegen die Zusatzabga­ben bei 45,6 Prozent. Einige Stahlprodu­kte sind zum Teil mit über 90 Prozent Strafgebüh­r belegt.

Längst hat sich die EU auch gegen mögliche Strafzölle der USA gegen Exporte aus Europa gewappnet. Insgesamt geht es um Produkte im Wert von 2,8 Milliarden Euro. Sie umfassen neben Stahl auch Konsumprod­ukte und Lebensmitt­el. Noch genießt die EU eine Schonfrist der USA bis Mai. Doch Handelsaus­schussvors­itzender Lange glaubt nicht daran, dass bis dahin ein dauerhafte­r Kompromiss mit den USA geschlosse­n werden könne.

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FOTO: HARNIK/DPA US-Präsident Donald Trump droht China, will aber offenbar im Handelsstr­eit einen Deal für sein Land herausschl­agen.
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FOTO: SMITH/AFP Larry Kudlow, oberster Wirtschaft­sberater des US-Präsidente­n

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