Der Düsseldorfer Kunstpalast zeigt mit „Black & White“Werke aus 700 Jahren Kunstgeschichte.
Das Düsseldorfer Museum Kunstpalast zeigt in seiner Ausstellung „Black & White“rund 100 Werke aus 700 Jahren Kunstgeschichte.
werden. Man denkt zuerst an apokalyptische Landschaften nach verheerenden Katastrophen. Aber es geht auch anders. Wie schön und umfangend, wie bestimmend und assoziativ Grau in seiner Ausschließlichkeit sein kann, macht uns der belgische Künstler Hans Op de Beck schmackhaft. Einen riesigen Raum hat er 2016 gebaut, „The Collector‘s House“(Das Haus des Sammlers). Beim ersten Schritt durch die hohen grauen Flügeltüren auf den grauen Fußboden meint man, Grau sogar riechen zu können. Mit Teich (aus Glas) und Bibliothek (wie das meiste in Handarbeit aus Holz oder Kunststoffen gearbeitet und eingefärbt) weist das Interieur auf Wohlstand hin, auf Bildung und Menschen, die man nicht unbedingt hier vermutet. Wahrscheinlich wurde eine Party im großbürgerlichen Ambiente gefeiert, neben den Seerosen schwimmen Flaschen auf dem Wasser. Versonnen spielende Kinder gibt es, die neben klassisch posierenden, nicht so klassischen Frauentypen das eingefrorene Alltagsleben mit schlafendem Hund komplettieren, mit Laptop, Einmalsoftdrink-Dosen, tausenden Büchern und vielem mehr. Ein imposantes Erlebnis, in das Hans Op de Beeck (Jahrgang 1969) jeden Besucher suggestiv hineinzieht.
Nach seinem Willen soll man sich hinsetzen oder hinlegen, um im Rhythmus der Musik ruhig zu werden. Schatten fallen so gut wie nicht durch die an der Decke angebrachte Lichtdiffusion. Wie wir unser Leben inszenieren, ist die Frage, die den Belgier umtreibt. Mit einem einzigen Hurrikan kann alles vorbei sein.
Optisch das Gegenteil geschieht im Folgeraum, dem Abschluss der Ausstellung, Experiment Nummer zwei. Der dänisch-isländische Superstar Olafur Eliasson hat Natriumdampfleuchten an der Decke montiert. Man kann dadurch keine Farben mehr erkennen. Alles ist grau, man sieht mehr, anders. Nichts außer penetrantem, grell-warmen Gelborange.
Dem Experiment voran geht die Meisterschaft der Vorfahren. Höhepunkte sind der Frauenakt „Die große Odaliske“von Ingres sowie das einzige von Degas bekannte Grisaille-Gemälde „Ballettprobe auf der Bühne“. Für die Foto-Hochburg Düsseldorf wurde die aus der britischen National Gallery kommende Ausstellung um einen Raum der Fotografie erweitert, den Katharina Sieverding mit ihrem aus 120 Einzelfotografien bestehenden Tableau „Maton Solarisation“vor Robert Mapple-thorpe und Karl Blossfeldt dominiert. Wie Malerei und Fotografie ineinanderfließen, führt Chuck Close mit seinem pixelig gemalten Porträt vor; in dieser Sektion ist auch Gerhard Richter verortet, etwa mit seinem Ölbild in Wischtechnik „Helga Matura mit Verlobtem“, das wie eine unscharfe Fotografie wirkt.
Die sakrale Kunst führt zum Ursprung: Im Mittelalter galt Farbe als verbotene Frucht, als Ablenkung von Spiritualität. So mussten während der Fastenzeit bunte Kunstwerke verhüllt werden wie mit dem kostbaren Tuch von 1538, das Christus am Ölberg abbildet und aus Genua den Weg nach Düsseldorf fand.
Man lernt: Licht und Schatten sind Kategorien unserer Wahrnehmung. Sie spielen ihre Kraft aus in dieser Schau. Und liefern doch nur ein Skelett der Wirklichkeit.
Bis 15. Juli (Ehrenhof 4-5). Di bis So: 1118 Uhr, Do: 11-21 Uhr